Besser streiten

Beim Streiten verhält sich jeder anders: der eine schreit und droht, der andere zieht sich zurück und manche suchen einen Kompromiss. Kommunikationsexpertin Nana Walzer erklärt die fünf Arten des Streitens.

Die fünft Arten des Streitens:

1. Kämpfen: durch verbale, emotionale oder körperliche Gewaltanwendung (auch Drohungen aller Art) wird das Machtverhältnis geklärt bzw. ein Sieger und ein Verlierer bestimmt

2. Flüchten: durch Abwenden, Ignoranz, Distanz muss man sich nicht mit dem Thema oder dem Gegenüber auseinandersetzen. Auch harmoniesüchtige und konfliktscheue Menschen neigen zum „flüchten“ (z.B. Schweigen, Rückzug, Weggehen, Abwenden)

3. Delegieren: durch das Abgeben der Verantwortung (Kinder an die Eltern, Mitarbeiter an dies Vorgesetzen) ist man nicht für die Lösungsfindung oder -umsetzung zuständig. Eine bequeme Art, Konflikte von sich zu weisen und anderen unterzuschieben.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 7.12.2016

4. Kompromiss: durch das Suchen und Finden des kleinsten gemeinsamen Nenners oder einer grundlegenden Gemeinsamkeit kann eine Verbindung trotz unterschiedlicher Ausrichtungen aufrechterhalten bleiben

5. Konsens: Wenn wir danach streben einen Weg zu finden, bei dem beide Seiten etwas gewinnen, so können wir Unterschiedlichkeiten aller Art konstruktiv nutzen. Dazu sind Flexibilität, Kreativität und (Selbst)Vertrauen nötig.

Mann und Frau streiten beim Frühstückstisch

Colourbox.de

In Zukunft „besser streiten“

Die klassischen Antworten wären: Mehr Zuhören, Ich-Botschaften senden statt Schuldzuweisungen zu vergeben und nicht Jammern oder Nörgeln. Präsent bleiben statt wegzugehen. Versuchen, den anderen zu verstehen und dazu Fragen stellen. Noch wichtiger als diese Techniken ist aber die eigene Grundhaltung: Beim „Besser Streiten“ geht es v.a. darum, sich und den anderen nicht zu verletzen. Weder verbal, noch emotional und schon gar nicht körperlich. Also keine Abwertungen, keine Drohungen, keine Beschimpfungen oder Gewalthandlungen anzuwenden.

Am allerwichtigsten ist aber die Einstellung: also zu verstehen, dass wenn mich etwas aufregt, ärgert, berührt und betrifft, irritiert, stört – was auch immer – wird MEIN inneres Muster von Abwehr, Aggression, Flucht etc. ausgelöst. Das heißt der andere ist nicht „schuld“ an meinen Gefühlen, sondern die Situation ist ein Auslöser dafür MEINE Gefühle durch bestimmte Körperreaktionen wie Hormonausschüttung, Muskelspannung, Gedankenmuster, Verhaltensmuster aktiviert werden. Und ich kann für MEINE Gefühle, also für diesen körperlichen, emotionalen und mentalen Zustand selbst die Verantwortung übernehmen. Meine Gefühle haben nicht Recht – sie sind ein Zeichen, dass etwas oder jemand mit meiner Erwartung nicht stimmig ist. Und zu allererst gilt es, die innere Stimmigkeit wieder herzustellen.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“