Papageien vor Auslieferung nach Jamaika?

Jene seltenen Jamaika- und Rotspiegelamazonen, die Mitte April vom Zoll am Flughafen beschlagnahmt wurden und nun im Tiergarten Schönbrunn leben, müssen vielleicht zurück nach Jamaika. Ein Antrag auf Auslieferung wurde jedenfalls gestellt.

Der Tiergarten Schönbrunn bestätigte gegenüber wien.ORF.at den Antrag zur Auslieferung, über den auch die Gratiszeitung „Heute“ berichtete. Der Eigentümer der Vögel sei aber die Republik Österreich und nicht der Tiergarten Schönbrunn, diese müsse nun entscheiden wie weiter vorgegangen werde.

Tiergarten will Vögel behalten

Der Tiergarten lehnt eine Rückführung jedenfalls ab. Der Hauptgrund: Mit der Zucht dieser Vögel in Zoos könne eine gesunde Backup-Population aufgebaut werden, sollte sich die Situation in Jamaika für die Tiere verschlechtern, hieß es.

Anstrengende Aufzucht

74 Eier hatten Zöllner Mitte April am Flughafen Wien-Schwechat sicher gestellt. In Keksschachteln und in einer Kokosnuss hatten zwei aus Jamaika kommende Urlauber versucht, die Papageieneier ins Land zu schmuggeln. Der Zoll übergab die Eier damals an den Tiergarten Schönbrunn. Für die Pfleger dort bedeutete das viel zusätzliche Arbeit. „Innerhalb kürzester Zeit mussten Teams aus erfahrenen Pflegern gebildet, Räumlichkeiten adaptiert, Brutschränke angeschafft und Futter besorgt werden“, so Tiergarten-Direktorin Dagmar Schratter.

Rotspiegelamazonen

Tiergarten Schönbrunn/Daniel Zupanc

Rotspiegelamazonen

Rund um die Uhr betreut

Bis zu zehn Pfleger waren im Einsatz. Anfangs mussten die Küken rund um die Uhr alle zwei Stunden gefüttert werden. Neben dem Pflegeaufwand war auch der Verwaltungsaufwand ein großer. Im Tiergarten wurden zu jedem einzelnen Tier Daten über Gewicht, Futteraufnahme und Allgemeinzustand gesammelt. Bei seltenen Tieren sind laut Tiergarten alle Daten wertvoll. Sie bieten die Chance, mehr Wissen über diese gefährdeten Arten zu bekommen.

„Wien heute“-Video von den Papageien

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Bedrohte Tierart

In Jamaika sind die Vögel durch menschliche Einflüsse bedroht. Die feuchten Wälder werden durch Abholzung und Siedlungsbau immer kleiner.

Der Einsatz zahlte sich aus. Nachdem sie geschlüpft waren, wurde klar, dass es sich tatsächlich um seltene Jamaika- und Rotspiegelamazonen handelt. Sie kommen ausschließlich auf Jamaika vor. Der Handel mit diesen Tieren ist verboten. Liebhaber sollen aber bis zu 15.000 Euro pro Ei zahlen. Ihr Schmuggel ist daher ein lukratives Geschäft.

Einige Paare kommen in andere Zoos

45 Papageien sind derzeit noch im Tiergarten zu bewundern. Die 22 Rotspiegelamazonen sind im Eingangsbereich des Vogelhauses zu sehen. Die 23 Jamaikaamazonen bewohnen eine Voliere neben dem Giraffenhaus. Im Rahmen eines Erhaltungszuchtprojektes werden in Kürze einige Paare von beiden Amazonenarten an andere wissenschaftlich geführte Zoos abgegeben.

Papageien Jamaikaamazonen

Tiergarten Schönbrunn/Daniel Zupanc

Jamaikaamazonen

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