AKH: 30 Prozent weniger Operationen

Längere Wartezeiten für Patienten, fast um ein Drittel weniger Operationen und Bettenabbau: Das sind nur einige der Optionen im Falle von Budgetkürzungen im AKH, warnt die Ärtekammer. Sie plant weitere Protestmaßnahmen.

„Wir rechnen mit einer Reduktion der OP-Kapazität um 30 Prozent“, sagte der Vorsitzende des Betriebsrats des ärztlichen Personals, Ärztekammer-Vizepräsident Thomas Szekeres. Mit nicht unbeträchtlichen Folgen: Verlängerung der Wartezeiten, eingeschränkte Funktionsfähigkeit der Notfallaufnahme.

Unfallopfer müssten möglicherweise an andere Spitäler verwiesen werden. In vielen Abteilungen wie Anästhesie und Chirurgie sei der Abbau von Betten zu befürchten. Einschränkungen seien auch bei Dermatologie, HNO, Gynäkologie, Urologie und Augenheilkunde möglich.

180 Dienststellen weniger

Rund 180 Dienststellen der derzeit rund 1.500 Dienststellen sollen im AKH gestrichen oder nicht nachbesetzt werden. 24 Nachtdiensträder sollen eingespart werden. Anlass dafür sei die fehlende Valorisierung, steigende Kosten würden nicht mehr abgegolten. 2011 sei ein Minus von neun Millionen Euro zu erwarten, 2012 soll sich dieses auf 18 Mio. verdoppeln. Ab 2013 droht laut den Ärzten ein jährliches Budgetloch von 30 Mio. Euro.

Luftaufnahme des Wiener AKH.

APA/Helmut Fohringer

Viele Nachtdienste sollen im AKH gestrichen werden

Finanzierung bis Ende 2012 gesichert

Aus dem Wissenschaftsministerium hieß es dazu am Montag, die Finanzierung der MedUni sei bis Ende 2012 gesichert. Über die Höhe des Budgets ab 2013 sei Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) „in guten Verhandlungen“ für eine Hochschulmilliarde und damit auch für zusätzliche Mittel für die MedUni. Verwiesen wurde auch darauf, dass die Stadt Wien für die Patientenversorgung zuständig sei.

Laut Ministerium stehen der Uni für die Jahre 2010 bis 2012 rund 818 Mio. Euro zur Verfügung. Das seien um acht Prozent mehr als in der vorigen Vereinbarungsperiode.

„Kollaps droht, Patienten gefährdet“

„Wir sitzen da, weil es wirklich bedrohlich ist im Moment. Der Kollaps dieser riesigen Einrichtung ist eigentlich vorprogrammiert, wenn es so weitergeht“, sagte Walter Dorner, Präsident der Ärztekammer Wien, am Montag bei einer Pressekonferenz. Die Lage sei ernst. Die Einsparungen führen laut Betriebsrat des AKH dazu, dass Patientinnen und Patienten gefährdet werden.

Die Konsequenzen wären nicht nur für Patienten weitreichend, warnen die Ärzte. Sie würden außerdem die Funktionsfähigkeit des AKH sowie die Forschungstätigkeit und den Unterricht an der Medizinischen Universität Wien und dem mit ihr verbundenen größten Krankenhaus Österreichs wesentlich einschränken.

Die Ärzte forderten Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) auf, pro Jahr 30 Millionen Euro mehr für das AKH zur Verfügung zu stellen. Zudem gründeten sie den Verein „Rettet das AKH“. So sollen Spenden gesammelt werden, um die Qualität der medizinischen Versorgung zu gewährleisten.

Weitere Protestmaßnahmen geplant

Die Ärzte wollen weiter gegen Kürzungen protestieren. So wurde eine Resolution an die Bundesregierung beschlossen, wonach die Finanzierung der Uni zu garantieren sei. Am 22. November wird es eine weitere Betriebsversammlung geben, mit „kleineren bis größeren Einschränkungen“ des Betriebs. Ein eigener Verein mit dem Namen „Rettet das AKH“ soll Geld für das AKH lukrieren.

Nicht ausgeschlossen werden auch Demonstrationen. Von einem Streik wollen die Ärzte jetzt noch nicht sprechen, auch wenn dieser nicht dezidiert ausgeschlossen wird. „Die Streikbereitschaft ist klein“, sagte Ingwald Strasser, der stv. Vorsitzende des Betriebsrates für das wissenschaftliche Personal der MedUni.

TV-Hinweis

„Wien heute“ hat mit Ärzten und Rektor der MedUni Wien gesprochen. Den Beitrag dazu sehen Sie um 19.00 Uhr in ORF2 und danach on Demand.

Arnold Pollak, Vorstand der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde und Senatschef der MedUni, sieht auch ein strukturelles Problem: Es gebe zwei gegensätzliche Interessenslagen, nämlich jene der Stadt, die eine hervorragende medizinische Versorgung verlange, und jene der Universität, die für Forschung und Lehre zuständig sei. Pollak verlangte eine Einigung der beiden Rechtsträger.

FPÖ und ÖVP sehen Stadt Wien in der Pflicht

Die FPÖ sieht durch die Sparpläne die Substanz des AKH gefährdet. Es gehe um nichts weniger als darum den Standard der medizinischen Versorgung in Österreichs größtem Spital abzusichern, warnte FPÖ-Ärztesprecher Andreas Karlsböck. die Stadt mache es sich mit dem Hinweis, der Bund sei für Personal zuständig, zu leicht. Auch dass Töchterle nicht einmal zumindest einen Vertreter zur Betriebsversammlung vergangenen Donnerstag entsandt hatte, kritisierte die FPÖ.

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Für die ÖVP fragte Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec, ob Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely ihre Verantwortung gegenüber den Wienerinnen und Wienern vergessen habe. Wehsely müsse handeln, „auch wenn das heißt, aus dem Wiener Budget Geld in das wichtigste Spital Österreichs fließen zu lassen“.

Seitens der Wiener SPÖ wurde die Kritik zurückgewiesen und darauf verwiesen, dass die Stadt das Pflegepersonal, das medizinisch-technische Personal und das sonstige Personal für den Krankenanstaltenbetrieb sowie die medizinischen Material zur Verfügung stellt. Für die Krankenbehandlung werde das gesamte ärztliche Personal im AKH Wien von der Medizinischen Universität Wien bereitgestellt. Die Opposition solle daher Ihre Appelle an „den zuständigen, von der ÖVP gestellten Minister Töchterle richten und nicht andauernd bewusst Zuständigkeiten verwechseln“, hieß es in einer Aussendung.

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