Milliardär Karl Wlaschek ist 95

Karl Wlaschek ist einer der reichsten Österreicher und sein Privatvermögen wird auf etwa 3,8 Milliarden geschätzt: Am vergangenen Samstag feierte der Gründer der Handelskette „Billa“ und Immobilien-Großinvestor seinen 95. Geburtstag.

Vom Barpianisten zum Schlossbesitzer in Velden: Wlascheks Lebenslauf liest sich ein bisschen wie ein Märchen. Geboren wurde er am 4. August 1917 in Wien. Sein größtes Glück seien die überstandenen Kriegsjahre, wie er bei der Präsentation seiner Memoiren 2005 angab.

Wlaschek

APA/Raunig

Wlaschek spielt heute noch Klavier

Start mit Parfum zum Diskontpreis

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Wlaschek unter dem Pseudonym „Charly Walker“ als Barpianist und Bandleader. 1953 eröffnete er in Wien Margareten eine Parfümerie, wo er Markenartikel zu Diskontpreisen anbot. Dieses Konzept übertrug er auf den Lebensmittelhandel.

Damit war der Grundstein für die WKW (Warenhandel Karl Wlaschek) Handelsgruppe gelegt, die 1960 bereits 45 Filialen umfasste. 1961 folgte deren Umbenennung in „Billa“ (für „Billiger Laden“). Es folgte die BML-Kette (Billa, Merkur, Libro), die er 1996 für 1,1 Milliarden Euro an die Rewe-Gruppe verkaufte. Damals gehörten zu seinem Handels-Imperium 1.340 Filialen und 18.000 Mitarbeiter. Zu den oben genannten Konzernen gesellten sich noch die Parfümerie-Kette Bipa sowie weitere Billa-Töchter in Deutschland, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn.

Wlaschek

pressefotos.at/Stephan Helmreich

Wlaschek bei der Präsentation seiner Memoiren im Jahr 2005

Unbemerkt an der Wursttheke

Den Erfolg seines Konzerns erklärte Wlaschek damit, dass er nicht nur das Konsumverhalten, sondern auch die einzelnen Bevölkerungsgruppen Österreichs mit seinem Angestelltenstab nachstellte: Alte und Junge, Männer und Frauen sind gleichermaßen repräsentiert.

Als Qualitätstester war Wlaschek gefürchtet, wenn er sich unbemerkt in die Schlange an der Wursttheke einreihte. Lieferanten waren ebenso von seinem Wohlwollen abhängig: Sollte ihm ein Produkt im Sortiment missfallen, wurde es sofort eingestellt.

Größter privater „Hausherr“ Österreichs

Seit dem Verkauf seines Konzerns ist er als Immobilien-Investor im großen Stil tätig. Ihm gehören unter anderem acht herrschaftliche Palais (darunter Kinsky, Ferstel, Harrach) in der Wiener Innenstadt sowie die Bürotürme Andromeda-Tower und Ares Tower als Teil der Donau City und die Wiener Börse, ebenso wie das Schlosshotel in Velden. Er ist mittlerweile einer der größten privaten „Hausherren“ des Landes - in Summe nennt er 250 Gebäude in Österreich sein Eigen.

Das Immobilienreich des Billa-Gründers ist zwei Milliarden Euro wert und hat 2010 einen Gewinn von 35 Millionen Euro erwirtschaftet. Über Stiftungen namens Amisola, Estrella, Novoreal und Ermione erfolgt die Verwaltung seiner Liegenschaften.

Immo-Tycoon über sich: „Depp bei de Weiber“

Privat lief es für Wlaschek etwas turbulenter: Er heiratete im April 2012 heimlich zum fünften Mal, dieses Mal seine Lebensgefährtin Friederike Schenk - mehr dazu in Heimliche Hochzeit von Milliardär Wlaschek. Davor gab es drei Scheidungen, einmal ist er verwitwet. „Beim G’schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp“, so lautet ein legendärer Ausspruch Wlascheks.

Ricki Schenk und Karl Wlaschek bei der Wiedereröffnung des Schlosshotels Velden 2012

APA/Eggenberger

Friederike Schenk (links) und Karl Wlaschek bei der Wiedereröffnung des Schlosshotels Velden 2012

Wlaschek hat zwei Kinder aus erster und zweiter Ehe. Auch in Zukunft bleibt das Vermögen daher in der Familie: Wlascheks Sohn aus zweiter Ehe, Karl Philipp, wurde Anfang 2004 als Aufsichtsrat der Wlaschek-Firmen und Stiftungen eingesetzt. Seine Tochter und Stieftochter gelten ebenso als Stiftungsbegünstigte.

Wlascheks Enkelin Monika eröffnete vor kurzem in Wien Hernals ein Restaurant. Ihr Onkel Karl Philipp musste vor drei Jahren mit seinem Szene-Cafe „Orlando di Castello“ an der Wiener Freyung eine Pleite hinnehmen.

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