WKR-Ball: UNESCO prüft Kulturerbe

Der Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) ist Teil des immateriellen Kulturerbes der UNESCO mit dem Titel „Wiener Ball“. Wegen der Diskussion über den Ball will die UNESCO die 2010 erfolgte Aufnahme nun neu prüfen.

„Im Sinne der Grundprinzipien der UNESCO werden wir die vom Fachbeirat eingereichte Bewerbung des ‚Wiener Balls‘ als immaterielles Kulturerbe einer genauen Prüfung bzw. Revision unterziehen und Anfang Februar zu einer Entscheidung kommen“, kündigte die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Eva Nowotny, an.

Sie betonte, dass es beim Kulturerbe „Wiener Ball“ nicht um einzelne Bälle geht. Vielmehr stünden die Tradition und das Format des Wiener Balls an sich im Vordergrund. Grundsätzlich stellte Nowotny fest, dass es Ziel der UNESCO sei, „durch Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Nationen in Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Wahrung des Friedens und der Sicherheit beizutragen“.

FPÖ gegen Grüne

Die FPÖ bezeichnete am Mittwoch den UNESCO-Schutz für den WKR-Ball als immaterielles Weltkulturerbe als „absolut verdient“. „Das ist völlig logisch, denn wie bei allen anderen edlen Bällen in der Hofburg versammeln sich dort Stützen der Gesellschaft und erhalten durch das traditionsbewusste gemeinsame Feiern eines Balles ein Stück klassischer österreichischer Gesellschaftskultur für die Zukunft“, meinte FPÖ-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner.

Sie empfahl der UNESCO, „sich vom aufgeregten politisch motivierten Gezeter einiger Gruppen nicht beeindrucken zu lassen“. Diese Gruppen würden mit Hilfe des „Medien-Megaphons versuchen, einen völlig falschen Eindruck von einer der bedeutendsten gesellschaftlichen Veranstaltungen Österreichs mit hochstehenden internationalen Gästen zu erzeugen“.

Ganz im Gegensatz dazu der Grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger: „Die Entscheidung, den WKR-Ball als Teil österreichischen Kulturerbes anzuerkennen, kann nur ein geschmackloser Faschingsscherz sein.“ Der Ball, auf dem das Who´s who der europäischen Rechtsextremen tanze, habe auf einer solchen Liste nichts verloren. Immerhin seien Vertreter von fünf Ministerien und aller neun Bundesländer an dem Beschluss beteiligt gewesen. Die Entscheidung gehöre sofort zurückgenommen.

Als einer von 17 Bällen auf der Liste

Der umstrittene WKR-Ball steht als einer von 17 Bällen unter dem Titel „Wiener Ball“ auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes Österreichs. Nicht gelistet sind hingegen etwa Opern- und Philharmonikerball. Dass der Ball überhaupt auf die Liste gekommen ist, hatte Maria Walcher, Leiterin der Nationalagentur für das Immaterielle Kulturerbe, damit begründet, dass er alle formellen Kriterien erfüllt habe.

Die UNESCO entscheide nicht von sich aus, was zum immateriellen Kulturerbe erklärt wird, sondern prüfe entsprechende Anträge von Traditionsträgern. In diesem Fall sei dies das Kontaktkomitee der Nobel- und Traditionsbälle, das für ein gutes Dutzend Wiener Bälle zuständig ist.

Der WKR-Ball sorgt Jahr für Jahr für Kritik, Gegendemos und Ausschreitungen. Kritiker wie SOS Mitmensch sehen im Korporationsring eine „rechtsextrem durchsetzte Vereinigung“. Ab kommendem Jahr wird der Ball allerdings nicht mehr in der Wiener Hofburg stattfinden.

Heftige Debatte über Ball

Der WKR-Ball fand seit 43 Jahren immer am Freitag vor dem letzten Samstag im Jänner in der Hofburg statt. Es sei Zufall, dass der Ball 2012 am Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz stattfindet. Der Beschluss zur Absage für die Jahre nach 2012 fiel in der Generalversammlung der Betreibergesellschaft einstimmig - mehr dazu in Letzter Korporationsball in der Hofburg.

Nach der Entscheidung setzte sich aber die Debatte über den Ball fort. Mehrere Organisationen hatten die Absage gefordert, der Ballausschuss wies die Kritik zurück - mehr dazu in WKR-Ball: Debatte reißt nicht ab.

Und debattiert wurde über den Ball auch im Bundesheer. Man wolle „nicht den Anschein erwecken, dass das österreichische Bundesheer derartiges Gedankengut unterstützt“, sagte Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) und verbot Soldaten die Teilnahme in Uniform - mehr dazu in WKR-Ball: Heeres-Uniformen verboten.

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