Kunsthalle: Gerald Matt tritt zurück

Seit 1996 ist Gerald Matt als Direktor und Kurator der Kunsthalle Wien tätig gewesen - nun tritt er zurück. Matt habe am Freitag um die Auflösung seines Vertrages gebeten, teilte Thomas Häusle für den Vorstand des Vereins Kunsthalle mit.

Matt begründete gegenüber dem Verein Kunsthalle seine Vertragsauflösung mit der geplanten Trennung des Kunsthallen-Leitung in eine künstlerische und eine kaufmännische Leitung, da er „sie für seine Person als nicht sinnvoll erachte“, heißt es in der Aussendung. Keinen Bezug nimmt Matt demnach auf die Diskussion um seine Amtsführung, die zuletzt zu einer dreimonatigen Dienstfreistellung geführt hat, die am 31. März ausgelaufen wäre.

Der Vorstand des Vereins Kunsthalle Wien stimmte der einvernehmlichen Auflösung zu. Präsident Häusle und Vizepräsident Menz bedankten sich „für die vielen Jahre einer gemeinsamen und erfolgreichen Tätigkeit und für die herausragenden Leistungen“. Matt habe aus dem Provisorium am Karlsplatz ein international führendes Haus für zeitgenössische Kunst gemacht. Er habe zudem die Kunsthalle zu einer international angesehenen Marke gemacht.

Kunsthalle-Direktor Gerald Matt im April 2011 bei einer Pressekonferenz in Wien

APA/Herbert Neubauer

Matt nahm auf die Diskussion um seine Amtsführung vorerst nicht Bezug

Kunsthalle in Eigentum der Stadt übernommen

Zuletzt war Matt von seinem Kunsthallen-Amt dienstfrei gestellt. Es gibt Vorwürfe gegen Matt, die etwa eine Vermischung von privaten und dienstlichen Tätigkeiten sowie angeblich für Sponsorleistungen versprochene Staatsbürgerschaften betreffen. Zuletzt hatten auch die Mitarbeiter der Kunsthalle gegen ihren einstigen Chef mobilisiert - mehr dazu in Kunsthalle-Mitarbeiter mobilisieren gegen Matt (wien.ORF.at; 9.3.12).

Die Kunsthalle Wien ist seit Mitte Februar offiziell eine GmbH, bis dahin wurde sie als Verein geführt. Auf die bereits im vergangenen Dezember vorgestellten Strukturänderungen hatte sich die rot-grüne Stadtregierung Wiens infolge der Anschuldigungen gegen Matt geeinigt. Im Zuge dieser Neuaufstellung sind die Kunsthalle sowie die bisherige Kunsthallen-Tochter Kunst im öffentlichen Raum GmbH (KÖR) ins Eigentum der Stadt Wien übernommen worden.

Interimistisch leitet derzeit Franz Patay die Geschicke der Kunsthalle. Er bezeichnete den Rücktritt als eine „große Zäsur für die Kunsthalle Wien“, Matts Entscheidung sei zu respektieren. Wenn man gewohnt sei, alleine zu entscheiden, sei eine Doppelspitze mit künstlerischer und kaufmännischer Leitung eben eine große Umstellung, die Matt für sich wohl nicht sinnvoll erachtet habe.

Suche nach „neuer personeller Zusammensetzung“

„Ich nehme die Entscheidung Gerald Matts, seine Arbeit in der Kunsthalle zu beenden, zur Kenntnis“, sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) zum Rückzug des langjährigen Geschäftsführers. Nunmehr gehe es darum, die „erfolgreiche Arbeit der Kunsthalle in neuer personeller Zusammensetzung und in neuer Organisationsform fortzusetzen.“

Sehr erfreut zeigte sich der Kultursprecher der Grünen Wien, Klaus Werner-Lobo, über die Vertragsauflösung. „Die Grünen Wien haben bereits vor Monaten auf die Umstrukturierung der Kunsthalle Wien und den Abschied ihres Direktors gesetzt“, hieß es in einer Aussendung. Matt bezeichnete seine Dienstfreistellung als Resultat einer auf „Vernaderung“ und „Denunziantentum“ basierenden Kampagne der Grünen, denen er „einen kulturpolitischen Raubritterkurs“ vorwarf - mehr dazu in Matt: „Kulturpolitischer Raubritterkurs“ (wien.ORF.at; 23.12.11).

Egal, welche Begründung Matt offiziell für seinen Rücktritt angebe, „die Masse an Ungereimtheiten in seiner Amtszeit wird wohl die wahre Ursache sein“, vermutete FPÖ-Kultursprecher Gerald Ebinger in einer Aussendung. Ebinger sieht den Weg nun frei für einen Neustart.

Matt gilt als „Dandy der Wiener Kunstszene“

Matt studierte Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte. Der „Dandy der Wiener Kunstszene“, wie der u. a. als Gastprofessor der Universität für angewandte Kunst tätige Matt vielfach bezeichnet wurde, begann seine Karriere als parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ. Von 2001 bis 2006 war der gebürtige Vorarlberger Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Museums für Moderne und Zeitgenössische Kunst Bozen.

Sechs Jahre beriet er auch das Museum Moderner Kunst Bologna, und von 2007 bis 2010 war er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und Kurator der temporären Kunsthalle Berlin. Als Lektor war er auch am Institut für Kulturmanagement in Wien und am CIAM, Zentrum für Internationales Kunstmanagement Köln, tätig.

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