Radikaler Islamist: Diözese greift ein

Der radikale Islamist Shaker Assem, der für März eine Kalifatskonferenz in Vösendorf plant, hat bisher die Freitagspredigt im muslimischen Gebetsraum des Afro-Asiatischen Instituts (AAI) gehalten. Kardinal Christoph Schönborn hat ihm das nun untersagt.

Shaker Assem darf das muslimische Freitagsgebet im Afro-Asiatischen Institut nicht mehr leiten, teilte die Erzdiözese in einer Aussendung mit. Kardinal Christoph Schönborn habe diese Entscheidung als Protektor des von Kardinal Franz König gegründeten Instituts mit AAI-Geschäftsführer Nikolaus Heger getroffen. „Die Erzdiözese muss sich Klarheit über die Situation verschaffen, auch wenn die staatlichen Behörden bisher keinen Anstoß an Imam Assem genommen haben und dieser nicht als Hassprediger gilt“, hieß es.

Das Kalifat ist die Herrschaft des „Stellvertreters des Gesandten Gottes“, eine islamische Regierungsform, bei der weltliche und geistliche Führerschaft in der Person des Kalifen vereint sind.

Der Prediger hält die Todesstrafe bei Ehebruch für gerechtfertigt und spricht dem Staat Israel das Existenzrecht ab, berichtete die „Presse“. Die Ideologie, die Shaker Assem vertritt, ist jene der „Hizb ut-Tahrir“ (Partei der Befreiung), deren Ziel die Errichtung eines Kalifats in der islamischen Welt ist. Assem ist ihr Sprecher für den deutschsprachigen Raum, zuletzt trat er als Organisator der für 10. März geplanten Kalifatskonferenz in Vösendorf in Erscheinung.

AAI spricht von „schwieriger Situation“

Das AAI, im Jahr 1959 von Kardinal König als „entwicklungspolitisches Bildungshaus“ gegründet, ist eine kirchliche Stiftung, die auch aus Mitteln der Erzdiözese Wien unterhalten wird. Die Einrichtung weiß um die kontroversiellen Ansichten des Predigers: „Es ist eine schwierige Situation, über die wir seit Jahren diskutieren“, sagte AAI-Geschäftsführer Heger gegenüber der Zeitung.

Das Freitagsgebet am AAI findet seit fast 50 Jahren im Haus statt. Shaker Assem organisierte seit einiger Zeit dieses Gebet. Assem werde weder finanziell noch ideell unterstützt hieß es.

Bis vor kurzem hieß es noch: „Wir wissen über seinen (Assems, Anm.) Hintergrund Bescheid, und er weiß, dass wir seine Werthaltung skeptisch betrachten“, so Heger. Allerdings sei Assem ein guter Dialogpartner, der das Gespräch und die Auseinandersetzung suche. Noch dazu sei die Hizb ut-Tahrir in Österreich nicht verboten. Und der Verfassungsschutz, bei dem man sich über Assem informiert habe, „hat uns nicht gesagt, dass wir ihn rausschmeißen sollen“.

Partei in Deutschland verboten

Assem wurde 1964 wurde als Sohn eines Ägypters und einer Österreicherin in Kairo geboren. Nach dem Tod des Vaters ging er 1980 mit seiner Mutter nach Österreich, schloss seine Schulausbildung ab und studierte Maschinenbau an der TU Wien. Von 2002 bis 2005 arbeitete er in Deutschland, wo er sich für Hizb ut-Tahrir engagierte - die Partei wurde dort verboten.

Zurück in Österreich hatte er als Sprecher der Organisation immer wieder öffentliche Auftritte, etwa im Oktober 2011 in der ORF-Sendung „Club 2“ zum Thema „Muslimische Frauen in Österreich“. Auf Proteste reagierte der ORF damit, dass Assem explizit als „Vertreter einer ausgeprägt konservativen Auslegung des Islam“ eingeladen wurde. Ein politisches Betätigungsverbot für Assem, der verheiratet ist und einen Sohn hat, gibt es in Österreich, im Gegensatz zu Deutschland, nicht.

Die umstrittene Kalifatskonferenz in Vösendorf dürfte nun auch nicht stattfinden. Die BH Mödling hat die Halle geschlossen, in der die Konferenz hätte stattfinden sollen - mehr dazu in Kalifatskonferenz: BH schließt Halle.

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