Die Lust am Lernen

Als Kleinkinder lernen wir noch ganz begeistert, aber wann hört die Lust am Lernen auf- Tipps für leichteres Lernen und mehr Lust aufs Lernen hat Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Der Schlüssel zum Lernen ist im Kleinkindalter quasi genetisch eingebaut. Die Entwicklungsschritte, die dazu führen, dass wir körperlich auf eigenen Beinen stehen und uns auch sprachlich ausdrücken können, dienen dem reinen Überleben. Ab dann übernimmt der Lustfaktor. Kinder lernen gerne spielerisch, also wenn sie Spaß daran haben.

In dem Moment wo wir etwas „müssen“ oder „sollen“ fühlen wir uns nicht mehr frei sondern eingeengt, fremdbestimmt. Wir sind nicht mehr autonom, können nicht mehr selbst bestimmen, was wir wann wie wollen. Stattdessen übernimmt die Erziehung. Die will was von uns. Wir sollen uns anpassen, richtig verhalten, essen, schlafen, sprechen, lernen etc.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 5.4.2018

Das Wort „Erziehung“ sagt schon etwas über den Druck aus, der dabei ausgeübt wird. Es wird an uns gezogen, wir sollen anders werden. Werden selten so akzeptiert, wie wir sind und nur dann gelobt, wenn wir gehorchen. Je größer der Freigeist und je druckvoller die Erziehungsmethoden, desto eher verlernen wir die Lust aufs Lernen.

Frau sitzt lächelnd vor Computer

Colourbox.de

Warum Erwachsene weniger geistig flexibel sind

Nicht umsonst sagt man „Die Übung macht den Meister“. Was wir gewohnt sind, das können wir gut. Schauspieler sind gewohnt auswendig zu lernen, die können es auch im Alter besser als andere. Die meisten Menschen verlernen das klassische Lernen, weil sie stattdessen arbeiten. Das heißt beileibe nicht, dass sie nichts mehr lernen. Aber der Fokus ist ein anderer: Es geht darum, Herausforderungen zu lösen und bestimmte Dinge routinehaft abzuarbeiten.

Für die Herausforderungen brauchen wir Kreativität und Erfahrung – für das Abarbeiten Kraft und Erfahrung. Beim Lernen von etwa einer neuen Sprache brauchen wir aber etwas völlig anderes: Zeit und einen offenen Geist, genügend Energie und Motivation, Durchhaltevermögen und Übungsmöglichkeiten. Für viele von uns bietet der Alltag kaum eine dieser Komponenten.

Tipps für mehr Lust am Lernen

Neueste Studien zeigen, dass die Personalisierung von Lernen sehr gut funktioniert. Also indem Menschen ihren Interessen, in ihrem Tempo, zu der von ihnen gewählten Zeit folgen können. Zum Zweiten hat sich das Tun als Erfolgsmodell bewiesen. Wer etwa projektbezogen Neuland betritt und ganz spezielle Aufgaben zu lösen hat, vielleicht auch noch gemeinsam mit anderen Menschen, der lernt schneller.

In der Zeit des Internets ist die Fähigkeit zum Auswendiglernen nicht mehr so gefragt. Stattdessen muss das Gelernte anwendbar sein. Und die Anwendungsmöglichkeiten kann und sollte man möglichst praktisch üben. Visualisierung ist ein weiterer guter Weg, sich Dinge zu merken: Ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als 1000 Worte. Und eine Infografik kann mitunter Zusammenhänge einfacher darstellen, als eine wörtliche Beschreibung. Lernen mit allen Sinnen hat sich ebenfalls bewährt, also Hören, Sehen und Fühlen.

Auch eine persönliche Betreuung zahlt sich aus: Ein großartiger Lehrer vermag fast Wunder zu vollbringen. Er lebt Wissen und Können vor. Zudem sollten wir Lernen als kostbare Entwicklungschance sehen und nicht als lästiges Übel, um Scheine oder den nächsten Job zu bekommen. Dann klappt es auch mit der Motivation.

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Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“