Der Wiener Schneckenbaron

Er ist Österreichs einziger Vollerwerb-Schneckenbauer, züchtet klassisch Weinbergschnecken und vermarktet auch Schneckeneier und Leber als Delikatesse und sogar den Schneckenschleim - als Grundstoff für Medizin und Kosmetik.

Vor genau zehn Jahren packte den studierten Informatiker Andreas Gugumuck eine Idee: Nach der Lektüre eines Zeitungsartikels über Schneckenzucht wollte er das auch probieren. Schnell wuchs das Hobby zu einer Obsession und schließlich zu seiner Profession und der Familienvater tauschte seinen IT-Job gegen das Leben als Landwirt.

Sendungshinweis: „Menschen im Gespräch“ mit Thomas Azade und Andreas Gugumuck, 29. Mai, 19.00 Uhr

Von seiner Großmutter übernahm er einen stillgelegten kleinen Hof am Stadtrand von Wien. Seither dreht und windet sich alles in seinem Leben um die wirbellosen Kriechtiere. Er will die Tradition der Weinbergschnecke wiederbeleben, die bis vor hundert Jahren noch in Wien in größeren Mengen gehandelt und verzehrt wurden, als in Paris. Er hat alte Rezepte ebenso ausgegraben, wie er das Potenzial der Schnecke als Futurefood auslotet.

Wiener Schneckenfarm

Karin Nussbaumer

Wiener Schneckenfarm

Start-Up statt Aussteiger

In wenigen Jahren schuf er ein kleines Schneckenimperium, als Familienbetrieb geführt. Er beliefert die Spitzengastronomie, organisiert Führungen am Hof und betreibt ein Bistro. „Mir ging es aber immer um Regionalität und Qualität, ich wollte nie in riesigen Mengen produzieren oder gar exportieren.“ Als Aussteiger sieht sich Gugumuck nicht, sehr wohl aber als Landwirt, der ein StartUp-Unternehmen führt.

Denn er vermarktet systematisch und sehr erfolgreich seine Scheckenprodukte und ist ständig auf der Suche nach neuen Nischen und kooperiert auch mit Universitäten und Wissenschaftern. Für die Produktion seiner Schneckeneier hat er ein eigene Liebesnest ausgetüftelt: „Im ehemaligen Schweinestall haben wir eine Klimakammer eingerichtet, in der wir den Schnecken ganzjährig den Wonnemonat Mai vorgaukeln.“ Bei richtiger Temperatur und Luftfeuchtigkeit und entsprechendem Hell-Dunkel-Rhythmus werden die Zwittertiere liebestoll. Und legen brav ihre Eier in bereitgestellte Sandbehälter ab, wo sie leicht geerntet und gereinigt werden können.

Andreas Gugumuck

Philipp Lipiarski

Andreas Gugumuck

Organkleber und Schönheitsprodukt

Seit kurzem liefert er sogar den Schleim seiner Schnecken an Wiener Forscher, die daraus einen bioverträglichen Klebstoff für die Medizin entwickeln wollen, als Wundverschluss und zum Kleben innerer Verletzungen. Und die reichen Inhaltsstoffe des Schneckenschleims stehen sogar im Ruf, wertvoll für die Kosmetik zu sein, Falten glätten zu können oder Akne zu bekämpfen. Doch auch das muss erst erforscht und in Studien belegt werden.

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