AUA-Bilanz lässt Wogen hochgehen

Auch wenn die Austrian Airlines (AUA) nach wie vor in den roten Zahlen fliegt, konnte die Airline für das erste Halbjahr 2012 einen operativen Gewinn von 26 Mio. Euro ausweisen. Die Gewerkschaft warf der AUA Bilanztricks und „vorgezogenen Raub“ an künftigen Pensionen vor.

Der operative Gewinn kam durch hohe bilanzielle Sondererträge wegen des AUA-Betriebsübergangs auf Tyrolean zustande. 81,8 Millionen Euro netto verbuchte die AUA im ersten Halbjahr an bilanziellen Einmalerlösen im Vorgriff auf künftig geringere Pensionspverpflichtungen. Die Airline hat damit de facto in den Pensionstopf der Zukunft gegriffen, nicht aber in die bestehenden Pensionstöpfe.

Dabei schaufelte die Fluglinie bei den Pensionskosten und anderen Zahlungen (wie etwa Abfertigungen und Jubiläumsgeldern) rund 135 Millionen Euro frei. Es wurden aber auch die Belastungen durch hohe Abfertigungen an 110 AUA-Piloten und mehr als 200 Flugbegleiter abgefangen, die wegen des Betriebsübergangs ausgeschieden sind. Die Abfertigungen kosteten die AUA zum Halbjahr rund 55 Millionen Euro.

Gewerkschaft: „Auf Kosten der Mitarbeiter geschönt“

Die AUA steht wegen des Betriebsübergangs im heftigen Clinch mit der Gewerkschaft. AUA-Chef Jaan Albrecht schätzt, dass es zwei, drei Jahre dauern könnte, bis der Streit höchstgerichtlich entschieden ist. Für den Beginn der Verhandlungen über einen Konzernkollektivvertrag wartet das AUA-Management die Betriebsratswahl im Oktober ab.

Bezüglich der Halbjahreszahlen zeigte sich die Gewerkschaft erneut wenig begeistert. Die Personalvertreter warfen dem Management Bilanztricks und „vorgezogenen Raub“ bei den künftigen Pensionen vor. Die Halbjahresbilanz sei auf Kosten der Beschäftigten geschönt, kritisierte der Vorsitzende der Sektion Verkehr in der Gewerkschaft vida, Gottfried Winkler.

„In der Angelegenheit der zukünftigen Pensionsverpflichtungen der AUA gegenüber ihren Beschäftigten ist aber noch lange nicht das letzte Wort gesprochen“, meinte Winkler unter Hinweis auf die laufenden gerichtlichen Klagen von Gewerkschaft und Betriebsrat.

AUA weist Vorwürfe zurück

In der AUA verwahrte man sich gegen die Vorwürfe. Die AUA-Spitze betonte, dass der Pensionstopf des fliegenden Personals (305 Mio. Euro) nicht angerührt wird. Es würden vielmehr die künftigen Pensionszahlungen in den Topf gedrosselt.

Gewerkschaft weiter gegen Betriebsübergang

Die Arbeitnehmervertretung stemmt sich gegen die mit dem Übergang verbundenen Verschlechterungen für das fliegende Personal und wirft dem Management vor, sich über das Arbeitsverfassungsgesetz und den Arbeitnehmerschutz hinwegzusetzen. Die Gewerkschaft hat beim Obersten Gerichtshof (OGH) eine Klage eingebracht, die auch die Nichtigkeit des Betriebsübergangs, die Nachwirkung des AUA-Bord-Kollektivvertrags und die Weitergeltung aller Betriebsvereinbarungen sowie das Austrittsrecht aus dem Unternehmen wegen wesentlicher Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen feststellen möge.

AUA-Chef: „Wir sind noch nicht gesund“

Bereinigt um die rein bilanziellen Sondergewinne gab es im ersten Halbjahr 2012 einen hohen operativen Verlust, nach AUA-Angaben 55,2 Mio. Euro. Zählt man die Sondereffekte aber dazu, die in der IFRS-Bilanz berechnet werden, meldet die AUA von Jänner bis Juni heuer 26,6 Mio. Euro Betriebsgewinn. Voriges Jahr um diese Zeit und auch im ersten Quartal 2012 waren die AUA-Verluste gut zweieinhalbmal so hoch.

Albrecht kann für die Fluggesellschaft bisher keine Gesundmeldung abgeben: „Wir sind sind noch in den roten Zahlen. Wir sind noch nicht gesund“, sagte Albrecht zum Halbjahr. „Wir sind noch nicht immun.“ Die Airline sei nicht so weit, auf eigenen Beinen zu stehen und eine weitere Krise alleine zu meistern. Vor kurzem hatte Albrecht ebenfalls betont, dass schwarze Zahlen ein „Muss“ seien - mehr dazu in - „Diese Firma muss schwarze Zahlen schreiben“.

Lufthansa überwies 70 Mio. Euro im Juli

Die AUA bezifferte die Mehrbelastungen für Treibstoff, Gebühren und Personal im Halbjahr mit 69 Mio. Euro. Der Großteil der Maßnahmen zur Kostensenkung werde erst in der zweiten Jahreshälfte wirksam, unterstrich das Unternehmen.

Die Lufthansa hatte der AUA eine zur Restrukturierung nötige Kapitalerhöhung über bis zu 140 Mio. Euro zugesagt, geknüpft an Bedingungen. Wie am Donnerstag von der deutschen Mutter weiter berichtet wurde, wurde im Juli die erste Tranche von 70 Mio. Euro überwiesen.

AUA: „Flugbetrieb läuft wie ein Schweizer Uhrwerk“

Beeinträchtigungen des Flugbetriebs durch den Abgang von mehr als hundert AUA-Piloten fürchtete Albrecht auch im Hochsommer nicht. Die AUA hat als Ersatz Flugzeuge samt Crews vom „Konzern“ angemietet, also von der Mutter Lufthansa, von Augsburg Airways und Contact Air über Vermittlung der Swiss. „Unser Flugbetrieb läuft wie ein Schweizer Uhrwerk“, sagte Albrecht bei einer Telefonkonferenz zu Fragen nach Problemen im Flugbetrieb.

Im Juli seien fünf Flugzeuge des Konzerns im „Wet Lease“ bei der AUA im Einsatz gewesen. Im August könne man sogar eines zurückgeben, sagte Albrecht. Über „Wet Lease“ werden Flugzeuge mit ganzen Crews von anderen Fluggesellschaften angemietet, im Unterschied zum „Dry Lease“, wo es lediglich ums Fluggerät geht. Das koste „eine ganze Menge“, sagte Albrecht. Die AUA werde für die Monate Juli und August einen mittleren einstelligen Millionenbetrag an Zusatzkosten daraus zu tragen haben.

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