Neue Werbewatchgroup gegen Sexismus

Werbung mit nackten Frauenkörpern ist beliebt und verpönt zugleich: Sexistische Werbung wurde im Vorjahr am häufigsten beanstandet. In Wien wurde am Mittwoch eine eigene „Watchgroup“ gegen sexistische Werbung präsentiert.

„Tagtäglich begegnen uns an jeder Straßenecke, in jedem Magazin und im Fernsehen sexistische Abbildungen von Frauen“, sagte Wiens Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) bei der Präsentation. Die Abbildungen würden Vorstellungen von Frauen und Männern prägen. Frauen und ihre Körper würden als sexualisierte Werbemittel eingesetzt, Rolenbilder und Klischee verstärkt sowie Gewalt gegen Frauen verharmlost. Sexistische Werbung habe verheerende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft, so Frauenberger.

Monika Vana, Gemeinderätin der Wiener Grünen, unterstrich, dass es darum gehe, stereotype Rollenbilder aufzubrechen: „Wir schaffen ein Umfeld, das Mädchen fördert und unterstützt - beim Hinterfragen und Umwerfen gängiger Geschlechterrollenbilder und bei der Eroberung bisheriger Männerdomänen“.

Kriterienkatalog auf Webseite abrufbar

Die Wiener Werbewatchgroup bezeichneten die Politikerinnen als einen weiteren Schritt zu sexismusfreier Werbung. Wien werde sich aber weiterhin für ein Verbot durch ein Bundesgesetz einsetzen. Für die Bewertung wurde ein Kriterienkatalog erarbeitet, ab wann eine Werbung als sexistisch einzustufen ist. Darin enthalten sind traditionelle Geschlechterklisches und sexualisierte Darstellungen, die vor allem Frauen betreffen. Der Katalog ist auf der Webseite jederzeit abrufbar.

Wienerinnen und Wiener können auf der Webseite www.werbewatchgroup-wien.at Beschwerden gegen sexistische Werbung einlegen. Eine Gruppe von Experten bewertet anschließend auf der Basis eines ausführlichen Kriterienkatalogs, ob das Inserat, das Plakat, der Werbespot oder die Radiowerbung sexistisch ist. Danach wird die Bewertung auf der Homepage veröffentlicht.

Die rot-grüne Wiener Koalition hatte bereits in ihrem Regierungsprogramm im Jahr 2010 die Schaffung einer Werbewatchgroup festgelegt. Im Unterschied zum Werberat ist die Werbewatchgroup nicht befugt, gegen sexistische Werbung Sanktionen zu setzen. Allerdings soll die öffentliche Bekanntmachung von Werbeverstößen über die Homepage einen bewussteren Umgang in Sachen sexistischer Werbung erzielen.

278 Beschwerden beim Werberat

Beim österreichischen Werberat sind im Vorjahr 278 Beschwerden im Zusammenhang mit „Geschlechterdiskriminierender Werbung“ eingegangen. Zehnmal forderte der Rat zum sofortigen Stopp einer Kampagne auf, die bisher höchste Anzahl seit der Neustrukturierung des Rats im Jahr 2008. Nach der Geschlechterdiskriminierung waren „Ethik und Moral“ sowie „Gewalt“ die häufigsten Gründe für Beschwerden beim Werberat.

Am häufigsten beanstandet wurden im Vorjahr TV-Werbespots, gefolgt von Plakatwerbung und Printwerbung. Der Werberat hat sich im Vorjahr vergrößert, umfasst nun 160 statt bisher 90 Mitglieder. Derzeit wird der Selbstbeschränkungskodex im Bereich „Kinder und Gewalt“ überarbeitet.

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