Uni Wien hat Lateinamerika im Fokus

Mit dem „54. International Congress of Americanists“ (ICA) hat am Sonntag an der Universität Wien der größte, jemals an der Uni abgehaltene Kongress begonnen. Rund 4.500 Wissenschafter diskutieren Entwicklungen in Amerika, vor allem in Lateinamerika.

„Building Dialogues in the Americas“ (Dialoge zwischen den Amerikas bauen) lautet das Generalthema. Es geht um politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen, aber auch um Umwelt- und Energiepolitik sowie Menschenrechte. Der regionale Schwerpunkt liegt auf dem wirtschaftlich aufstrebenden Lateinamerika. Der Kongress gibt zahlreichen Fachleuten aus den USA und Kanada die Möglichkeit, sich mit Kollegen aus Lateinamerika auszutauschen.

Den Organisatioren, der Universität Wien, dem Österreichischen Lateinamerika-Institut LAI und dem Museum für Völkerkunde, geht es vor allem darum, regionale und disziplinäre Grenzen in den Forschungsgebieten zu überwinden.

Brandrodung im Regenwald

EFE/Marcelo Sayao

Brandrodung im Regenwald in Brasilien

Zusammenleben und Umgang mit Resourcen

Rund 470 Symposien finden statt, daneben gibt es im Audimax der Uni Wien von Montag bis Freitag vier Plenarveranstaltungen. In einer davon wird Alberto Acosta, Ökonom und ehemaliger Energie- und Bergbauminister aus Ecuador, über das Konzept „Buen Vivir“ (Gutes Leben) sprechen. Zentrale Punkte des Konzepts sind ein harmonisches Zusammenleben und ein sorgsamer Umgang mit Ressourcen.

Der „Globale Süden“ steht in einem anderen Plenum im Mittelpunkt. Das erste Plenum am Montag ist dem österreichischen Historiker und Ethnologen Friedrich Katz gewidmet. Der Kongress, der 1875 begründet wurde, findet bereits zum dritten Mal in Wien statt. Zeitgleich mit dem Kongress zeigt das Museum für Völkerkunde eine Schau über die erste österreichische Expedition nach Brasilien - mehr dazu in Brasilien im Völkerkundemuseum.

Das „lateinamerikanische Paradaxon“

Schon vor dem Kongress kamen 70 Teilnehmer zu einer Tagung zusammen, bei der es um die „Sozial-ökologische Transformation und Energiepolitik in Lateinamerika und Europa“ ging.

Dabei wurde ebenfalls das Konzept „Buen Vivir“ präsentiert, aber auch über das „lateinamerikanische Paradaxon“ gesprochen: Dabei geht es um den Widerspruch, dass linke Regierungen, die mit Versprechen an die indigene Bevölkerung antreten, trotzdem die Ressourcen weiter ausbeuten, um sich so politische Verhandlungsspielräume zu verschaffen. Forscher pochen dagegen vielmehr auf Nachhaltigkeit.

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