WKR-Ball: Schlagabtausch FPÖ-Grüne

Während die Grünen den Ausschluss von Medien beim Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) beklagen, ist heute die FPÖ zur Verteidigung des Balls angetreten. Der Ball stehe im „Zeichen von Freiheit und Demokratie“.

„Freiheit und Demokratie müssen immer wieder neu erkämpft werden, auch im 21. Jahrhundert“, sagte Ballorganisator Udo Guggenbichler. Gemeinsam mit FPÖ-Abgeordneten aus dem Nationalrat und dem Wiener Landtag betonte er, dass viele Ballgegner Andersdenkenden die Grundrechte vorenthalten wollten. Nur so sei es erklärbar, dass öffentlicher Druck auf Vertragspartner des Balls und bei den Demonstranten Gewalt ausgeübt werde.

Veranstalter sehen nicht „geringsten Verdacht“

FPÖ-Verfassungssprecher Harald Stefan trat scharf gegen Vorwürfe des Rechtsextremismus und Antisemitismus ein, die gegen die Ballbesucher erhoben worden sind. So habe Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in der Beantwortung einer Anfrage des Grünen Karl Öllinger gesagt, dass weder in Zusammenhang mit dem Ball noch generell gegen Organisationen, die im Wiener Korporationsring vereinigt sind, auch nur der geringste Verdacht verfassungsfeindlicher Aktivitäten bestehe, so Stefan.

Der Wiener FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus befürchtet, dass es auch heuer bei den Protesten gegen den Ball zu massiven Ausschreitungen kommen werde. Zahlreiche gewalttätige Gruppen aus Deutschland hätten ihr Kommen angekündigt. Auch den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Ariel Muzicant, nahm Gudenus in die Pflicht, da dieser Mitverantwortung für die Demonstrationen trage. Dass der Ball ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag stattfinde, sei Zufall, waren sich die FPÖ-Politiker einig.

Grüne kritisieren WKR-Ball ohne Medien

Zuvor hatten die Grünen ihre Kritik am Ball erneuert. Der Ball finde „unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt“. Wie in der Vergangenheit würden auch dieses Mal Vertreter der Medien oder Fotografen nicht zum Ball zugelassen, so Grünen-Sozialsprecher Karl Öllinger. Die Erklärung dafür sei, dass Rechtsextreme vieler Länder aufmarschieren würden und bei dem Ball „gerne ungestört ihren Geschäften" nachgehen“. Auch der Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, kritisierte, dass Medien nicht zugelassen seien.

Die Grünen wiederholten auch ihre Kritik am Termin des Balls, der heuer auf den 27. Jänner falle - dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Offener Brief einer NS-Überlebenden

Auch SOS Mitmensch forderte erneut, den Ball zu stornieren. Sie untermauerten diese Forderung mit einem offenen Brief einer Überlebenden der NS-Zeit. Dora Schimanko musste 1938 im Alter von sechs Jahren vor den Nazis aus Österreich flüchten. „Jetzt, nur 66 Jahre später, treffen sich die Nachfolger jener barbarischen Gesinnung zur Vernetzung, Tanz und Feier in einem der Republik Österreich gehörenden repräsentativen Konferenzzentrum“, heißt es in dem Brief.

Schimanko fordert ebenso wie SOS Mitmensch, den WKR-Ball zu stornieren. Der Ball einer rechtsextrem durchsetzten Vereinigung wie dem Wiener Korporationsring in einem Gebäude der Republik, an einem besonderen Tag wie dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz sei ein Hohn auf die Würde der Opfer des Nationalsozialismus, so Alexander Pollak von SOS Mitmensch.

In der Vorwoche haben 60 Organisationen die Gedenk- und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus gestartet. Den Höhepunkt sollen Veranstaltungen am 27. Jänner, dem internationalen Holocaust-Gedenktag der UNO, bilden - mehr dazu in Viele Zeichen gegen Rechts.