AKH spart: Weniger Journaldienste

Sechs Millionen Euro spart die Medizinische Universität Wien (MUW) mit 1. Februar 2012 im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) ein. Weniger Journaldienste soll es in allen Abteilungen geben, die Ärzte protestieren am Dienstag.

Alle betroffenen Klinikvorstände sowie der Betriebsrat seien am Montag offiziell davon verständigt worden, „dass eine Reduktion der Journaldienste um etwa 14 Prozent stattfindet“, so Wolfgang Schütz, Rektor der MUW. Derzeit sind pro Nacht und Wochenende 172 Ärzte im AKH im Einsatz, künftig sollen es nur noch 146 sein. Schütz rechnet dadurch mit einem Einsparvolumen von etwa sechs Millionen Euro.

Luftaufnahme Wiener AKH

APA/Helmut Fohringer

AKH Wien

Minus von neun Millionen Euro für 2011

Durch die Kürzungen „bekommen wir zwei Drittel der einzusparenden Summe herein“, so Schütz. Die MUW wird heuer mit einem Minus von neun Millionen abschließen. Die restlichen drei Millionen Euro will Schütz einsparen, indem Stellen nicht nachbesetzt werden. Schon heuer seien etwa 20 Stellen nicht mehr nachbesetzt worden, 30 weitere sollen 2012 folgen. Wie es 2013 weitergeht, hängt stark von der Budgetierung der österreichischen Universitäten ab, so Schütz.

Am vergangenen Freitag habe er, Schütz, noch einmal mit dem Großteil der Klinikleiter gesprochen: „Sie haben gesagt, dass sie die Entscheidung mittragen - unter der Bedingung, dass es gleichmäßig auf alle fällt. Das heißt, wir haben uns bemüht, so gut es geht, alle Kliniken gleichmäßig mit diesen Kürzungen zu betrauen.“ Durch diese Maßnahme könnten sechs Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.

Dass die Reduktion der Journaldienste erst ab 1. Februar 2012 und nicht schon ab 1. Jänner erfolgt, hat laut Schütz zwei Gründe: Es werde eine „interne Gesprächsrunde“ mit vier Klinikleitern geben. Dabei solle genau definiert werden, „welche Leistungsreduktionen ab 1. Februar im klinischen Bereich zu erwarten sein werden“. Das Resultat wird, wahrscheinlich in der zweiten Jännerhälfte, medial verkündet.

Round Table für neue Struktur im Jänner

Zudem soll im Jänner ein Round Table mit Vertretern des Bundes, der Stadt Wien, AKH-Chef Reinhard Krepler und Schütz stattfinden, bei dem unter anderem die künftige Struktur des Krankenhauses besprochen wird. Es solle Klarheit geschaffen werden, wie das AKH mittel- bis langfristig geleitet werden solle, unterstrich Schütz. Eine Möglichkeit wäre eine Betriebsgesellschaft: „Wesentlich muss sein, dass diejenigen, die bestimmen, was zu leisten ist, auch zahlen, auch die Finanzierung festlegen.“ Derzeit laufe dies parallel: „Lehre und Forschung einerseits, Krankenversorgung auf der anderen Seite.“

Dabei kritisierte Schütz die Stadt: „Die Stadt Wien definiert nicht, was an Krankenversorgung zu leisten ist und wir müssen, da wir alle Ärzte im AKH stellen, bei Zunahme der Versorgungstätigkeiten immer mehr Ärzte stellen. Und das passt nicht zusammen.“ Derzeit gebe es eine „exorbitante Querfinanzierung“ der Krankenversorgung Wiens durch das Budget, „das wir vom Bund für Lehre und Forschung bekommen“, erklärte Schütz.

Schütz: Stadt hält Vereinbarung nicht ein

Der Hintergrund des Konflikts: Es gibt eine gültige Vereinbarung zwischen Stadt und Bund, die besagt, dass die Kosten für das medizinische Personal von der Uni zu tragen sind. Das Pflege- und Erhaltungspersonal wird hingegen von der Stadt bezahlt, die auch Betreiberin und Erhalterin des AKH ist. Zudem habe im Haus Vollbetrieb zu herrschen, so der Rektor: „Wir haben bisher diese Vereinbarung immer erfüllt.“ Die MUW habe immer Ärzte in ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt, versicherte er.

„Diejenige Partei, die diese Vereinbarung bis jetzt nicht eingehalten hat, ist die Stadt Wien“, beklagte Schütz. Die Stadt reduziere laufend das Personal für Pflege und Leitstellen, sodass laufend Teile von Stationen, Betten und Leitstellen gesperrt seien. Er betonte: „Das heißt, der nicht bestehende Vollbetrieb, der jetzt herrscht, ist auf die Stadt Wien zurückzuführen und nicht auf die Ärzte.“ Er forderte Bund und Stadt zur Einigung auf.

Ärzteprotest geht weiter

Die Ärzte am AKH wollen die angekündigte Kürzung der Journaldienste nicht ohne weiteres hinnehmen: „Wir werden kämpfen, bis diese Maßnahme zurückgenommen wird“, kündigte der Vorsitzende des Betriebsrats des ärztlichen Personals, Ärztekammer-Vizepräsident Thomas Szekeres, an.

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„Wir sind alle betroffen und können es kaum wahrhaben“, beschrieb Szekeres die Stimmung. Die Reduktion der Journaldienste werde „massive Auswirkungen auf die Klinik haben“, prophezeite er, weil sie alle Bereiche betreffe: „Im Bereich der Chirurgie rechnen wir mit einem Minus von 30 Prozent an Operationskapazität. Die Notfallaufnahme wird sicherlich nur eingeschränkt funktionsfähig sein, die Unfallabteilung ebenso.“ Auch auf der Kinderabteilung werde ein Nachtdienst reduziert.

„Die Konsequenzen sind ganz wesentlich für die Patientinnen und Patienten“, warnte er. Es müsse unbedingt das Geld seitens der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt werden: „Es fehlen heuer neun Millionen Euro, nächstes Jahr wieder neun Millionen.“ Er wies darauf hin, dass es - zusätzlich zu den Journaldiensteinsparungen - bereits seit Oktober einen „absoluten Aufnahmestopp“ gebe.

„AKH massiv hinuntergefahren“

Szekeres Schlussfolgerung: „Die Konsequenz ist, dass das AKH massiv hinuntergefahren wird, was auch wirtschaftlich einen Unsinn bedeutet, weil ja die Betriebskosten weiterlaufen.“ Das heiße, es gebe weniger Einnahmen, weniger Kapazität, aber gleich hohe Betriebskosten wie zuvor. „Es sind Leistungen, wenn man die einmal zurückfährt, dann kann man das ganz schwer wieder hinauffahren“, erklärte Szekeres. Die Leistungen, die im AKH erbracht würden, besonders in den Bereichen Notfall und Unfall, seien in Wien nicht zu ersetzen.

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