Erzieherinnen wollen nichts bemerkt haben

Zwei Erzieherinnen, die in den frühen 1970er Jahren im Heim im Schloss Wilhelminenberg tätig waren, wollen keine sexuellen Übergriffe auf Zöglinge bemerkt haben. Die Häuser seien aber autoritär geführt worden: „Ja, Gewalt hat es gegeben.“

In einem APA-Interview zeigte sich eine heute 72-Jährige „entsetzt über die militanten Erziehungsmethoden dort. Zweierreihen und gemachte Betten waren wichtiger als das Kind. Das hat mir das Herz gebrochen.“ Auch ihre damalige Kollegin hat von sexuellem Missbrauch nichts mitbekommen. „Die Häuser wurden autoritär geführt, ja, Gewalt hat es gegeben.“

Eine ehemalige Erzieherin im Kinderheim am Schloss Wilhelminenberg

APA/Neubauer

Eine ehemalige Erzieherin im Kinderheim am Schloss Wilhelminenberg

Besonders zwei Erzieherinnen wurden von den beiden als „Ausnahmeerzieherinnen“ bezeichnet. Die hätten schon eine „Tachtel“ verteilt oder die Hausschuhe nach Kindern geschmissen, erzählten die beiden. Durch die Wiener Heimenquete 1971 erhoffte man sich eine Verbesserung der „dunklen Strukturen“.

Sexuelle Übergriffe hätten sie jedoch sofort gemeldet, versicherten die beiden Schwestern. Es seien ihnen keine fremden Männer in den Räumlichkeiten aufgefallen, die beiden Erzieherinnen übernachteten auch in dem Schloss.

Heim bis 1972 nur für Mädchen

Die Mädchen in dem Heim am Wilhelminenberg - bis 1972 war es eine Unterkunft nur für weibliche Zöglinge - hätte ihnen auch nichts von sexuellen Übergriffen erzählt. „Und ich traue mich schon sagen, dass ich eine gute Beziehung zu den Kindern hatte.“ Auch nach ihrer Tätigkeit hätte sie zu einigen Zöglingen lange Kontakt gehabt.

Zum Großteil seien Kinder, die bereits zuvor in ihren Familien schwerst misshandelt wurden, in dem Heim im Schloss Wilhelminenberg gelandet. „Bei einem Buben hat es keine Stelle auf seinem Körper gegeben, die nicht grün und blau geschlagen war. Und ein Mädchen wurde vom Freund der Mutter mit der Faust ins Gesicht geschlagen“, so eine Schwester.

Übergriffe „akustisch nicht möglich“?

Den Vorwürfen der beiden ehemaligen Zöglingen, konnte sie keinen Glauben schenken. „Was die beiden erzählen ist auch akustisch nicht möglich“, erzählte sie. Die Frauen hätten in einem Interview mit dem „Kurier“ angegeben, dass sie bei den Übergriffen laut geschrien hätten. „Das Schloss ist extrem hellhörig, da hat man sogar Hundegebell am Zaun oder Lachen von Gästen im nahe gelegenen Heurigen gehört. Da hätte man die Schreie durch Vergewaltigungen auch gehört.“

Für die Übergriffe hätte jemand die Tore des Schlosses aufsperren müssen, da das Gebäude über Nacht ja abgesperrt war, sagte Gerti. Es habe nämlich Probleme mit Zuhältern gegeben, die vor den Türen oder im nahen Lokal auf die jugendlichen Insassen warteten. Die jungen Frauen liefen oft davon, landeten meist auf dem Strich in Wien, ehe sie von Polizei oder Jugendamt wieder aufgegriffen wurden.

Archivvideo aus Kinderheim am Wilhelminenberg

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