Neuer Westbahnhof eröffnet

Der Umbau des Westbahnhofs ist offiziell abgeschlossen, die „BahnhofCity Wien West“ mit einem Einkaufszentrum eröffnet. Die Generalsanierung hatte 2008 begonnen, insgesamt 200 Millionen Euro wurden investiert.

Prägnantestes Merkmal der neuen Bahnhofs-Stadt ist wohl das neue Bürohaus, das durch eine brückenartige Stahlkonstruktion („Wolkenspange“) auffällt. Diese hat ein Gesamtgewicht von rund 430 Tonnen, was dem Gewicht des Wiener Riesenrades entspricht. Insgesamt gibt es rund um den neuen Westbahnhof 13.000 Quadratmeter an Büroflächen.

BahnhofCity Wien West eröffnet

APA/Hans Klaus Techt

„Werte für Generationen“ geschaffen

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern nannte bei der Eröffnung das Ziel, „noch mehr Menschen zum Umsteigen auf die Bahn zu bewegen“ und betonte das langfristige Projekt: „Es wurden Werte für Generationen geschaffen, 1.500 Arbeitsplätze sind errichtet worden. Von diesen Investitionen werden noch unsere Kinder und Enkel profitieren.“

Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) nannte die Bahn das „sicherste und umweltfreundlichste Verkehrsmittel“: „Mit der Modernisierung unserer Strecken und Bahnhöfe, wird sie auch das schnellste und komfortabelste.“

„Wien heute“-Video von der Eröffnung

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Westbahnhof doch für Fernzüge

In Sachen Westbahnhof sah der ursprüngliche Plan der ÖBB vor, dass alle Fernzüge, also auch jene mit Reisenden und Pendlern aus Salzburg, Linz, Sankt Pölten, ab 2014 dann den neuen Hauptbahnhof ansteuern sollten. Der Westbahnhof wäre damit zum Regionalbahnhof gekommen.

Wie Herbert Ofner, Sprecher der ÖBB, der „Presse“ bestätigte, werden Fernzüge ab 2014 nun doch auch den Westbahnhof anfahren. „Alle internationalen Züge fahren auf den Hauptbahnhof“, erklärt Ofner, „die nationalen Züge (also etwa Intercitys aus Bregenz und Salzburg, Anm.) werden sich aber auf Haupt- und Westbahnhof aufteilen“. Wie viele genau jeweils welchen Bahnhof anfahren werden, steht noch nicht fest.

Reisende auf der Westbahnstrecke können sich dann aussuchen, ob sie den Westbahnhof – mit Anschluss an U3 und U6 – oder den Hauptbahnhof – mit Zugang zur U1 – anfahren.

90 Geschäfte im neuen Einkaufszentrum

Der Westbahnhof verfügt nun über ein Shopping- und Gastronomiezentrum. Dieses erstreckt sich über drei Ebenen und verfügt über 17.000 Quadratmeter Verkaufsflächen. Es wird vom deutschen Center-Betreiber ECE gemanagt. Im Branchenmix der 90 Geschäfte stehen die Bekleidungsgeschäfte an erster Stelle, aber auch Bücher, Elektronik oder Lebensmittel sind im Bahnhofs-EKZ erhältlich.

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Die Öffnungszeiten der Geschäfte unterscheiden sich prinzipiell nicht von jenen auf der benachbarten Mariahilfer Straße. Dank der Lage am Bahnhof darf jedoch zumindest klassischer Reisebedarf auch am Sonntag angeboten werden - was etwa ein Supermarkt und eine Buchhandlung auch tun werden.

Geschäftszentrum wird nicht als Konkurrenz gesehen

Kritik kam zuletzt am Branchenmix: Dieser sei den Geschäften der nahen Mariahilfer Straße zu ähnlich, so der Handelsexperte der Wiener Wirtschaftsuni, Peter Schnedlitz, gegenüber Radio Wien. Es müsse sich nun erst ein Profil erarbeiten. Dass dieses momentan noch nicht besonders geschärft sei, könnte ein Nachteil sein.

Grundsätzlich sei das Einkaufszentrum aber eine Konkurrenz, auch für die angrenzende Lugner-City, so der Tenor in der Wiener Wirtschaft. Der Obmann der Kaufleute der Mariahilfer Straße, Walter Bachofner, zeigte sich gegenüber Radio Wien dennoch gelassen. Je mehr Leute kommen würden, desto mehr falle ab. Einzig und allein ein Parkhaus fehle im neuen Einkaufscenter, so Bachofner.

Standort Bahnhof gewinnt an Bedeutung

„Auf der grünen Wiese darf kaum noch gebaut werden, und in Stadtgebieten ist der Platz eng“, hieß es vom österreichischen Standortberater RegioPlan anlässlich der Eröffnung in einer Presseaussendung. Auf der Suche nach neuen Wachstumschancen in Märkten mit einer bereits hohen Verkaufsflächendichte würden nun auch diese Standorte für den Handel interessant werden. Ihr Vorteil: Sie seien Verkehrsknotenpunkte mit hohen Frequenzen, die der Einzelhandel für die Erzielung guter Umsätze brauche.

Nichtsdestotrotz gilt es laut RegioPlan aber zu bedenken: Pendler oder Reisende hätten meistens nur für einen Snack oder den Kauf einer Zeitung Zeit. Das ausgiebige Shoppen von Textilien, Elektrowaren oder anderen Produkten finde hingegen häufig am Wochenende statt. Für solche Angebote müssten Konsumenten angesprochen werden, die in der Umgebung wohnen bzw. gezielt die Einkaufsstätte aufsuchen würden.

Weitere Bahnhof-Shoppingcenter folgen

Das nächste Shoppingcenter, das in der Überbauung des Bahnhofs Wien-Mitte geplant ist, wird gerade gebaut. Es soll 30.000 Quadratmeter groß werden und 60 Shops und gastronomische Einrichtungen beherbergen. Die Fertigstellung des gesamten Bauprojekts samt 70-Meter-Hochhaus ist für Herbst 2012 avisiert.

TV-Hinweis:

Wien heute hat mit Fahrgästen gesprochen. Den Beitrag sehen Sie in Wien heute, 19.00 Uhr, ORF2.

Auch im neuen Hauptbahnhof, der derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Südbahnhofs entsteht, sollen Geschäfte einziehen. Laut ÖBB-Webseite sollen in das Bahnhofsgebäude ein Handels- und Dienstleistungszentrum mit rund 20.000 Quadratmetern Fläche und rund 110 Shops sowie Gastronomiebetriebe integriert werden. Die Teilinbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs ist im Dezember 2012 geplant, 2015 soll der Vollbetrieb aufgenommen werden.

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