Wunschlos glücklich ins neue Jahr

Wie kann man Altes im alten Jahr zurücklassen und Neues im neuen Jahr zulassen, wie kann das Loslassen gelingen und wie sinnvoll sind überhaupt gute Vorsätze für das neue Jahr- Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

Die Kunst des Loslassens will geübt sein. Weil eines steht fest: Schlechte Gewohnheiten haben einen Nutzen, sonst würden wir sie nicht haben. Auch schlechte Gefühle und Erfahrungen wollen verarbeitet werden, bevor sie losgelassen werden können. Wir können uns all diese Themen, also unerwünschte Gewohnheiten, negative Gefühle und Erwartungen oder üble Erlebnisse wie Haustiere vorstellen, die mit uns leben.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 28.12.2017

Wir kennen sie, wir hegen und pflegen sie, füttern sie mit Aufmerksamkeit und Energie - sie sind uns nahe, und wir haben ein schlechtes Gewissen, wenn wir sie vernachlässigen. Um sie gut loslassen, hergeben, zurücklassen zu können, müssen wir sauber mit ihnen abschließen. Wir müssen wissen, dass sie gut aufgehoben sind, nicht verdrängt, ignoriert, verhasst, weggestellt. Denn dann kommen sie wieder, springen uns von hinten an, wenn wir nicht damit rechnen und beißen uns ins Wadl.

Pfeile in Richtung altes und neues Jahr

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Wie kann Loslassen gelingen

Wollen wir einen frischen Neustart, so ist es notwendig, das Alte gut aufzuarbeiten, genau anzusehen und zu verstehen, warum wir es mit uns herumtragen. Um Frieden mit uns und unserer Vergangenheit zu schließen, sollten wir sowohl unsere Bedürfnisse anerkennen als auch die Wege, wie schlechte Gewohnheiten, Gefühle und Erfahrungen unser Selbstbild und Weltbild bestätigen, durchschauen.

Rauchen kann uns etwa das Gefühl geben, im ärgsten Stress Zeit und Raum für uns selbst zu haben. Genüsse aller Art sind wie Belohnungen für die Entbehrungen des Alltags. Wenn sie aber zu viel des Guten werden, zu viel Essen, Trinken, Sex, Fernsehen, so verschaffen sie uns ein schlechtes Gefühl. Körperlich und emotional drückt uns alles was „zu viel“ ist hinunter. Das hat vielfach den Nutzen, dass wir dann andere Themen nicht ansehen müssen, etwa unsere Unzufriedenheit mit unserem Beziehungs- oder Berufsleben – oder mit uns selbst.

Um Loszulassen müssen wir uns also unseren Ängsten und Erwartungen stellen und neue, energiereiche Wege finden, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen. All dies ist Arbeit. Aber sie ist befriedigende und ebnet uns eine lebenswerte Zukunft.

Wunschlos glücklich ins neue Jahr

„Wunschlos glücklich“ sein hat einen riesigen Vorteil: Man kann sich vom Alltag positiv überraschen lassen, weil keine Erwartungen enttäuscht werden. Aber wer ist schon frei vom Sehnen, frei von Veränderungswünschen? Ein paar Kilo weniger, öfter Sport machen, weniger am Sofa abhängen, gesünder Essen – wir erhoffen uns diese Dinge ja nicht, um uns zu quälen, sondern weil wir wissen, dass wir uns dann wenn sie erreicht sind, schlicht besser fühlen. Aber es sind eben langfristige Ziele.

Nur allzu leicht pfuschen unsere ungesunden Strategien zur schnellen Bedürfnisbefriedigung in diese hehren Vorstellungen hinein. Obwohl wir also genau wissen, was uns gut tut, handeln wir anders. Wir tun dann eben, was uns im Moment befriedigt, statt was uns langfristig Kraft und Wohlgefühl spendet. Gerade um diese unmittelbare Gratifikationskrise, die beim plötzlichen Stopp bisheriger schlechter Gewohnheiten entsteht, zu umgehen kann es hilfreich sein, sich zur Abwechslung einmal nichts zu wünschen.

Stattdessen können wir uns vornehmen, nur einmal ganz genau zu verstehen, warum wir so sind wie wir sind und warum wir so handeln, wie wir handeln. Durch das genaue Hinsehen und vor allem das Hinspüren kann sich dann ganz ohne Stress die eine oder andere Tür zu einem neuen Leben öffnen.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“