U-Bahn: Seit 20 Jahren Frauen am Steuer

Bei den Wiener Linien hat vor 20 Jahren eine neue Ära begonnen. Im Jahr 1992 trat mit Claudia Polaschek die erste Frau als U-Bahn-Fahrerin ihren Dienst an. Bis heute sind ihr 73 Frauen in dieser Tätigkeit gefolgt.

Erste U-Bahnfahrerin Claudia Polaschek

ORF

Erste U-Bahnfahrerin Wiens

Nachdem sie am 20. Jänner 1992 die Fahrprüfung bei den Wiener Linien geschafft hatte, saß Claudia Polaschek als erste Frau hinter dem Steuer eines „Silberpfeils“. Damals eine kleine Sensation: „Die weibliche Stimme ist aufgefallen und die Fahrgäste haben dann am Bahnsteig zu laufen begonnen, um in die Fahrerkabine herein zuschauen. Ich habe mich als Pionierin gefühlt und war sehr stolz beweisen zu können, dass Frauen das ebenso gut können wie Männer“, erinnerte sich die 44-Jährige.

Polaschek arbeitet heute in der Kommandozentrale der Wiener Linien. 2001 war sie die erste Frau, die dort aufgenommen wurde. Seit Mai des Vorjahres ist sie zur Obermeisterin im U-Bahnbetrieb aufgestiegen. Damit ist sie für 5.000 Mitarbeiter und die Linien U2, U3 und U6 zuständig.

„Das U-Bahnfahren geht mir eigentlich nicht ab, denn ich habe alle meine Ziele erreicht. Das U-Bahnfahren war damals ein Stück des Weges dorthin“, sagte Plaschek.

Derzeit 73 U-Bahnfahrerinnen im Dienst

Heute steuern 73 Frauen die U-Bahnen der Wiener Linien. Ihre männlichen Kollegen sind aber in der Überzahl: Derzeit gibt es 367 U-Bahnfahrer. Von den rund 1.300 Straßenbahnfahrern sind derzeit 185 Frauen.

TV-Hinweis

Wien heute hat mit der ersten U-Bahnfahrerin Wiens gesprochen. Den Beitrag sehen Sie am Samstag um 19.00 Uhr in ORF2 und danach on Demand.

Die Bim-Fahrerinnen hatten es zu Beginn nicht leicht. Als die Wiener Linien (damals noch Wiener Stadtwerke-Verkehrsbetriebe) Anfang der 1970er Jahre Frauen als Straßenbahnfahrerin einsetzen wollte, weigerten sich die Fahrlehrer in den Remisen die Frauen auszubilden. Sie mussten deshalb von Fahrlehrern in der Zentrale ausgebildet werden. Im Juli 1970 konnten die Wiener Linien dann erstmals Frauen als Straßenbahnfahrerinnen einsetzen.

Studie belegte Eignung als Bim-Lenkerinnen

Dabei hatte das Medizinisch-psychologische Institut Essen 1969 noch eine Studie durchgeführt, ob Frauen für den „Dienst an der Kurbel“ geeignet wären.

Aus heutiger Sicht kaum verwunderlich, kamen die Experten der 1960er Jahre zu dem Schluss, dass die Verteilung der Unfälle auf die Geschlechter „keine Schlüsse auf eine körperliche oder seelische Überforderung der Frau als Straßenbahnmotorführer“ zuließen. Ganz im Gegenteil seien Frauen in der Lage, sich „dem äußeren Verkehrsablauf besser anzupassen als das männliche Fahrpersonal“, so die Studie.

Eine der ersten Straßenbahnfahrerinnen in Wien

Wiener Linien

Eine der ersten Bim-Fahrerinnen in Wien

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