Die Macht der Worte

Unsere Wortwahl beeinflusst unsere Wirklichkeit- welche Macht haben unsere Worte, wie wirken positive und negative Worte auf uns und auf andere? Kommunikationsexpertin Nana Walzer mit Tipps, die richtigen Worte zu finden.

Unsere Wortwahl beeinflusst unsere Wirklichkeit in der Tat und nachweisbar massiv. Die Neurowissenschaft hat herausgefunden, dass unsere Wortwahl unser Gehirn messbar verändert: Negative Wörter halten unser Gehirn nicht nur davon ab, Stress abzubauen – sie wirken sogar stresserzeugend.

Und unter Stress schränken sich die Gehirnfunktionen stark ein, unser logisches Denken lässt nach, das emotionale Einfühlungsvermögen sinkt. Auch die Körperfunktionen werden beeinträchtigt, die Muskelspannung steigt, der Atem wird flacher, wir bekommen weniger Sauerstoff und werden auf Dauer infektanfälliger.

Wer sich viel ärgert und dies oft wortgewaltig ausdrückt, der fährt quasi immer wieder das Gehirn auf „Notbetrieb“ herunter. Leider kann sich diese Wirkung auch auf andere erstrecken, da jede Emotion nicht nur Effekte nach innen hat, sondern ebenso nach außen hin „ansteckend“ ist.

Sprechblase mit den Worten Ich liebe Dich

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Positive Wörter stärken Denkleistung

Worte haben die Macht, eben etwa den körperlichen und emotionalen Stress zu verringern – oder zu erhöhen. Positive Wörter stärken zum Beispiel die Motivation, unsere Denkleistung aber auch das Mitgefühl. Dabei ist interessanterweise ganz egal, ob diese Worte von anderen ausgesprochen werden, ob wir sie anderen sagen oder aber ob wir uns „nur“ im inneren Selbstgespräch mit uns befinden. Deshalb sollten wir auch sehr darauf achten, wie unsere innere Stimme mit uns spricht und was sie sagt.

Ich kann mich an eine Schlüsselszene in meinem Leben erinnern, da stand ich vor einem Lift, wartete und ärgerte mich über jemanden. Und meine Wut drückte sich in Aggression gegen mich selbst aus. Ich hörte meine innere Stimme ganz laut, sie schimpfte mich einen Idioten. In dieser Situation habe ich diese Stimme zum ersten Mal als völlig unpassend wahrgenommen. Ich trat einen Schritt zur Seite, schaute nach links oben, als ob da der Urheber meiner Stimme säße, und sagte zu mir: „Bist Du jetzt für mich oder gegen mich?“. In dem Moment haben wir Freundschaft geschlossen. Meine innere Stimme hat mich nie wieder geschimpft. Ich habe in mir selbst einen Verbündeten gefunden und der Saboteur meines Selbstwertgefühls ist verschwunden. Seitdem fühle ich mich wirklich wohl und eins mit mir. Ich weiß, dass ich mich in jeder Situation auf mich verlassen kann.

Positive Worte bringen bessere Laune

Wenn wir mehr positive Wörter als negative benutzen, so aktivieren wir Teile in unserem Gehirn, die für unseren Antrieb zuständig sind. Wir sind besser gelaunt, offener, interessierter und auch aktiver. Die Selbstsicht wird positiver und wir sehen andere in einem besseren Licht. Verwenden wir positive Bilder, Worte und Gefühle öfter, so kann sich unsere Gehirnstruktur verändern und wir gewinnen eine optimistischere Einstellung zum Leben.

Lassen wir Worte weg, die uns selbst abwerten, die Umstände kritisieren, andere runtermachen, aber auch ganz allgemein das Fluchen und Schimpfen, so bekommen wir Raum für eine andere Sichtweise und Empfindungswelt. Verwenden wir mehr spürbar angenehme Worte wie „Freude, Liebe, Frieden, Wohlgefühl, Heiterkeit, Lust, Spaß, Neugierde“ oder sinnlich anregende Begriffe wie „Kaffee, Parfüm, Musik, Feiern“ dann fühlen wir uns schlichtweg besser.

Das heißt nicht, dass wir negative Situationen deshalb ignorieren, verdrängen oder leugnen sollten. Aber wir können eine machtvolle, weil wirkungsvolle Entscheidung treffen, wie wir darüber reden, wenn uns etwas stört: Geben wir der Angst und der Aggression den Vorrang – oder aber der schlichten Beschreibung, der positiven Zielsetzung und der Lösungsorientierung?

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“