Größter Schlag gegen Kinderpornos

272 Verdächtige sind beim bisher größten Schlag gegen Kinderpornografie vom Bundeskriminalamt Wien ausgeforscht worden. Das beschlagnahmte Material hat sogar die Ermittler erschüttert und ist so umfangreich, dass es noch nicht vollständig ausgewertet ist.

Den Ermittlungen in Österreich lagen Erhebungen der luxemburgischen Behörden zugrunde. Durch den Betreiber eines luxemburgischen „Rootservers“ wurde festgestellt, dass über zwei Websites Bilder mit Missbrauchshandlungen an Kindern verbreitet wurden. Die „logfiles“ der beiden Websites wurden von der Polizei beschlagnahmt und an alle betroffenen Länder weitergeleitet.

Ermittlungen in 141 Ländern

Bei der weltweiten Operation „Carole“ sind dann Polizeibehörden in 141 Ländern aktiv gewesen, Hunderte Pädophile wurden ausgeforscht. Die 272 Verdächtigen in Österreich stammen aus allen Bundesländern. Die mit Abstand meisten Verdächtigen lebten in Wien mit 68, gefolgt von der Steiermark mit 44, Niederösterreich mit 40, Oberösterreich mit 35, Kärnten mit 25, Salzburg mit 20, Vorarlberg und Tirol mit jeweils 14 sowie dem Burgenland mit zwölf.

Grafik Anzeigen nach Bundesländern nach Schlag gegen Kinderpornographie

BMI

Strafrahmen bei Kinderpornografie

Wer in Österreich Kinderpornos besitzt oder sich verschafft, kann zu einer Haft von bis zu zwei Jahren verurteilt werden. Ein Jahr droht, handelt es sich bei den Abgebildeten um „mündige Minderjährige“ im Alter von 14 bis 18 Jahren. Für die Herstellung und Verbreitung von Kinderpornos drohen bis zu zehn Jahre.

Verdächtige aus allen Schichten

Bei den folgenden Hausdurchsuchungen in der Pädophilenszene - die Ermittlungen laufen seit ungefähr einem Jahr - sind große Mengen an kinderpornografischem Material gefunden und sichergestellt worden. Die Datenauswertung ist noch im Laufen. Bei den Verdächtigen handelt es sich laut Ermittlern jedenfalls um Männer im Alter von 17 bis 70 Jahren aus allen sozialen Schichten. Darunter auch Berufsgruppen, die direkt mit Kindern arbeiten.

Im Zuge der Operation konnten bisher auch zwei Fälle von Kindesmissbrauch aufgeklärt werden. In einem Fall hat ein 61-jähriger Salzburger die Tochter seiner Lebensgefährtin sowohl zu Hause als auch an gemeinsamen Urlaubsdestinationen wiederholt schwer missbraucht. In einem zweiten Fall hat ein Wiener seine drei Taufkinder missbraucht. Er habe bereits gestanden, so die Ermittler.

Dritter großer Schlag seit 2010

Nach der Operation „Ghostrider“, bei der im vergangenen Jahr 197 Tatverdächtige weltweit ausgeforscht werden konnten und der großen internationalen Operation „Charly“ 2010, der ebenfalls luxemburgische Ermittlungen zugrunde lagen und bei der 163 österreichische Tatverdächtige ausgeforscht werden konnten, handelt sich bei der Operation „Carole“ um die bisher umfangreichsten Ermittlungen gegen Konsumenten von Kinderpornografie in Österreich.

Seit 1998 gibt es die Meldestelle „Kinderpornografie“ im Bundeskriminalamt, 2010 wurde sie um das Themenfeld „Kindersextourismus“ erweitert. Im Jahr 2011 wurden 2.589 Hinweise gemeldet, davon 1.532 als illegal verifiziert. Die Anzahl kinderpornografischer Websites geht laut den Ermittlern leicht zurück, allerdings werde kinderpornografisches Material verstärkt auf versteckten Foren und Chats ausgetauscht.

167 Verurteilungen im Vorjahr

Im Jahr 2011 sind in Österreich insgesamt 167 Personen nach dem sogenannten Kinderpornografie-Paragrafen 207a im Strafgesetzbuch (StGB) verurteilt worden. Im Vergleich zu 2010 ist das ein Rückgang, damals waren es noch 208 Verurteilungen. Allerdings stieg die Zahl in den ersten fünf Jahren des neuen Jahrtausends stark an - beginnend mit 25 Verurteilungen im Jahr 2000 bis zu 133 im Jahr 2005. Das geht aus einer Statistik des Justizministeriums hervor.

Für Ermittler „Pyramide des sexuellen Missbrauchs“

Experten sprechen bei Kinderpornografie von einer „Pyramide des sexuellen Missbrauchs“. Der Einstieg beginne mit der Betrachtung kinderpornografischer Bilder und Videos im Netz. In einem nächsten Schritt komme es dann zur Verbreitung und schlussendlich zur direkten Kontaktaufnahme mit den Opfern, hieß es aus dem Bundeskriminalamt.

„Die Spitze der Pyramide ist der sexuelle Missbrauch“, sagte Chefinspektor Ewald Ebner vom Bundeskriminalamt. Die Arbeit der Ermittler sei es, bereits die Konsumenten auszuforschen und potenzielle Täter festzunehmen, ehe es zur Verbreitung kinderpornografischer Inhalte und im schlimmsten Fall zum sexuellen Missbrauch komme.

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