Austro-Türke als Wutbürger

Die Türken werden kommen, weil sie jünger, stärker und ehrgeiziger sind, prognostiziert der türkischstämmige Österreicher Inan Türkmen in seinem Buch „Wir kommen“. Er will damit provozieren. Ein „Integrationsbericht“ sei es aber nicht.

"Wir kommen"-Autor Inan Türkmen

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„Wir kommen“-Autor Inan Türkmen

„Egal, ob ihr die Türkei mögt oder nicht, ob ihr uns türkische Migranten integriert, oder nicht, ob ihr die Türkei in der EU haben wollt, oder nicht: Der türkische Einfluss in Europa wird steigen. Denn wir sind jünger, hungriger und euch zahlenmäßig überlegen“, schreibt Türkmen in „Wir kommen“. Mit Aussagen wie diesen will der 24-jährige Österreicher und alewitische Kurde gezielt provozieren.

„Ich habe das Buch geschrieben, weil ich ein paar Sachen klarstellen wollte, wie ich sie kenne und wie ich sie erlebt habe“, sagte Türkmen in der ZIB 24. Ferner wollte er "die positiven Seiten der Türkei und der türkischen Migranten die hier leben“ beschreiben. Er wolle sich in Österreich nicht unbeliebt machen und auch niemanden beleidigen oder Rechtspopulisten bedienen. Aber es müsse endlich einmal etwas Positives über die Türkei gesagt werden.

„Habe versucht diese Wut in Worte zu fassen“

TV-Hinweis:

Das Studiogespräch zwischen Autor Inan Türkmen und FPÖ-Politikerin Dagmar Belakowitsch-Jenewein können Sie auch online nachsehen.

Ohne Ausländer würde Österreich schrumpfen, schreibt der Wirtschaftsstudent. Ein junger Staat wie die Türkei baut Technologiezentren, ein alter, wie Österreich Geriatriezentren. Aber das werde nicht geschätzt, man müsse sich sogar beleidigen lassen - etwa von einem Wurstel, wie Thilo Sarrazin - mehr dazu in „Wir kommen“ mischt auf (oe1.ORF.at; 1.3.12).

Die Türken stellen nach Deutschen und Serben die größte Community in Österreich. Laut Statistik Austria umfasst diese Community 163.900 Personen der ersten Generation (noch in der Türkei geboren) und 99.100 Personen der zweiten Generation (Menschen, deren Eltern in der Türkei geboren wurden).

Der 24-Jährige ist in Österreich geboren und zunächst ohne Rassismus aufgewachsen, wie er betonte. Erst als Jugendlicher sei er damit konfrontiert worden. Und er sei deshalb oft wütend, traurig und enttäuscht gewesen. „Aber Wut muss ja nicht was schlechtes sein. Ich habe ein Buch geschrieben und versucht diese Wut in Worte zu fassen“, sagte Türkmen.

„Wir müssen mit Schuldzuweisungen aufhören“

„Ich habe keine Integrationsbericht geschrieben. Ich habe nicht darüber geschrieben wie gut wir alle integriert sind, oder dass es keine Probleme gibt. Wir müssen mit Schuldzuweisungen aufhören und fragen woran liegt es, dass es dieses Feindbild gibt“, sagte Türkmen. Die Türkei will er dabei nicht als Ort ohne Probleme sehen. Denn auch wenn das Land „sehr, sehr vieles zu bieten hat“, gebe es Probleme „mit der Pressefreiheit, den Frauen- und Menschenrechten“.

Buchhinweis:

Inan Türkmen: Wir kommen. edition a, 96 Seiten, 14,90 Euro.

Die gezielt gewollte Aufregung dürfte Türkmen jedenfalls gelungen sein. FPÖ-Politikerin Dagmar Belakowitsch-Jenewein sprach bereits von „einer Provokation am österreichischen Volk, oder vielleicht für ganz Mitteleuropa“.

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