Kritik an neuem Riesenfinanzamt

Mit Ausnahme der Donaustadt werden alle Wiener Finanzämter und damit 1.800 Beamte in ein neues Finanzzentrum in Wien-Mitte übersiedeln. Nicht nur mangelnde Bürgernähe sorgt bei diesem Projekt für scharfe Kritik.

Das neue Finanzzentrum im Bahnhofskomplex von Wien-Mitte ist derzeit noch eine Baustelle, in Zukunft sollen aber 1.800 Finanzbeamte in dem Komplex arbeiten. Von den acht bisherigen Standorten werden sieben geschlossen. Erhalten bleibt nur das Finanzamt in Kagran für die Bezirke Brigittenau, Donaustadt und Floridsdorf.

Neues Finanzzentrum in Wien-Mitte

ORF

Das Finanzministerium sieht darin keine Verschlechterung für seine Kunden. Das neue Finanzzentrum sei mit den öffentlichen Verkehrsmitteln besser zu erreichen als einige der bisherigen Ämter. Zudem würden immer mehr Menschen das elektronische Angebot „Finanz Online“ nutzen. Bei den Lohnsteuerzahlenden seien das schon 50 Prozent, bei den Unternehmen sogar an die 80 Prozent.

Bezirke gegen Schließungen

In den Bezirken sieht man die Pläne dennoch skeptisch. In Margareten protestiert beispielsweise Bezirksvorsteher Kurt Wimmer (SPÖ) seit Jahren gegen die Schließung, allerdings ohne Erfolg. Die Schließungen seien eine „Frechheit“, nicht jeder könne seine Steuerangelegenheiten über das Internet erledigen - vor allem Pensionisten würden den Steuerausgleich noch persönlich ins Amt bringen, so Wimmer gegenüber der ORF-Sendung „Wien heute“.

Ärger über Großraumbüros

Die Finanzbeamten selbst soll vor allem gestört haben, dass im neuen Finanzzentrum Großraumbüros für bis zu sechs Personen vorgesehen waren. „Die Sinnhaftigkeit dieser ‚Open Office‘-Strukturen ist zu hinterfragen, weil auch sensible Prüfbereiche wie die Großbetriebsprüfung dorthin übersiedeln werden“, sagte etwa Robert Isak, stellvertretender Vorsitzender der SPÖ-Finanzgewerkschaft, gegenüber der Tageszeitung „Der Standard“ in Zusammenhang mit dem geplanten Umzug.

Da gebe es jetzt einen Kompromiss und auch kleinere Räume, hieß es gegenüber „Wien heute“ aus dem Finanzministerium. Zusammenrücken werden die Finanzbeamten trotzdem müssen. Denn statt bisher 65.000 Quadratmeter haben sie in Zukunft nur mehr 35.000 zur Verfügung.

Kostenersparnis nicht klar

Für die bald leer stehenden alten Finanzämter muss die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) neue Mieter finden. Es würden konkrete Gespräche mit Institutionen stattfinden. Da es noch keine unterschriebenen Verträge gebe, könne man keine Namen verraten, so BIG-Sprecher Ernst Eichinger.

Ob die Finanzamtszusammenlegung Geld spart oder den Steuerzahler Geld kostet, kann somit noch nicht klar gesagt werden, wie auch parlamentarische Anfragen von den Grünen und der FPÖ zeigen. Das Finanzministerium versicherte, mit dem neuen Finanzzentrum Kosten zu sparen. Allerdings wollte man nicht sagen, wie viel die künftige Miete ausmacht.

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