Mut zur Hässlichkeit

Was macht einen Menschen eigentlich „hässlich“ und wenn es eben nicht um optische Schönheit geht, was macht uns dann attraktiv und sympathisch- Kommunikationsexpertin Nana Walzer erklärt, warum es Mut zur Einzigartigkeit braucht.

Neben körperlichen Merkmalen, die besonders auffällig sind wie Riesenohren, Meganasen oder andere starke Abweichungen vom Durchschnitt wirkt auch alles, was uns ungesund aussehen lässt, eher abstoßend. Starke Hautprobleme oder auch stark beeinträchtigtes Augenweiß etwa. Schlafentzug lässt die Augenringe wachsen und macht den Teint blass. Aber die klassischen Attribute für Schönheit wie sichtbares Ebenmaß, Symmetrie, Gesundheit und Durchschnittlichkeit sind nicht alles.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 22.3.2018

Es gibt auch eine andere Form von „Hässlichkeit“, also wenn Menschen aus anderen Gründen als rein optischen abstoßend wirken: Schlechte Laune bewirkt nicht nur dass sich bestimmte Falten bilden, sondern lässt auch unsere Mine abweisend rüberkommen. Und es liegt auch am Gesichtsausdruck, wenn jemand „böse“ oder „gemein“ wirkt: Zusammengekniffene Augen, runtergezogene Augenbrauen, ein verkniffener Mund oder Zähneknirschen zeigen negative Gefühlslagen an. Ebenso wenig machen Stress und Anspannung schön. Und Humorlosigkeit schon gar nicht. Vom schlechten Körpergeruch ganz zu schweigen.

Mann mit Bart und runder Brille

Colourbox.de

Was attraktiv macht

Gerade wenn es nicht um die Optik geht können Menschen schnell mit positiven Gefühlslagen, Offenheit, Körperbewusstsein oder Humor punkten. Dann geht es um Sympathie und Attraktivität. Ein gesundes, also nicht überzogenes Selbstbewusstsein macht auch Menschen, die keine klassischen Schönheiten sind attraktiv.

Dazu kann man das Kinn etwas heben und aufrecht gehen, so als hätte man beispielsweise riesige Engelsflügen an den Schulterblättern montiert. Die Körperform macht ebenfalls einiges her: ein durchgestreckter Rücken, ein geöffneter Brustkorb und ein fester Stand vermitteln Selbstsicherheit, Offenheit und Stärke. Eine tiefe und wohlklingende Stimme ist ebenfalls ein guter Weg, Menschen für sich einzunehmen.

Lächeln kommt gut, wenn es nicht auf Grund von Verlegenheit gezeigt wird, sondern aus einer gewissen entspannten Haltung zum Leben herrührt. Wobei damit nicht Unverantwortlichkeit gemeint ist, eher dass sich-selbst nicht zu Ernstnehmen.

Sympathisch sind uns zu guter Letzt auch Menschen, die unsere Selbstsicht und unsere Weltsicht bestätigen – und zwar ohne sich anzupassen oder einzuschleimen. Wir bekommen den Eindruck, dass jemand „auf derselben Wellenlänge“ mit uns liegt, wenn wir uns verstanden fühlen – und wenn uns das Gegenüber auf überraschende und überzeugende Art und Weise in unseren Vorannahmen bestätigt.

Mut zur Einzigartigkeit

„Mut zur Hässlichkeit“ bedeutet sich selbst zuzugestehen, nicht den gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen. Sich also selbst nicht dauernd zu bewerten oder gar abzuwerten für das nicht-Entsprechen. Und seine Persönlichkeit auf andere Weise zu Ausdruck zu bringen, als andere vielleicht erwarten.

Dieses in gewisser Weise „nicht-Entsprechen“ braucht Mut, weil wir Menschen Herdentiere sind, die gern akzeptiert und anerkannt, wenn nicht sogar bewundert werden. Umso schöner, wenn wir nicht für unser Äußeres, sondern für unser Wesen geschätzt werden. Wenn wir es verstehen, unsere Eigenarten ins rechte Licht zu rücken, haben wir gute Chancen dazu.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“