Neuer Direktor für Völkerkundemuseum

Das Völkerkundemuseum (MVK) bekommt einen neuen Direktor. Der Niederländer Steven Engelsman wird das Haus ab Mai nächsten Jahres leiten. Der bisherige Leiter war im Vorjahr wegen des Streits um die Zukunft des Museums zurückgetreten.

Engelsman stand mehr als 20 Jahre dem Museum für Völkerkunde in Leiden vor. Neben dieser Tatsache zeichne ihn vor allem seine „profunde Erfahrung als exzellenter internationaler Netzwerker auf dem Gebiet der europäischen und asiatischen Ethnologie“ für den Direktionsposten aus, wie es in einer Aussendung des Kunsthistorischen Museums, in dessen Verband sich das MVK befindet, hieß.

KHM-Generaldirektorin Sabine Haag freute sich, mit Engelsman einen „international anerkannten und erfahrenen Museumsdirektor“ gewonnen zu haben. Mit der Neupositionierung des Museums in Leiden habe er bewiesen, „dass er auch die Neupositionierung des Museums für Völkerkunde in Wien kompetent und engagiert verwirklichen wird“.

Der Niederländer Steven Engelsman wird neuer Direktor des Museums für Völkerkunde (MVK) in Wien

APA/Privat

Große Aufgaben warten auf den neuen Direktor des Museums für Völkerkunde

Schmied: Anspruchsvolle Neupositionierung

Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) freute sich in einer Aussendung über die Bestellung von Steven Engelsman, auf den die „anspruchsvollen Aufgabe der Neupositionierung“ des Museums für Völkerkunde (MVK) zukomme. Folglich sieht Schmied es auch als Engelsmans „Hauptaufgabe“, „die Entwicklung des Museums für Völkerkunde als lebendes Haus der Ethnologie voran zu treiben“.

Ganz anders fällt die Reaktion der Grünen aus: „Steven Engelsman tut mir leid“, meinte der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, in einer Aussendung. Er werde „von Anfang an ein Frühstücksdirektor bleiben unter der Oberhoheit des Kunsthistorischen Museums, das mit interkulturellem Dialog so viel am Hut hat wie mit Tischtennis“.

Konflikt um Fusion mit Volkskundemuseum

Seit dem Rücktritt von Christian Feest als Direktor des MVK fungierte KHM-Generaldirektorin Sabine Haag als interimistische Leiterin des Hauses. Feest hatte im Zuge der Debatte um die Positionierung eines „Museum NEU“, das Völkerkunde- und Volkskundemuseum unter einem Dach zusammenführen hätte sollen, seinen Vertrag „einvernehmlich aufgelöst, wegen Differenzen bezüglich der Zukunft des Museums“, wie er im Oktober vergangenen Jahres erklärte.

Erst im Frühjahr hatte die Direktorin des Museums für Volkskunde, Margot Schindler, betont, dass für sie eine gemeinsame Lösung nur als unabhängig geführtes Museum - und damit nicht im Verbund des Kunsthistorischen Museums - denkbar sei.

Direktor auch mit Differentialrechnung vertraut

Engelsman wurde am 14. Oktober 1949 geboren und studierte in Utrecht Mathematik und Wissenschaftsgeschichte. 1982 promovierte er mit der Arbeit „Families of Curves and the Origins of Partial Differentiation“. Bevor er seine museologischen Tätigkeiten vertiefte, unterrichtete Engelsman am Mathematik-Institut der Utrechter Universität und widmete sich im Rahmen seiner Forschung vor allem der Differentialrechnung des 17. und 18. Jahrhunderts.

Erste kuratorische Tätigkeiten führte er bereits ab 1979 am naturwissenschaftlichen Museum Boerhaave in Leiden durch, wo er Ausstellungen der Physik-Sammlung verantwortete.

Fünf Jahre darauf wurde Engelsman zum Chefkurator sowie stellvertretenden Direktor dieses Museums ernannt, wobei er in der Folge auch wesentlichen Anteil an der Renovierung und Neuorganisation des Hauses hatte. Nachdem das renovierte Museum 1991 seine Pforten öffnete, wechselte er bereits ein Jahr später - allerdings nur stadtintern, wurde er doch zum Direktor des Leidener Völkerkundemuseums berufen.

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