Düringer ruft zur inneren Rebellion auf

Mit polarisierenden Ansichten, die er in seinem Buch „Das Ende der Wut“ niedergeschrieben hat, lässt Kabarettist Roland Düringer aufhorchen. Im Ö3-„Frühstück bei mir“ schimpfte er auf Politiker, die Kindererziehung und rief dazu auf, sich zwischen Freiheit und Sicherheit zu entscheiden.

„Das große Problem unsrer Zeit ist, dass wir alle Nachplapperer und Zuseher geworden sind“, meinte Düringer im Radiogespräch. Er appelliert für mehr Eigenverantwortung und Reduktion im Leben. Er selbst ist neben seinem Haus in einen Wohnwagen gezogen, heize mit Holz und nütze das Regenwasser. „Mein größtes Glück ist, dass ich jetzt erkannt habe, dass nichts wichtig ist. Es gibt nur Dinge, denen wir Bedeutung geben.“

Wurde zur Ikone der Wutbürgerbewegung

Roland Düringers Wutbürgerrede in der Serie Dorfers Donnerstalk sorgte vor einigen Monaten in den österreichischen Medien für Furore und wurde auf YouTube bereits über 300.000-mal aufgerufen. Der Kabarettist schimpfte in seiner Wutrede auf Politiker, Banken, Medien, das Ausbildungs- und Gesundheitssystem. Dabei sprach er offenbar vielen Menschen aus der Seele - mehr dazu in Düringer: „Ich bin ein Systemtrottel“.

Düringer: „Nur wütend sein ändert nichts“

Nun hat der Starkabarettist gemeinsam mit dem Philosophen Eugen Maria Schulak und mit Rahim Taghizadegan ein Buch über Gesellschaftskritik, Finanzkrise und den eigentlichen Sinn im Leben geschrieben: „Das Ende der Wut“. Darin gehe es darum, die Ohnmacht, Wut und Enttäuschung in die richtigen Bahnen zu lenken. Düringer: „Nur wütend sein ändert nichts.“ Es sei wichtig, die Veränderung im Inneren zu suchen, und er gibt auch gleich ein Beispiel: „Ich muss mein Fleisch nicht im Supermarkt kaufen, ich kann es auch beim Bauern kaufen. Das ist ein bisschen mehr Aufwand, aber es geht.“

Roland Düringer bei der "Occupy"-Versammlung am Stephansplatz

APA/Herbert Neubauer

Düringer bei einer Protestveranstaltung

Kinder sollen alles anzweifeln

Düringer holte bei dem Interview zu einem Rundumschlag aus. Von Politikern werde man etwa nur belogen. Er selbst versuche, alles zu hinterfragen und anders zu machen. „In dem Moment, wenn es alle machen, merke ich, es ist schon falsch.“ Das Grundübel sei auch die Erziehung der Kinder, denen beigebracht werde, den Erwachsenen alles nachzuplappern. „Wir müssen unsere Kinder erziehen, dass sie Fragen stellen, dass sie alles anzweifeln.“

Der Wiener spricht sich auch klar gegen ein Leben im Hamsterrad aus. Jeder habe selbst die Wahl. Er habe sich entschieden, Schauspieler zu werden - entgegen aller guten Ratschläge. „Jeder Mensch will Freiheit, aber zugleich Sicherheit, das ist eines der Grundprobleme, das geht so nicht.“

„Geld ist nicht mehr so wichtig“

Veränderung muss aus einem selbst kommen. „Wir brauchen eine Rebellion gegen das System. Meine Rebellion ist mein Wohnwagen. Geld ist für mich nicht mehr so wichtig.“ Er kaufe sich keine Kleidung mehr, verzichte auf Zeitung und Fernsehen und besuche keine Societyevents mehr.

Und er kann sich noch mehr vorstellen: „Ich kann noch auf tausend Sachen verzichten. Vielleicht kann ich auch darauf verzichten, auf einer Bühne zu stehen. Vielleicht schaffe ich es, nur mehr zwei Monate im Jahr aufzutreten“, so Düringer.

Links: