Jahreskarten werden billiger

Lange ist darüber diskutiert worden, nun ist es fix: Die Jahreskarte für die Wiener Linien wird nur noch 365 Euro kosten. Bisher zahlte man 449 Euro. Die Preise für die Einzel- und Wochenfahrscheine werden dagegen angehoben.

Die rot-grüne Stadtregierung hat sich nach langem Tauziehen auf eine Tarifreform für die öffentlichen Verkehrsmittel geeinigt, die ab 1. Mai 2012 gültig sein wird. Die Jahreskarte wird erwartungsgemäß billiger und kostet künftig 365 statt bisher 449 Euro - bei Sofortzahlung. Bei monatlicher Abbuchung kommt sie auf 375 Euro. Die Jahreskarte ist im europaweiten Vergleich laut Wiener Linien günstig, mehr dazu in wien.ORF.at.

Einzelfahrscheine kosten zwei Euro

Etwas billiger wird auch der Monatsfahrschein. Er beläuft sich künftig auf 45 statt 49,50 Euro. Teurer werden allerdings Kurzfahrscheine: Der Einzelfahrschein wird von 1,80 auf zwei Euro angehoben. Die Wochenkarte kommt in Hinkunft auf 15 statt 14 Euro. Die Acht-Tage-Klimakarte wird 33,80 statt bisher 28,80 Euro kosten. Schwarzfahren wird deutlich teurer, statt bisher 70 Euro müssen 100 Euro bei sofortiger Bezahlung als Strafe gezahlt werden. Die Mitnahme von Fahrrädern wird in Zukunft gratis sein.

Ticketautomat der Wiener Linien

ORF.at/Dominique Hammer

Altersgrenze für Seniorenkarten wird angehoben

Die Seniorentarife der Wiener Linien bleiben unverändert (224 Euro bei Barzahlung). Allerdings wird es eine Anhebung der Altersgrenzen geben. Ab 1. Jänner 2012 können alle Senioren und Seniorinnen, die 60 Jahre oder älter sind, eine ermäßigte Seniorenkarte erwerben. In den nächsten zehn Jahren wird die Altersgrenze alle zwei Jahre um ein Jahr angehoben.

Ab dem Wintersemester 2012/2013 wird es bei den Tarifen Änderungen für Studierende an Universitäten und Fachhochschulen geben. Bei einem aufrechten Hauptwohnsitz in Wien kann ein Semesterticket für fünf Monate um 75 Euro gelöst werden. Für alle übrigen Studierenden kostet dieses Semesterticket 150 Euro. Alle Studierenden an Wiener Hochschulen und Fachhochschulen erhalten ihr Semesterticket jeweils bis zum vollendeten 26. Lebensjahr unabhängig vom Bezug der Familienbeihilfe.

Bei Schülerkarten wird ab dem Schuljahr 2012/2013 der Geltungszeitraum der Nachmittagsbildungskarte ausgedehnt. Die Karte gilt dann montags bis freitags schon ab 12.00 Uhr für den Rest des Tages und neu auch samstags ganztägig. Auch Fahrten für Lehrausgänge und andere Schulveranstaltungen sind nun inkludiert. Bereits jetzt fahren Schüler in Wien bis zum Alter von 19 an Sonn- und Feiertagen und in den Ferien generell gratis.

Analyse der Tarifreform

Radio-Wien-Infochef Edgar Weinzettl mit einer Analyse zur Tarifreform

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Tarifüberprüfung künftig jährlich

„Unser Ziel ist es, noch mehr Menschen für die öffentlichen Verkehrsmittel zu begeistern. Schließlich wächst Wien Richtung Zweimillionenmetropole und soll dabei für alle attraktiv bleiben. Das erfordert neue Wege, auch im Verkehrsmanagement, und diese gehen wir damit“, sagte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bei der Präsentation der Tarifreform. Angestrebt werde eine Anhebung des „Öffi“-Anteils von 40 Prozent am Gesamtverkehrsaufkommen. Wien sei die einzige Millionenstadt Europas, welche die Tarife nicht anhebe, sondern senke.

Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) sah einen „Meilenstein für eine ökologische und soziale Verkehrspolitik“. „Mit der massiven Verbilligung der Jahreskarte auf 365 Euro pro Jahr ab 1. Mai 2012 ist es gelungen, einen großen Anreiz dafür zu schaffen, dass noch viel mehr Menschen auf die ‚Öffis‘ umsteigen. Ein Euro am Tag sind genug“, sagte Vassilakou.

Für Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) stehen die Wiener Linien „weiterhin auf wirtschaftlich sicherem Boden, die Beauftragung neuer Wagen für die U6 kann damit erfolgen“. Aktuellen Schätzungen zufolge wird die Reform Zusatzkosten von 25 bis 30 Millionen Euro verursachen. Die anfallenden Mehrkosten sollen nicht durch höhere Parkgebühren finanziert werden, stattdessen setzt man auf mehr Fahrgäste.

Renate Brauner, Maria Vassilakou, Michael Häupl mit Straßenbahn-Modell

APA/Hans Klaus Techt

Finanzstadträtin Renate Brauner, Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou und Bürgermeister Michael Häupl präsentieren die Tarifreform der Wiener Linien

Opposition lehnt Tarifänderung ab

Einhellig abgelehnt wird die Tarifreform von Vertretern der Wiener FPÖ und ÖVP. FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus sprach von einer „Niederlage für Mensch und Umwelt“, der Dauerstau auf den Straßen werde „im Zusammenspiel mit den rot-grünen Schikanen für Autofahrer“ fortgeschrieben.

Der Wiener ÖVP-Stadtrat Manfred Juraczka sah „die Bestätigung, dass die von den Grünen geforderte Senkung der Tarife nicht einmal in Ansätzen umgesetzt wird“. Für Juraczka wurde ein grünes Wahlversprechen gebrochen. Ingrid Korosec, Landesvorsitzende des Wiener Seniorenbundes, verwies darauf, dass die Ermäßigung ab Mai 2012 für Senioren nur noch knapp über 40 Prozent ausmachen werde. „Damit zahlen also die Seniorinnen und Senioren der Stadt die Preisermäßigung für die anderen Gruppen fleißig mit“, so Korosec, die Kampfmaßnahmen ankündigte.

Wiener Linien über Garantie „erfreut“

Die Wiener Linien hatten sich zuletzt gegen eine Tarifsenkung ausgesprochen und im Gegenzug eine Anhebung der Preise aller „Öffi“-Ticketkategorien gefordert. Nach der Präsentation der Reform zeigten sich die Wiener Linien „erfreut“, und zwar, weil es von der Stadt die Garantie für finanzielle Mittel gebe, um erwartbare Einnahmenrückgänge zu kompensieren, so ein Sprecher.

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Für die Wiener Linien sei es wichtig, dass der Ausbau auf Kurs bleibe, das Angebot laufend verbessert, neue Fahrzeuge angeschafft und Intervalle verdichtet werden könnten, so der Sprecher. Dafür müsse es genug finanzielle Mittel geben. Woher diese kommen, sei nicht wichtig: „Geld hat kein Mascherl.“ Die Stadtregierung habe sich aber nun darauf geeinigt, die Verkehrsbetriebe in einem geringeren Ausmaß als erwartet über Fahrkarteneinkünfte und dafür stärker aus dem Stadtbudget zu finanzieren.

Neben der günstigeren Jahreskarte sehen die Wiener Linien auch Detailverbesserungen, etwa beim künftig von der Familienbeihilfe unabhängigen Semesterticket und bei der Fahrradmitnahme, die kostenlos wird.

Rot-Grün setzte vorerst unumstrittene Punkte um

Bei den vor der Tarifreform umgesetzten Punkten der rot-grünen Wiener Stadtregierung handelte es sich vor allem um unumstrittene Dinge. Die Anhebung der Mindestsicherung für Kinder auf über 200 Euro wurde bereits fixiert. Ebenfalls fix ist die Spitalsreform, die bis 2030 Schwerpunktkrankenhäuser und Standortschließungen vorsieht - mehr dazu in wien.ORF.at.

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