Wilhelminenberg: Aktensuche läuft

Hunderte Kinder sind möglicherweise im Kinderheim Wilhelminenberg missbraucht worden. Eine von Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) eingerichtete Kommission hat bereits tausende Akten von Kindern in städtischen Archiven gesichtet.

„Wir haben zum Teil in alten Unterlagen auch Listen von Mitarbeitern gefunden. Wir haben über manche Jahre hinweg auch Kinderlisten gefunden, aber unterbrochen, das ist leider nicht durchgängig“, sagte Herta Staffa, die Sprecherin des Jugendamts, gegenüber der ORF-Sendung Wien heute.

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Die Biographien von tausenden Kindern, die in städtischen Heimen betreut wurden, lagern im Keller des Jugendamts. Die meisten dieser Akten werden jetzt erstmals nach Jahrzehnten geöffnet. Das Jugendamt will alles, was sich in den Unterlagen findet, auch für die Kommission Wilhelminenberg aufheben und für die Aufarbeitung der Vorwürfe zur Verfügung stellen.

Helige will auch die Verantwortung klären

Bei der Leiterin der Kommission, Barbara Helige, haben sich die ersten Opfer gemeldet. Die frühere Präsidentin der Richtervereinigung will den Missbrauchsvorwürfen mit Nachdruck auf den Grund gehen: „Ich halte es für ganz wichtig, dass einerseits die Einzelfälle aufgeklärt werden, soweit dies nach so langer Zeit noch möglich ist, aber anderseits auch die Verantwortung festgelegt wird: Wer war für was verantwortlich? Warum ist etwas passiert?“

TV-Hinweis

Wien heute hat mit Barbara Helige gesprochen. Den Beitrag sehen Sie in Wien heute, 19.00 Uhr, ORF2.

Helige will nicht nur die einzelnen Fälle klären, sondern auch die Struktur der Verwaltung und die politische Verantwortung herausarbeiten. Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendamts durchstöbern mittlerweile die städtischen Archive. Ende November will Helige ihr fünfköpfiges Team präsentieren. Dann soll die dunkles Vergangenheit des Schlosses ans Tageslicht gebracht werden.

Erzählungen lösten Lawine aus

In Bewegung gebracht hatten die Causa Wilhelminenberg zwei Frauen, die über ihre Zeit in dem Kinderheim berichteten. Sie kamen vor etwa 40 Jahren in das Kinderheim. Sie sprachen von Massenvergewaltigungen, es soll sogar Todesfälle gegeben haben. Nach den Berichten der beiden Frauen meldeten sich hunderte Menschen bei der Opferschutzorganisation Weisser Ring - mehr dazu in wien.ORF.at.

Das Kinderheim Wilhelminenberg wurde im Jahr 1977 aufgelassen. Die Frage nach Konsequenzen für die damalige Heimleitung und die politisch Verantwortlichen will Stadtrat Oxonitsch „festmachen, wenn wir die Vorwürfe überprüfen konnten. Ich gehe davon aus, dass wir das ganz zügig und lückenlos machen.“ - mehr dazu in wien.ORF.at.

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