Albertina zeigt Max Ernst-Retrospektive

Als einer der wichtigsten Vertreter des Surrealismus und Dadaismus hat Max Ernst die Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt. Die Albertina zeigt ab Mittwoch rund 180 Werke. Die zweitteuerste Schau soll zum Kassenschlager werden.

Max Ernst (1891-1976) zählt zu den ganz großen Künstlern der Moderne, oft wird er in einem Atemzug mit Matisse, Picasso, Kandinsky und Warhol genannt. „Wenn die Kunst ein Spiegel der Zeit ist, so muss sie wahnsinnig sein“, sagte er. Den Ersten Weltkrieg, in dem er als Soldat mitkämpfte, empfand er als Wahnsinn und verabscheute ihn später als „Schweinerei“.

Besuchermagnet zum Beginn des Ausstellungsjahres

Die Albertina widmet dem im rheinländischen Brühl geborenen Maler, Bildhauer, Zeichner und Dichter nun die erste große Retrospektive in Österreich - nach der Van Gogh-Schau 2008 die zweitteuerste, die das Haus bisher realisierte. Rund 180 Gemälde, Collagen und Skulpturen sowie Beispiele illustrierter Bücher werden vom 23. Jänner bis zum 5. Mai zum ersten Mal in Österreich gezeigt. Das Museum erhofft sich von der Ausstellung den ersten Besuchermagnet des neuen Jahres und erwartet rund 200.000 Besucher.

Das Gemälde "Die ganze Stadt" von Max Ernst

VBK Wien 2012 / Kunsthaus Zürich

Max Ernst: Die ganze Stadt (1935/36)

Pionier des Surrealismus

Zusammen mit Andre Breton gilt Max Ernst als Pionier des Surrealismus in Paris, Salvador Dali und Alberto Giacometti zählten zu seinem Freundeskreis. Gemälde wie „Die Inspizierung eines Pferdes“ (um 1923) sind absurde und ironische Bilder, oft stehen auch wundersame Traum- oder Mischwesen im Mittelpunkt seiner Werke.

Eines seiner berühmtesten Werke, „Die ganze Stadt“ (1935/36), zeigt eine ruinenartige Tempelanlage, der eine große Sonne einen mystischen Charakter verleiht. Beide Bilder sind in der Albertina-Ausstellung zu sehen.

Max Ernst: Weib, Greis und Blume

VBK, Wien 2012 / © 2012. Digital image, The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence

Max Ernst: Weib, Greis und Blume (1924)

„Dada-Max“, wie man ihn auch nannte, bezog von Anfang an eine eindeutige politische und gesellschaftliche Position. Der Dadaismus als Kunstbewegung schien ihm passend als radikale Antwort auf die bürgerliche-konservative Ordnung der 1920er-Jahre. Auch privat entzog er sich dem bürgerlichem Ideal: Vier Ehen sind Beispiel seines turbulenten Lebens.

Ausstellungshinweis:

Max Ernst Retrospektive, 23. Jänner bis 5. Mai 2013, Albertina, täglich 10-18 Uhr, Mi bis 21 Uhr

Von den Nationalsozialisten als „entarteter Künstler“ gebrandmarkt, floh Max Ernst nach Frankreich und emigrierte schließlich 1941 in die USA. Zeit seines Lebens immer auf der Suche nach Neuem, brach er mit konventionellen künstlerischen Arbeitsmedthoden. Raffinierte Techniken wie Übermalungen, Collagen, Frottagen (Durchschreibeverfahren), Grattagen (Abkratzverfahren) oder die Décalcomanie (Farbabzug) entstammen seiner künstlerischen Tätigkeit.

Max Ernst: Die Versuchung des heiligen Antonius

VBK, Wien 2012 / Lehmbruck Museum, Duisburg, Foto: Achim Bednorz

Max Ernst: Die Versuchung des heiligen Antonius (1945)

Ernst-Experten als Gastkuratoren

Sechs Gemälde und zwei Skulpturen stammen aus dem Bestand der Albertina, die restlichen Arbeiten steuern rund 60 Leihgeber bei. Als Gastkuratoren holte sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder neben Julia Drost auch den mittlerweile umstrittenen Ernst-Experten Werner Spies ins Haus. Der deutsche Kunsthistoriker und Kunsthändler war persönlich mit Max Ernst befreundet und gibt seit seinem Tod das Werksverzeichnis heraus.

2011 geriet er jedoch in die Schlagzeilen, weil er sieben gefälschten Max Ernst-Bildern Echtheitszertifikate ausstellte - die Bilder wurden in mehreren Museen ausgestellt und für Millionensummen verkauft. Die Gemälde stammten hingegen von Wolfgang Beltracchi, der im Laufe mehrerer Jahre bis zu hundert Fälschungen in Umlauf gebracht haben soll.

Max Ernst: Lediger Baum und vermählte Bäume

VBK, Wien 2012 / Museo Thyssen Bornemisza, Madrid

Max Ernst: Lediger Baum und vermählte Bäume (1940)

Nach Wien wandert die Ausstellung auch in die Basler Fondation Beyeler, die Max Ernst die erste große Retrospektive in der Schweiz nach seinem Tod 1976 widmet.

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