Wie die Liebe gestehen

Wie gesteht man seine Liebe richtig? Kommunikationsexpertin Nana Walzer mit Tipps, wie man „es“ so sagen kann, dass es wirklich gut ankommt, welche Formen von Liebesgeständnissen es gibt und was den Liebesbrief so besonders macht.

Das Liebesgeständnis ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Will mein Gegenüber überhaupt hören, dass er oder sie geliebt wird? Und will er oder sie hören, dass ich es bin, der das ist? Beide Fragen kann man zunächst versuchen, mit sich selbst zu klären.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 31.5.2018

Stellen wir uns also zunächst ein paar wesentliche Fragen: Ist mein Partner an einer längerfristigen Beziehung interessiert? Machen wir gemeinsame Pläne? Wollen wir ein gemeinsames Leben? Haben wir gemeinsame Ziele? Dann stehen die Chancen gut, dass das Liebesgeständnis gut ankommt. Oder ist es so, dass der andere nicht zu viel Nähe möchte, lieber spontan bleiben will, seine Offenheit bewahren möchte, seine Zukunft lieber alleine plant? Dann kommt eine Liebeserklärung wahrscheinlich weniger gut an.

Liebesbrief

Colourbox.de

Wie sagt man „es“

Das Wie ist dann die nächste Frage: Ob spontan in einem zärtlichen Moment oder ob minutiös geplant in einer besonders romantischen Situation, wichtig ist die Aufrichtigkeit des Gefühls und die Verbundenheit mit sich und dem geliebten Gegenüber. Berührungen, tiefe Augen-Blicke, eine ruhige, sanfte Stimme, ein zartes Lächeln auf den Lippen – und vor allem ohne Erwartungen! Wer es selbst sagt, nur um es vom anderen zu hören, der zerstört alles, was er oder sie eigentlich bewirken und erleben möchte. Eine Liebeserklärung ist vertrauensvolles Öffnen für den anderen, eine Einladung zu einer vertieften Beziehung und keine Haftstrafe, weder für sich selbst noch für den anderen.

Die Liebe in welcher Form gestehen

Es gibt ausgesprochene oder schriftliche Liebeserklärungen, und natürlich Handlungen wie Liebesbeweise und romantische Gesten wie Liebesschlösser an Brückengeländern. Sie alle gibt es in verschiedenen Formen und zu unterschiedlichen Anlässen, einmalig und einzigartig oder täglich und liebevoll, geheim oder offen.

Die eigene Liebe zu gestehen braucht einiges an Mut. Wir könnten schließlich verletzt oder zurückgewiesen werden, unsere Liebe könnte unerwidert bleiben. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Gefühle so ausdrücken, dass sie unserem Wesen entsprechen.

Im Internet gibt es tonnenweise Vorlagen für Liebeserklärungen, für Eheversprechen, es gibt Liebesgedichte und Vorschläge für die Vorbereitung des „richtigen“ Momentes. Wesentlich ist, sich solche Schablonen nur als Anregung anzusehen und daraus etwas ganz Eigenes zu machen, sei es einen eigenen Rahmen zu schaffen oder etwas Romantisches vorzubereiten, etwas Spezielles und Persönliches zu sagen, zu schreiben oder zu tun.

Ein 08/15 Liebesspruch ist auch nur für eine 08/15 Beziehung geeignet. Auch ist eine Frage der beteiligten Persönlichkeiten, ob man seine Liebe im öffentlichen Raum vor vielen Leuten oder alleine unter sich im Privaten gestehen möchte. Essenziell bei dieser Entscheidung sind die Wünsche des anderen, nicht unsere eigenen! Denn wir wissen ja schon, dass wir den anderen lieben, der andere hingegen soll sich maximal wohlfühlen dabei, um ganz bei der Liebe sein zu können.

Was den Liebesbrief besonders macht

Die Kunst des Umwerbens gibt es schon seit Jahrhunderten. Troubadoure besangen meist unerreichbare Burgfräulein voller Verehrung und Hingabe. Auch stand die Wortgewandtheit früher hoch im Kurs. Heute muss man weder singen noch dichten, und es geht auch weniger ums hoffnungsfrohe Schmachten.

Drückte man anno dazumal sein Verlangen, Sehnsucht, die schmerzhafte Abwesenheit der Geliebten aus, sind wir heute naturgemäß - oder besser gesagt technisch bedingt - so verbunden wie nie zuvor: Keine Zeit, kein Raum ist zu groß, um nicht durch ein SMS oder eine Videobotschaft sofort überwunder werden zu können.

Natürlich kann man Liebeslieder und ihre Texte verwenden oder auch die klassische Literatur bemühen. Aber der Liebesbrief selbst, eigenhändig verfasst und auf analogem Papier ist immer noch eine der schönsten Möglichkeiten, seine Liebe zu offenbaren. Ein Liebesbrief wird höchstwahrscheinlich lange aufgehoben, während digitale Kommunikation oft schnell verschwindet. Einen Brief kann man als Verfasser nicht zurücknehmen, nicht einfach schnell mal löschen. Die Handschrift, die Wortwahl, die lange Transportzeit, in der der Schreibende bangt und hofft, dass die eigene Liebe erwidert wird- all das macht das Medium „Brief“ ganz besonders.

Link:

Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“