Das Bundesland Wien ist 90
Bis 1918 war Wien Haupt- und Residenzstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie sowie Hauptstadt des Kronlandes Niederösterreich. Die niederösterreichischen Regierungsbehörden waren seit dem Mittelalter in Wien angesiedelt. Nach dem Zerfall der k.u.k. Monarchie war Wien Teil des Bundeslands Niederösterreich geblieben - doch es zeichnete sich rasch ab, dass dies nicht so bleiben konnte.
Bürgermeister wurde auch Landeshauptmann
Wien stand unter sozialdemokratischer Führung, Niederösterreich war christlich sozial dominiert. Die dicht bevölkerte Stadt Wien stellte im niederösterreichischen Landtag mehr Abgeordnete als die vier Landesviertel von Niederösterreich. Außerdem lebte im Großraum Alt-Niederösterreich insgesamt mehr als die Hälfte der Einwohner Österreichs, was zu Unmut bei den anderen Bundesländern führte.
1920 einigten sich beide Länder darauf, dass Wien ein eigenes Bundesland werden sollte. Die Doppelstellung von Wien als Stadt und Land nahm hier ihren Anfang. Am 1. Oktober 1920 wurde beschlossen, aus dem Wiener Gemeinderat gleichzeitig einen Landtag, aus dem Stadtsenat auch eine Landesregierung und aus dem Bürgermeister auch einen Landeshauptmann zu machen.
Trennungsgesetz von 1921
Am 10. November 1920 beschloss Wien als Gemeinde und Bundesland seine eigene Stadtverfassung. Der Landtag trat an diesem Tag zum ersten Mal zusammen. Die Aufteilung des Eigentums Alt-Niederösterreichs auf die beiden Länder sollte aber noch ein Jahr in Anspruch nehmen.
Fixiert wurde sie am 29. Dezember 1921 mit dem in Wien und Niederösterreich gleichlautend beschlossenen Trennungsgesetz. Es sah unter anderem vor, den Sitz der Landesregierung und den Landtag Niederösterreichs im traditionellen Landhaus in der Wiener Herrengasse zu belassen. 1986 entschied sich die Bevölkerung Niederösterreichs per Volksbefragung für eine eigene Hauptstadt. 1997 erfolgte dann der Umzug in das Regierungsviertel von St. Pölten.