Pianisten-Jungstar Ursuleasa gestorben

Die rumänische Pianistin Mihaela Ursuleasa ist im Alter von 33 Jahren gestorben. Sie sei am Donnerstag tot in ihrer Wiener Wohnung gefunden worden, teilte ihre Agentin Andreea Butucariu mit. Die Polizei schließt Fremdverschulden aus.

Die Polizei fand die junge Musikerin am Donnerstagvormittag in ihrer Wohnung in der Leopoldstadt. Als mögliche Todesursache nannte Polizeisprecherin Adina Mircioane gegenüber Radio Wien „eine Gehirnblutung oder einen tödlichen Sturz“. Fremdverschulden schließt die Polizei laut Mircioane aus, auch gehe man nicht von einem Selbstmord aus.

Erst vor kurzem hatte die Pianistin aus Gesundheitsgründen zwei Konzerte in Bukarest abgesagt. Nach Angaben der Polizei hatte die Pianistin am Mittwoch das letzte Mal Kontakt mit Freunden oder Angehörigen. Als sie am Donnerstag nicht mehr erreichbar war, alarmierten diese die Behörden.

Pianistin Mihaela Ursuleasa in Wien gestorben

EAS Musikmanagement/Julia Wesely

Pianistin galt als Wunderkind

In Wien Klavier studiert

Ihre Karriere startete sie als staatlich auf Leistung gedrilltes Wunderkind im kommunistischen Rumänien. Doch mit immer mehr eigenem Willen entwickelte sich die Pianistin zum soliden Klassik-Star, der international Anerkennung fand. „Meinen intuitiven Zugang zur Musik habe ich nie aufgegeben - ich bin keine akademische Pianistin“, sagte die junge Frau kurz vor ihrem tragischen Tod der „Kleinen Zeitung“ in einem Interview.

1978 im siebenbürgischen Brasov (Kronstadt) als Tochter eines Roma-Musikers geboren, begann Ursuleasa bereits mit fünf Jahren mit dem Klavierspiel. Ihr Vater förderte sie spielerisch: „Zum Musizieren gezwungen wurde ich aber zunächst glücklicherweise nicht.“ Doch er starb, als sie im Grundschulalter war, das kleine Mädchen bekam eine sehr strenge Lehrerin: „Sie verkörperte den damals in kommunistischen Ländern üblichen Leistungsdruck quasi in Reinkultur.“

Mit zwölf Jahren musste sie in Wien dem Dirigenten Claudio Abbado vorspielen, damit er - so die Hoffnung der Lehrerin - viele Konzerte mit ihr veranstaltet. „Abbado aber meinte, er trete nicht mit kleinen Kindern auf, so talentiert sie auch sein mögen, und riet uns eindringlich, von einer Fortsetzung der Wunderkind-Karriere abzulassen.“ Ursuleasa befolgte den Rat des Dirigenten, zog sich von der Bühne zurück und setzte ihre musikalische Ausbildung in Wien fort: „Das machte mich letztlich zur soliden Pianistin.“

Mit renommierten Orchestern gespielt

Im Alter von 16 Jahren gewann sie den renommierten Clara Haskil-Wettbewerb in der Schweiz und startete ihre „Erwachsenenkarriere“. Nach ihrer Ausbildung in Wien luden sie bekannte Orchester als Gast-Solistin ein. Ursuleasa trat mit Orchestern wie dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dem Mozarteum Orchester, dem London Philharmonic Orchestra und den Wiener Symphonikern auf.

Sie spielte unter anderem auf renommierten Festivals wie den Salzburger Festspielen oder dem Lucerne Festival. Mit ihrer ersten Solo CD „Piano & Forte“ gewann sie 2010 den ECHO Klassik Preis in der Kategorie „Solistische Einspielung des Jahres“. Für die nächsten Monate hatte sie 16 Konzerte in Europa und Übersee geplant, die ersten jedoch aus Krankheitsgründen abgesagt.

„Spiel von gewaltiger emotionaler Intensität“

„Wir sind in tiefer Trauer“, reagierte ihr Management. „Unsere Gedanken sind bei ihrer Tochter und ihrer Mutter.“ Die Musikwelt verliere eine großartige Künstlerin.

Der Intendant des Wiener Konzerthauses, Bernhard Kerres, zeigte sich angesichts der Todesnachricht tief bestürzt: „Die Musikwelt und das Wiener Konzerthaus verlieren eines der faszinierendsten Talente der jüngeren Generation. Das Spiel von Mihaela Ursuleasa war von gewaltiger emotionaler Intensität. Wir durften uns glücklich schätzen, dass sie seit ihrem Debüt 1995 mehr als 20 Mal bei uns aufgetreten ist.“

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