Kunsthalle-Mitarbeiter mobilisieren gegen Matt

47 von 54 Mitarbeitern der Kunsthalle Wien haben eine Erklärung unterschrieben, in der dem derzeit dienstfrei gestellten Direktor der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, das Misstrauen ausgesprochen. Die Stadt wird darin als Eigentümerin gebeten, für klare Verhältnisse zu sorgen.

Die Mitarbeiter haben die Erklärung unterschrieben, denn „am 1. April wäre es zu spät“, sagte Kunsthalle-Sprecherin Claudia Bauer gegenüber wien.ORF.at. Die Dienstfreistellung Matts endet Ende März. Es gehe den Mitarbeitern darum „Stellung zu beziehen und gehört zu werden“, so Bauer.

Die Auswertung des anonym durchgeführten Misstrauensvotums wurde durch einen Notar vorgenommen. Bezüglich seiner konkreten Auftraggeber verweist der Notar auf Anfrage auf seine Verpflichtung zur Verschwiegenheit. Ihm seien am Mittwoch eine Liste der 54 Kunsthallen-Mitarbeiter sowie 53 Kuverts übergeben worden, heißt es in dem Notariats-Schreiben. Letztlich hätten „88,67 Prozent der Mitarbeiter dem derzeit dienstfrei gestellten Direktor der Kunsthalle Wien ihr Misstrauen“ ausgesprochen.

Erhebungen laufen derzeit

In der Causa Kunsthalle laufen derzeit Erhebungen von Kontrollamt, der Staatsanwaltschaft und der von der Stadt Wien beauftragten Prüffirma HLB Intercontrol. Einerseits werden die rechtlichen Details der Übernahme der Trägerschaft vom bisherigen Verein auf eine neu gegründete GesmbH geprüft, andererseits gibt es Vorwürfe gegen Matt, die etwa eine Vermischung von privaten und dienstlichen Tätigkeiten sowie angeblich für Sponsorleistungen versprochene Staatsbürgerschaften betreffen.

Ein kürzlich vorgelegter Prüfbericht der von der Kunsthalle beauftragten Firma Interbilanz Hübner entlastete Matt und fand im Zusammenhang mit Möbeltransporten, Reparaturarbeiten an Kraftfahrzeugen sowie bei Arbeiten in der Wohnung Matts „keine Hinweise auf privat veranlasste Kosten“, die über das Haus abgerechnet worden seien. Die Dienstfreistellung Matts endet Ende März mehr dazu in - Kunsthalle neu, Matt freigestellt (wien.ORF.at; 2.12.11). Bis dahin will man Klarheit über die weitere Vorgangsweise gewonnen haben, sagte der interimistische Geschäftsführer Franz Patay wiederholt.

Hohe Unzufriedenheit war bekannt

Patay wies darauf hin, dass „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht die neu gegründete GesmbH, sondern noch immer der Verein Arbeitgeber der Kunsthallen-Mitarbeiter sei. „Das heißt aber nicht, dass wir dieses Votum nicht ernst nehmen“, so Patay, schließlich sei man an motivierten Mitarbeitern interessiert. Dass dort eine hohe Unzufriedenheit herrsche, habe er schon vor dem bekanntgewordenen notariell beglaubigten Misstrauensvotum gewusst: „Ich habe das auch ohne Notar zur Kenntnis genommen.“

Patay wies ebenso darauf hin, dass derzeit die Übernahme der Verträge der Kunsthalle durch die neue GmbH geprüft werde. „Davon gibt es über 200, nicht nur den von Herrn Dr. Matt.“ Es gebe nur die Möglichkeit alle Verträge oder keinen Vertrag zu übernehmen. Bei dieser Prüfung sei man „im Plan“. Gleichzeitig prüften Arbeitsrechtsexperten auch „alle mögliche Szenarien“ bezüglich des Vertrags von Gerald Matt. Sobald ein Ergebnis vorliege, werde der Aufsichtsrat in Kenntnis gesetzt. Dieser soll das nächste Mal in der letzten Märzwoche, „jedenfalls aber vor Ostern“, zusammentreten.

Mit Matt selbst hätten noch keine Gespräche stattgefunden, da dieser gerade im Ausland verweile, sagte Patay gegenüber wien.ORF.at. Matt selbst erklärte in einem Zeitungsinterview Ende Dezember, dass er jedenfalls zurückkehren wolle - mehr dazu in Matt: „Kulturpolitischer Raubritterkurs“ (wien.ORF.at; 23.12.11)

Verein zeigte sich „überrascht“

„Überrascht“ zeigte sich der Verein der Kunsthalle Wien. „Selbstverständlich werden die Anliegen der Mitarbeiter ernst genommen und intern zwischen dem Verein Kunsthalle Wien und der GmbH, dem zukünftigen Träger der Kunsthalle Wien, besprochen“, so Vereins-Präsident Thomas Häusle in einem kurzen schriftlichen Statement.

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