Wohin mit schlechten Gefühlen

Wer schlecht gelaunt ist, neigt dazu, seine Gefühle einfach ungebremst rauszulassen und bei anderen abzuladen-wie können wir mit negativen Gefühlen umgehen- Tipps von Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Negative Gefühle sind ungemein ansteckend. Wer wütend ist, der kann seine ganze Umgebung in unangenehme Gefühlszustände versetzen. Auch Trauer, Angst oder Ekel haben einen starken Einfluss nach außen. Wer auf Abwehr eingestellt ist, der zeigt dies mit seinem ganzen Körper und in jeder verbalen Äußerung durch die Stimmführung, den Klang, die Ausdrucksweise.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 19.4.2018

All diese Signale werden von anderen bewusst und noch viel öfter unbewusst aufgenommen. Deshalb sollte man sehr sorgsam mit seinen Gefühlen umgehen. Nicht nur um sich selbst bei guter Laune zu halten, sondern um auch keine emotionale Umweltvergiftung zu betreiben. Allerdings ist es ungemein schwer, mit negativen Gefühlen so umzugehen, dass sie weder einen selbst noch andere belasten.

Fau schreit Mann durch Megaphon an

Colourbox.de

Wie mit negativen Gefühlen umgehen

Zunächst einmal ein Überblick darüber, was nicht funktioniert: andere beschuldigen, kritisieren, analysieren, interpretieren, mit Rat schlagen oder anderweitig seine eigenen Gefühle auf andere projizieren. Wer die Verantwortung für die eigene Befindlichkeit an andere abgibt, sie von sich wegschieben will, der ist nicht in der Lage, mit ihnen selbstbestimmt umzugehen. Wer sie ignoriert, wird früher oder später seelisch oder körperlich krank. Wer zu viel runterschluckt, explodiert oder implodiert irgendwann.

Das heißt, es ist ganz wesentlich, einen guten und gesunden Weg zu finden, mit den eigenen unangenehmen Gefühlen konstruktiv umzugehen. Darüber reden ist ein Weg, aber der will richtig beschritten werden. Wir brauchen dazu ein Gegenüber, dem wir vertrauen können und das uns im Gegenzug nicht mit Ratschlägen, Kritik, Besserwisserei oder Wut begegnet. Wer eine solche Person nicht in seinem Umfeld findet, sollte sich professionelle Hilfe suchen, etwa in Form eines Psychotherapeuten.

Sodann geht es darum, die eigenen Gefühle aus der Ich-Perspektive auszusprechen und zu hinterfragen, was sie ausgelöst hat und welche Geschichte hinter den Gefühlen steckt. Oft erinnern uns nämlich aktuelle Situationen an ein unaufgelöstes Ereignis der Vergangenheit und wir reagieren überproportional stark. Je besser wir uns und unsere Gefühlsauslöser kennen, desto schneller können wir sehen, was uns jede Emotion eigentlich sagen will. Wir halten dann nicht am Auslöser fest, sondern blicken dahinter.

Von unangenehmen Gefühlen lernen

Jedes unangenehme Gefühl ist ein wertvolles Zeichen. Wir können nicht nur etwas über unsere eigenen Werte und Prägungen erfahren, wenn uns etwas „gegen den Strich geht“. Zorn zeigt uns, was gerade für uns nicht stimmt und welche Unterschiede zwischen unseren Wertvorstellungen und dem angenommenen Hintergrund für das Verhalten anderer herrschen. Wobei uns klar sein sollte, dass wir selten die wahren Hintergründe anderer kennen und viel zu oft eigene Mutmaßungen ins Verhalten anderer hineininterpretieren.

Hinter Trauer stehen die Gefühle von Verlust und Einsamkeit. Wir werden aufgefordert, etwas oder jemanden loszulassen und uns um uns selbst zu kümmern, quasi wieder „ganz“ zu werden. Fühlen wir uns hilflos, so kann dies ein Zeichen dafür sein, dass wir uns von anderen oder bestimmten Umständen abhängig gemacht haben. Es wird damit Zeit, uns selbst zu retten.

Link:

Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“