Migranten im Job stark benachteiligt

Migranten sind laut einer Studie der Arbeiterkammer auf dem Arbeitsmarkt deutlich benachteiligt. Demnach wird ein Drittel der Beschäftigten mit Migrationshintergrund deutlich unter dem eigentlichen Ausbildungslevel eingesetzt.

Der Vergleich macht sicher: Bei den übrigen Arbeitnehmern sind es lediglich elf Prozent, die unter dem eigentlichen Ausbildungslevel eingesetzt werden. Folgerichtig liegt auch die Entlohnung der Personen mit Migrationshintergrund deutlich zurück.

Einkommen deutlich geringer

Die Einkommensunterschiede sind gemäß der AK-Umfrage unter 2.300 Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitsnehmern deutlich: Während 20 Prozent der Beschäftigten ohne Migrationshintergrund ein monatliches Nettoeinkommen von über 2.400 Euro erzielen, sind es bei den Migranten nur fünf Prozent - mehr dazu in GPA: Migranten zu schlecht bezahlt.

Am anderen Ende der Skala zeigt sich das umgekehrte Bild. 20 Prozent der Beschäftigten ohne Migrationshintergrund verdienen höchstens 1.400 Euro netto. Bei den Migranten sind es 60 Prozent, bei Frauen sogar 68 Prozent. Migrantinnen müssen überhaupt mit doppelter Benachteiligung kämpfen: 36 Prozent von ihnen (nur 20 Prozent der Männer) üben eine Hilfstätigkeit aus. Bei den Beschäftigten mit österreichischen Wurzeln sind es vier Prozent der Frauen und drei Prozent der Männer.

Anrechnung von Ausbildung schwierig

Hauptgrund für den Einkommensunterschied zwischen Personen ohne und mit Migrationshintergrund sind das unterschiedliche Ausbildungsniveau, aber auch Probleme mit der Anrechnung von im Ausland erworbener Qualifikation. Weniger als ein Fünftel der Zuwanderer mit Bildungsabschluss im Ausland beantragt die Nostrifikation der Ausbildung - unter anderem wegen unübersichtlicher Regelungen. Aber selbst die erfolgreiche Nostrifizierung führt nur in jedem zweiten Fall zu einem tatsächlich ausbildungsadäquaten Einsatz auf dem Arbeitsmarkt.

Überdurchschnittlich hoch ist auch das Arbeitslosigkeitsrisiko von Migranten: In den letzten zehn Jahren waren über 40 Prozent von ihnen zumindest einmal von Arbeitslosigkeit betroffen, unter den Beschäftigten ohne Migrationshintergrund waren es bloß zwölf Prozent.

Bessere Beratung ermöglichen

Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel forderte angesichts dieser Zahlen Maßnahmen. So wirbt er etwa für eine schnellere, gezielte Anerkennung von im Ausland erworbenen Kenntnissen: „Wenn ein Ingenieur oder eine Ärztin als Hilfsarbeiter oder Pflegekraft eingesetzt wird, ist das eine Vergeudung von Kenntnissen und Fähigkeiten, die wir uns nicht mehr leisten können.“

Zuwanderer sollten zudem auf ihre persönliche Situation maßgeschneiderte Beratung und eine Einschätzung ihrer Kompetenzen bekommen. Berufliche Bildung und Weiterbildung müssten dies ebenso ergänzen wie ein Schulsystem, das gleiche Chancen für alle Kinder biete und ein gezieltes Vorgehen gegen Lohn- und Sozialdumping.

Auch die Stadt Wien forderte, dass der bürokratische Dschungel endlich entwirrt werde. Migranten seien sehr schnell in einem Teufelskreis der Dequalifikation, weil das Anerkennungsverfahren so lange dauere, kritisierte Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) gegenüber „Radio Wien“. Das Verfahren gleiche „einer 8.000er-Besteigung ohne Sauerstoffgerät“.

Reaktion: Regierung gelobt Besserung

Die Regierung kündigte angesichts der Studie verbesserte Rahmenbedingungen für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen an. Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) verwies diesbezüglich auf zwei beim Finanz- sowie beim Sozialministerium angesiedelte Arbeitsgruppen. Er selbst arbeite diesbezüglich an einer Informationsbroschüre, so der Staatssekretär.

Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ortete in den Hürden in der Anerkennung ausländischer Qualifikationen „ein Problem, gegen das man durchaus ankämpfen muss“. Schließlich lasse man hier Potenzial liegen.

Mitgebrachte Qualifikationen - etwa von Fachkräften oder AkademikerInnen - sollen besser genutzt und die Regelungen für die formale Anerkennung vereinfacht werden, unterstrich Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt müsse erleichtert werden. Das sei nicht nur im Interesse der Zuwanderer und deren Kinder, sondern bringe auch unmittelbare Vorteile für die Volkswirtschaft. In einigen Jahren würden Arbeitnehmer fehlen, daher würden qualifizierte Zuwanderer benötigt.

Neuer Bildungsplan für Migrantinnen

Rund 1.600 Plätze bietet unterdessen ein Sprach- und Bildungsplan für Migrantinnen, den die Stadt Wien entwickelt hat. Neben dem Erlernen von Deutsch-Grundkompetenzen sollen in Aufbaukursen auch Fächer wie Mathematik oder EDV vermittelt werden - mehr dazu in Stadt macht Migrantinnen fit für Arbeitsmarkt.

Link: