Wenig Freude mit neuen Parktarifen

Parken in Wien wird teurer. Die Stadt führt als Grund dafür an, so besser Klima zu schützen und Verkehr lenken zu können. Das stößt erwartungsgemäß nicht überall auf Entgegenkommen. Die Opposition spricht von „Abzocke“.

Der VCÖ begrüßte die neuen Tarife als „richtigen Schritt, um den Verkehr in Wien besser zu steuern“: „Höhere Parkgebühren sind ein Anreiz, weniger mit dem Auto zu fahren und stattdessen auf Öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umzusteigen“, sagte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Der VCÖ wies darauf hin, dass Parken in Wien auch nach der Erhöhung im EU-Vergleich günstig bleibt. Kostet eine Stunde Parken in Wien künftig zwei Euro, sind in London dafür sechs Euro fällig:

Kosten für eine Stunde Parken laut VCÖ:

  • London: 6,00 Euro
  • Amsterdam: 5,00 Euro
  • Helsinki: 4,00 Euro
  • Paris: 3,60 Euro
  • Madrid: 2,10 Euro
  • Wien: 2,00 Euro (ab März 2012)
  • Bern: 1,80 Euro
  • Budapest: 1,50 Euro
  • Rom: 1,00 Euro
  • Athen: 1,00 Euro
  • Bratislava: 0,70 Euro

ÖAMTC sieht Autofahrer hinters Licht geführt

„Dieser Beschluss ist ein Schlag ins Gesicht aller, die konstruktiv an der Wiener Verkehrspolitik arbeiten wollten“, sagte ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer. Noch im September sei lediglich von einer indexangepassten Gebührenerhöhung die Rede gewesen. Die Autofahrer seien hinters Licht geführt worden, daran würden auch die billigeren Parkpickerln nichts ändern.

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Für den Autofahrerclub fehlt eine Grundvoraussetzung dafür, weniger Autos in der Stadt zu haben: Es gebe weder genügend Park&Ride-Plätze noch leistbare Garagenstellplätze. Auch würden Kapazitäten im Öffentlichen Verkehr fehlen, so Hoffer. Der Beschluss torperdiere auch alle denkbaren Möglichkeiten für eine Staffelung der Parkgebühren. „Auch eine Ausweitung der Kurzparkzonen kommt für den ÖAMTC nicht mehr in Frage“, so Hoffer.

WKW und ÖAAB kritisieren Mängel

Gemischte Gefühle kamen in der Reaktion der Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien (WKW) zum Ausdruck. Brigitte Jank begrüßte zwar die Senkung der Parkkartentarife für Unternehmer als „grundsätzlich positiv“. Sie beklagte sich aber darüber, dass rund 70 Prozent der Wirtschaftstreibenden keine Parkberechtigung erhielten.

So wie der ÖAMTC kritisierte auch der Wiener ÖAAB die fehlenden Kapazitäten bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Parkgebühren seien erhöht worden ohne Alternativen für die Autofahrer zu schaffen. Solange Bus, Straßenbahn und U-Bahn keine echte Alternative seien, werde niemand umsteigen.

Für FPÖ und ÖVP „Abzocke“

Nach drastischen Teuerungen bei Gebühren und Abgaben jetzt auch die Tarife für Kurzparkscheine exorbitant anzuheben, sei an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten, so Wiens FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Er kündigte Proteste gegen die „Autofahrerabzocke“ an. SPÖ und Grüne hätten über Jahre hinweg tausende Stellplätze durch „unnötige Radständer, riesige Ohrwascheln und andere Autofahrerschikanen“ vernichtet, so FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik. Das „verbilligte“ Parkpickerl könne bestensfalls als „Anpassung“ durchgehen.

Von einem „durchsichtigen Manöver“ sprach der Landesgeschäftsführer der ÖVP Wien, Alfred Hoch. Offenbar befürchte die Stadtregierung, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Außenbezirke die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung ablehnen. Jetzt wolle sie diesen das Parkpickerl mit einem leicht reduzierten Tarif schmackhaft machen. Abzocke bleibe Abzocke, „auch wenn sie jetzt vorweihnachtlich geschmückt wird“.

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