Schlepperring: 99 Täter ausgeforscht

Das Landeskriminalamt Wien und die Polizei München haben einen Schlepperring ausgehoben. Die Mitglieder der Bande sollen durch Scheinehen illegal Aufenthaltskarten erworben haben. Neun Mitglieder und 90 Beitragstäter wurden laut Polizei ausgeforscht.

Die Ermittlungen der österreichischen und deutschen Behörden laufen seit eineinhalb Jahren. Die Mitglieder der Bande hatten für serbische Staatsbürger illegal Aufenthaltstitel für Deutschland und Aufenthaltskarten für die EU besorgt. Pro Antrag kassierte die Bande etwa 15.000 Euro. Bisher konnten insgesamt neun Mitglieder dieser kriminellen Organisation sowie 90 Beitragstäter ausgeforscht werden.

Vier Haupttäter wurden ermittelt, zwei konnten Ende 2011 in Wien festgenommen werden. Die Haupttäter werden in München angeklagt, die restlichen Bandenmitglieder müssen sich in Strafverfahren in Österreich verantworten.

Scheinehen in Serbien

Bei der Einreichung der Anträge für die Aufenthaltstitel verwendeten die Täter echte Personendaten, wofür sie vor allem in Wien Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft anwarben. Laut Polizei wurden diese Anwerbungen vor allem im Obdachlosenmilieu durchgeführt. Für 1.500 Euro mussten die Frauen und Männer ihren Reisepass zur Verfügung stellen, danach wurden serbische und österreichische Heiratsurkunden gefälscht oder Scheinehen in Serbien geschlossen.

Die „Scheinehepartner“ fuhren in manchen Fällen auch mit Bandenmitgliedern nach München, um die notwendigen Unterschriften beim Ausländeramt zu leisten. Die Daten wurden auch bei Kreditanträgen und Pkw-Anmeldungen missbräuchlich verwendet.

Staatsanwaltschaft überprüft Ehen

Die Staatsanwaltschaft München forderte im Zuge der Ermittlungen die Unterlagen zu allen im fraglichen Zeitraum geschlossenen Ehen zwischen Serben und Österreichern an. Insgesamt wurden 117 Fälle überprüft, bei 71 Fällen wurden Scheinehen eingegangen.

In enger Zusammenarbeit der Behörden wurden von den Beamten des LKA Wien über 90 Vernehmungen durchgeführt und die beteiligten österreichischen Frauen ermittelt und angezeigt. Die Bande dürfte nach den bisherigen Ermittlungen seit 2007 aktiv sein. Die Gesamtschadenssumme beläuft sich auf etwa 1,5 Millionen Euro.