Hubsi Kramar wartet auf Godot
„Warten auf Godot“ ist die große Liebe von Hubsi Kramar. Heuer inszeniert der 65-jährige Schauspieler und Regisseur das Kultstück bereits zum vierten Mal. „Dieses Mal habe ich die idealen Schauspieler gefunden, die den Figuren am meisten entsprechen. Außerdem entdecke ich jedes Mal etwas neues Unglaubliches und bin erstaunt, was für ein großartiger Stoff das ist“, so Kramar gegenüber wien.ORF.at. Ab 8. August ist das Stück in Wien, Niederösterreich und Burgenland zu sehen.
Bernhard Mrak
Verlorensein in der Welt
Im Stück verbringen die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir auf einer Landstraße ihre Zeit damit, nichts zu tun. Gemeinsam warten sie auf eine Person namens Godot. „Aber Wladimir weiß, dass es Godot nicht gibt, er braucht nur einen Aufhänger, um seinen Freund bei Laune zu halten“, so Kramar.
Sendungshinweis:
„Gut gelaunt in den Tag“, 22. August 2013
Für zusätzliche Verwirrung sorgt der Landbesitzer Pozzo mit seinem Diener Lucky. Am Ende erscheint ein angeblich von Godot ausgesandter Botenjunge, der verkündet, dass sich Godots Ankunft weiter verzögern, er aber ganz bestimmt kommen werde. Spätestens dann haben die Wartenden Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Situation.
Bernhard Mrak
Faschismus und seelische Konflikte
„Kopf hoch, damit er besser in die Schlinge passt“, ist einer der Sprüche, die Kramar gerne von sich gibt. Auch bei „Warten auf Godot“ gibt es Querverweise zum Selbstmord. „Warten auf Godot“ (En attendant Godot) war das bekannteste Theaterstück von Literaturnobelpreisträger und Schriftsteller Samuel Beckett (1906 - 1989).
Aufführungshinweis:
Premiere am 8. August im Steintheater Kleylehof, Nickelsdorf. 22. bis 24. August, 20.00 Uhr, Fabrik Publik, Seestadt Aspern. Shuttlebus ab U2 Aspernstraße.
Beckett wollte mit diesem Text die menschliche Tragödie des 20. Jahrhunderts, Faschismus und dessen Schrecken, spürbar zu machen, mit all den Tiefen der zwischenmenschlichen und seelischen Konflikte, die so ein Stoff mit sich bringt. Er stellte damit das ganze Theater seiner Zeit auf den Kopf und sorgte für einen Skandal.
Intimes Spiel in weiter Landschaft
Für die Seestadt Aspern als Aufführungsort entschied sich Kramar ganz bewusst. „Hier sieht es aus wie in einer Wüste oder in einer Kriegslandschaft.“ Diese Leere spiegelt das Thema von „Warten auf Godot“ wieder. „Es ist eine verzweifelte Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen und es geht um das Verlorensein in der Welt“, erklärt Kramar die Schwerpunkte der neuen Inszenierung.
Um die Entfernung zwischen Bühne und Publikum gering zu halten, werden rund 120 Personen pro Vorstellung Platz haben. „Ich möchte es gern intim haben. Theater soll direkt im Kopf der Menschen stattfinden“, so Kramar.
Glenneroo
Ein Klassiker zum Entdecken
„Warten auf Godot“ ist eine radikale, komische Tragödie mit reduzierten Mitteln. „Wenn man wirklich zuhört, kommt man ein bisschen weiter als Mensch“, so Kramar. Er selbst würde als Suchender im Stück immer etwas Neues von sich entdecken. „Durch mein Reiferwerden ändert sich das Stück ständig. Ich lese auch Bücher immer wieder, weil man sich in in diesen spiegelt.“