Edelbacher kritisiert politische Weisungssucht

Von „politischer Weisungssucht“ in Österreich spricht der Ex-Chef des Wiener Sicherheitsbüros, Max Edelbacher. In einem Interview für das Magazin „profil“ bestätigte er zudem ein Stillhalteabkommen zwischen Polizei und Mafia-Bossen.

„In Österreich gibt es halt eine politische Weisungssucht“, so Edelbacher in dem Artikel. Politische Weisungen schließt er auch im Zusammenhang mit dem gerade erst in Wien ums Leben gekommenen libyschen Ex-Regierungschef nicht aus. Angesprochen auf den mysteriösen Tod des Libyers, dessen Leichnam eilig ausgeflogen wurde, sagte Edelbacher: „Na ja, wer weiß. Einfach nur ertrinken ist auch möglich. In Österreich ist alles möglich“.

„Stillhalteabkommen“ mit Mafia-Bossen

Es habe Edelbachers Aussagen in dem Artikel zufolge auch politische Weisungen gegeben, in Wien lebende Bosse der Ost-Mafia nicht zu behelligen. „Sperrt die Hendl-Diebe ein, aber lasst die großen Sachen in Ruhe“ sei die Vorgabe von oben gewesen. Die Wiener Polizei habe daher Anführer der Ostmafia nur beobachten können, „aber nicht mithören, was sie dann im Hotel besprochen haben“, so Edelbacher. Es habe einen „geheimen Code“ gegeben, „dass, wer Ruhe gibt, auch Ruhe hat“.

Wien sei immer ein Rückzugsgebiet für Schmuggler und Verbrecher aller Art gewesen. „Immer gab es auch politische Verflechtungen und daraus entstandene Freundschaftskontakte“, so Edelbacher weiter. Das habe sich bis heute nicht verändert. Als Beispiel wird in dem Artikel etwa die Beziehung Haider-Gaddafi angeführt.

Gadaffi-Ermittlungen und Kurdenmorde

„Profil“ erinnert an einen Vorfall in der Döblinger Villa das Gadaffi-Sohns Saif al-Gaddafi im Jahr 2007. Damals sei eine ukrainische Gespielin Gaddafis vom Balkon der Villa gestürzt und habe sich dabei so schwer verletzt, dass sie für Tage ins Koma gefallen sei. Saif habe damals Österreich wenige Stunden nach dem Vorfall mit einem Privatflugzeug verlassen. „Doch die Ermittlungen wurden ohnehin sofort eingestellt“, schreibt „profil“. Edelbacher dazu: „Ja, ja. Wahrscheinlich war es ganz anders.“

Als im Juli 1989 ein iranisches Kommando in Wien den Kurdenführer Abdul Rahman Ghassemlou ermorderte, ließ man die Täter unbehelligt ausreisen. Danach deutete die österreichische Regierung an, erpresst worden zu sein. Auch hier beklagt Edelbacher die in Österreich herrschende „politische Weisungssucht“: „Siehe Kurdenmorde, wo man die Haupttäter einfach laufen ließ.“

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