Immer wieder Drohungen gegen Anwälte

Nachdem ein Wirtschaftsanwalt vermutlich entführt worden ist, sind Sicherheitsvorkehrungen für Anwälte ein Thema. Vor allem gegen Strafverteidiger gebe es immer wieder Drohungen, wie es vom Österreichischen Rechtsanwaltskammertag (ÖRAK) hieß.

„Bei großen Strafverfahren kommt es immer wieder vor, dass Anwälte bedroht werden, die sich dann zum Teil an uns wenden“, so ÖRAK-Sprecher Bernhard Hruschka. So sah sich die Kammer im Zusammenhang mit dem Inzestfall von Amstetten veranlasst, öffentlich die Rolle des Verteidigers von Josef F. gleichermaßen zu erklären und zu verteidigen, nachdem dessen Rechtsvertreter teils wüste Morddrohungen erhalten hatte.

Tomanek: „Dankbarkeit ist Ausnahme“

Er bekomme des Öfteren von ehemaligen Klienten „seltsame Briefe“, so der prominente Strafverteidiger Werner Tomanek, dem im Dezember 2008 ein ehemaliger Mitarbeiter die Wohnung anzünden hatte lassen.

„Dankbarkeit ist die Ausnahme in diesem Geschäft. Wenn einer einmal im Gefängnis sitzt, kommt er manchmal auf die Idee, dass der Anwalt daran schuld ist. Ich bin aber nicht einer, der sich davon hysterisch machen lässt. Man muss sich immer bewusst sein, mit wem man es zu tun hat, und das sind tendenziell eher Schwerkriminelle und nicht Vorstandsdirektoren einer Investmentgesellschaft“, meinte Tomanek.

Waffenpass keine Seltenheit

Zahlreiche Anwälte besitzen laut ÖRAK zu ihrer persönlichen Sicherheit einen Waffenpass. Auch Tomanek nennt eine Pistole sein Eigen, geht aber nur mehr bewaffnet aus dem Haus, „wenn ich das Gefühl habe, es ist anlassbezogen notwendig“. Vollkommenen Schutz könne eine Waffe sowieso nicht garantieren: „Wenn dich einer wirklich erledigen will, wartet er, bis du ins Auto einsteigst. Und dann schießt er durch die Seitenscheibe, und das war’s.“

Videoüberwachung vor Kanzleien

Viele größere Kanzleien haben zum Schutz ihrer Mitarbeiter mittlerweile aber zumindest im Eingangsbereich eine Videoüberwachung installiert. Auch Karl-Heinz Grasser-Anwalt Manfred Ainedter lässt auf diese Art und Weise sein Büro überwachen: „Ich persönlich fürchte mich nicht. Aber gewisse Vorsichtsmaßnahmen sind notwendig. Ich möchte schon wissen, wer zu mir kommt.“

Es sei aber „relativ schwer“, als Anwalt für seinen persönlichen Schutz Sorge zu tragen, weil man ständig unterwegs sei und mit allen möglichen Leuten zu tun habe, so Ainedter. Waffe steckt er trotzdem keine ein, wenn er das Haus oder die Kanzlei verlässt: „Als ich mit diesem Geschäft begonnen habe, haben mir meine Eltern eine Gaspistole geschenkt. Die finde ich seit 20 Jahren nicht.“

Bei manchen Klienten verkauft man „die Seele“

Manche Anwälte lehnen aus Sicherheitsgründen überhaupt eine bestimmte Klientel ab. Für einen auf Wirtschaftsstrafrecht spezialisierten Anwalt, der namentlich nicht genannt werden möchte, kommen „undurchsichtige Geschäftsmänner aus dem Osten eher nicht mehr infrage“, wie er gegenüber der Austria Presse Agentur erklärte. Grund: „Das Vertrauensverhältnis ist da oft nicht gegeben.“

Auch Verteidiger Tomanek hat sich vor zehn bis 15 Jahren entschieden, „bestimmte ethnische Gruppen nicht zu vertreten“. Russen würden laut Tomanek beispielsweise von einem Anwalt erwarten, dass er selbst bei Schwierigkeiten oder Meinungsverschiedenheiten das Mandat bis zur letzten Sekunde aufrechterhält und notfalls auch mit ins Gefängnis geht: „Eine Vollmacht zu kündigen, geht da nicht. Du bekommst viel Geld, aber in der Sekunde, wo du es annimmst, hast du dem Teufel die Seele verkauft.“

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