Wien hat „einzelne Drogenszenen“

Der Drogenkoordinator der Stadt, Michael Dressel, zieht positive Bilanz über das vergangene Jahr. „Einzelne Drogenszenen“ gebe es aber immer noch. Die Polizei reagiert mit Schwerpunktmaßnahmen, die Szene wandert indessen.

Die Drogenszene ist in Bewegung. Entlang der U-Bahn-Linie U6 und U4 wird mit Drogen und Ersatzstoffen gedealt, immer häufiger auch in S-Bahnen. Vom Karlsplatz, der als Wiener Drogenhotspot bis in die Bundesländer bekannt war, ist die Szene aufgrund verstärkter Polizeikontrollen zum großen Teil verschwunden. Seien vor einem Jahr etwa 200 Suchtkranke auf dem Karlsplatz pro Tag gezählt worden, seien es laut letzten Erhebungen im Durchschnitt 28, sagte Dressel.

„Die Szene wechselt schnell“, weiß auch Roland Reithofer von der Suchthilfe Wien: „Wenn es verstärkt Polizeikontrollen gibt, verlagern sich die Handelsplätze.“ Und auch Dressel räumt ein, dass „wir wohl noch immer einzelne Drogenszenen haben. Vor allem im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel“. Für den Karlsplatz zieht Dressel aber eine positive Bilanz: Der Großteil der Suchtkranken käme zu den betreuten Einrichtungen. Im Ganslwirt hat sich laut Dressel im vergangenen Jahr die Besucherfrequenz verdoppelt.

Offene Drogenszene umfasst rund 400 Personen

„In Wien gibt es 10.000 opiatabhängige Personen. Etwa zwei Drittel davon sind in Substitutionstherapie“, sagte Reithofer gegenüber der „Presse“. Der Großteil davon lebt sozial integriert. Die offene Drogenszene wird laut Dressel auf rund 400 Menschen geschätzt.

Wiens Grüne fordern neben Konsumräumen, in denen die Suchtmittel konsumiert werden können, mehr niederschwellige Angebote. Sie kritisieren, dass die Drogenhilfe zunehmend zentralisiert wird. So wird es bald nur mehr eine Beratungsstelle mit Spritzentausch geben. Das, so fürchtet Romed Felderer, Grüner Bezirksrat aus Wien-Landstraße, könne dazu führen, dass mehr Spritzen in der Öffentlichkeit gefunden werden, wie er gegenüber der „Presse“ sagte.

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