Strache: Fall Kampusch „stinkt“

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache ortet im Fall Kampusch einen veritablen Justizskandal und fordert eine Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens. Strache sieht „stümperhafte Ermittlungsfehler“: „Der Fall stinkt an allen Ecken und Enden.“

In seinem Rundumschlag bezeichnete Strache die in den Entführungsfall eingebundenen Staatsanwälte als „unfähige Dilettanten“, denen „Seilschaften“ wichtiger seien als „Mut zur Aufklärung“. Gemeinsam mit der FP-Abgeordneten Dagmar Belakowitsch-Jenewein ging er bezüglich einzelner Ermittlungsschritte ins Detail.

So hält der FPÖ-Chef die Einzeltätertheorie für grundfalsch. Diesbezüglichen Aussagen einer „glaubwürdigen Tatzeugin“, einem zwölfjährigen Mädchen, das zwei Männer im Entführungsauto gesehen haben will, habe man wenig bis keine Beachtung geschenkt.

Geburt im Haus von Priklopil „wahrscheinlich“

Für Strache ist es sogar wahrscheinlich, dass Kampusch im Verlies des Hauses ihres Entführers Wolfgang Priklopil in Strasshof an der Nordbahn (NÖ) ein Kind zur Welt gebracht haben könnte. Es gebe „starke Indizien“ wie etwa eine Haarlocke und auch ein Buch über Säuglingspflege, die gefunden worden waren.

„Was ist mit diesem Kind? Wenn es lebt, dann stellt sich die Frage: bei wem?“, so Belakowitsch-Jenewein. Allerdings hätten im Garten Priklopils auch Leichenhunde angeschlagen. „Angeblich aber wegen modrigem Holz. Doch das ist gar nicht möglich. Diese Hunde können sogar Tier- von Menschenleichen unterscheiden.“

Sondersitzung und runder Tisch gefordert

„Unglaubliche Pannen“, „Lügen“ und „Vertuschungen“ haben laut Strache dazu geführt, dass der Akt „viel zu früh“ geschlossen worden ist. So hätte etwa Priklopils Freund Ernst H. zu einem Zeitpunkt seelenruhig Dinge aus dem Haus entfernen können, als bereits die Spurensicherung anwesend war.

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Als die Verhaftung von H. unmittelbar bevorstand, hätte das eine Weisung im letzten Moment verhindert. Und schließlich erinnerte Strache an den Chefermittler im Fall Kampusch. Der im Juni 2010 freiwillig aus dem Leben geschiedene Kriminalist soll kurz vor der Klärung des Falles gestanden sein und diesen laut Strache „von den Dimensionen und Verstrickungen her mit dem Fall Lucona“ verglichen haben.

Die FPÖ fordert deshalb die Wiederaufnahme der Ermittlungen, eine Sondersitzung im Parlament, einen runden Tisch, an dem alle Partei- und Klubchefs sitzen sollen, sowie eine parlamentarische Befragung der Staatsanwälte „unter Wahrheitspflicht“ (Strache). Der Fall wäre, so der FPÖ-Chef, in einem Unterausschuss „schlecht aufgehoben“, das käme „einem Politbegräbnis erster Klasse“ gleich, weil dort „ja alles top secret“ sei.

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