Den Seelenverwandten finden

Wie erkennt man eine „verwandte Seele“? Was macht einen „Seelenverwandten“ aus und wie unterscheidet man einen „echten Seelenverwandten“ von reinem Wunschdenken? Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Antworten.

Zunächst ist es sinnvoll, den Begriff „Seele“ etwas näher zu betrachten. Oft werden Geist, Seele und Wesen austauschbar benutzt. Für viele fällt zudem der Begriff der Seele in den religiösen Bereich, etwa die Vorstellung der unsterblichen Seele in einem sterblichen Körper, die ewig existiert. Also eine Art übermaterielles Lebensprinzip, das jedoch durchaus an das Körperlich-Materielle geknüpft ist, um sich zu erfahren.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 2.11.2017

Mit dem „Leib-Seele“-Problem bezeichnen Philosophen die Schwierigkeit, eine klare Verbindung zwischen den körperlichen Vorgängen und den Aktivitäten in unserem Geist und Bewusstsein herzustellen. Bis heute hat die Wissenschaft noch nicht restlos geklärt, wie genau das Bewusstsein in unserem Gehirn entsteht.

Mit „Seelenverwandtschaft“ wird nun eine ausgesprochen besondere Verbindung zwischen zwei Personen bezeichnet, die sich durch eine anscheinend naturgegebene grundlegende Wesensähnlichkeit auszeichnet.

Zwei verbundene rote Herzen

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Was macht einen Seelenverwandten aus

Die wahrgenommenen oder empfundenen Übereinstimmungen zwischen zwei Menschen können verschiedener Art sein. Ein spektakuläres Beispiel ist die Synchronizität, also die Gleichzeitigkeit im Denken, Fühlen und Handeln. Man weiß, wann der andere etwas empfindet, wann er anruft, was er sagen will etc. Die Gefühle, die so eine besondere Beziehung begleiten sind etwa tiefe und bedingungslose Liebe und der Eindruck einer Intimität, die weit über das Körperliche oder irgendwelche Bedürfnisse hinausgeht.

Eine andere Komponente ist die Ähnlichkeit von Gedankengängen und Assoziationen. Wobei hier mit Vorsicht zu agieren ist, da wir gerade etwa in der ersten Verliebtheit einander eine größere Ähnlichkeit zuschreiben, als tatsächlich vorhanden ist. Solches Wunschdenken ist dann eher eine Projektion, also eine Übertragung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse auf den anderen.

Den „echten Seelenverwandten“ erkennen

Es gibt über die Jahrtausende viele Erklärungsversuche für eine solche Verbindung zwischen zwei Menschen, die im Reich der Mythen, in der Mystik und Esoterik wurzeln. Bei Platon ist etwa von ursprünglichen Kugelmenschen die Rede, mit zwei Gesichtern und vier Armen und Beinen. Als Strafe für ein Vergehen, hieb Zeus sie entzwei und fortan leiden die Menschen unter ihrer Unvollständigkeit und suchen ihre „zweite Hälfte“ aus Sehnsucht nach der einstigen Vollständigkeit.

Eine andere Sichtweise, die der Theosophie, ist, dass Menschen im Laufe einer Menge an Wiedergeburten ihre karmische Schuld bereinigen und dann wieder miteinander verschmelzen. Die jüdische Auffassung von Seelenverwandtschaft spricht von einer göttlichen Vorherbestimmtheit etwa von Ehegatten.

Was nun die Einschätzung der Echtheit einer Seelenverwandtschaft betrifft, so wäre ein Weg, die Qualität einer Verbindung zwischen zwei Menschen in guten wie in schlechten Zeiten zu betrachten. Unabhängig von einer konzepthaften Zuschreibung, wie Platon, die Theosophen oder andere es vornehmen, zeigt uns dann einfach die Zeit das wahre Gesicht eines bzw. zweier Menschen.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“