Rebasso: Rätsel um Komplizen

Bei den beiden tatverdächtigen Russen im Fall Rebasso soll es sich um ehemalige Polizisten handeln. Das berichtet die „Kronenzeitung“. Gerätselt wird auch über einen möglichen Komplizen und etwaige Hintermänner. Die Wiener Polizei kann das nicht bestätigen, aber auch für sie gibt es noch einige offene Fragen.

Die Einvernahmen scheinen sich schwierig zu gestalten: Laut Polizeisprecher Roman Hahslinger dürfte den in Moskau weilenden heimischen Beamten kein direkter Zugang zu den beiden Verdächtigen möglich sein. Bei den zwei Tatverdächtigen handelt es sich um einen 31- sowie einen 35-jährigen Mann. Beide sind vorbestraft und wurden erst kurz vor der Tat aus dem Gefängnis entlassen. Auf die Spur kam die Polizei den beiden durch ein email. Darin hatten sie angeblich Lösegeld von der Familie des ermordeten Anwalts gefordert.

Dritter aus Mangel an Beweisen freigelassen?

Dieses email konnte von den Fahndern zurückverfolgt werden und führte schließlich zur Verhaftung durch eine russische Spezialeinheit auf einer Autobahnstation am Moskauer Stadtrand. Dabei wurde zunächst auch ein dritter Mann festgenommen. Laut „Kronenzeitung“ musste der 31-Jährige, der sich während der Beschattungen stets an der Seite der Hauptverdächtigen aufhielt, aus Mangel an Beweisen freigelassen werden. Auch er soll ein langes Vorstrafenregister haben. Ob auch er in den Fall Rebasso verwickelt ist, wollte die russische Polizei nicht bekanntgeben.

Es gebe „keine Hinweise“, dass die beiden Verdächtigen Hintermänner oder Komplizen hatten, stellte Hahslinger klar.

Wie die „Kronenzeitung“ berichtet, soll es sich bei den beiden Beschuldigten um ehemalige Polizisten handeln: Ein Kriminalbeamter und ein Verkehrspolizist, die nach Drogengeschäften und Betrügereien aus dem Polizeidienst entlassen worden sind. Sie haben laut dem Zeitungsbericht nach der Verhaftung ein Geständnis abgelegt, wollen jedoch im Auftrag gehandelt haben. Und es sei kein „Mord, sondern ein Versehen“ gewesen. Die Wiener Polizei konnte den Bericht nicht bestätigen.

Sarg wird abtransportiert

APA/Pfarrhofer

Nach drei Wochen wurde die Leiche des Anwalts gefunden

Die beiden Inhaftierten dürften laut Polizeiinformationen vielmehr eher schweigsam gewesen sein. Selbst der bisherige Stand, wonach sie zugaben, dass sie in der Garage waren, sich zur Tat aber nicht äußerten, scheint nicht in Stein gemeißelt zu sein. Die heimischen Ermittler erstellen für ihre russischen Kollegen Fragenkataloge, mit denen diese in die Einvernahmen der Verdächtigen gehen und dann die Ergebnisse wiederum den österreichischen Beamten mitteilen.

Eine Auslieferung der beiden Verdächtigen nach Österreich wird ausgeschlossen. Russland liefert keine Staatsbürger aus. Der Prozess wird daher in Moskau stattfinden.

Tathergang weitgehend klar

Die Spurensuche in Wien und Umgebung ist weitgehend abgeschlossen. Der Tathergang ist für die Ermittler damit einigermaßen klar. Die beiden Verdächtigen dürften den Wiener Wirtschaftsanwalt Erich Rebasso beobachtet und am 27. Juli in der Garage abgefangen haben. In der Garage selbst kam es noch zu einer Auseinandersetzung. Das Blut des Anwalts fand sich in seinem Geländewagen, im Kofferraum des Mietautos seiner Kontrahenten - ein Opel Zafira - und in der Garage neben den Fahrzeugen - mehr dazu in Chronologie im Fall Rebasso

Offen bleibt, ob Rebasso schon tot war, als er von den Verdächtigen abtransportiert wurde. Jedenfalls dürften sie ihn in den Kofferraum des Mietwagens gelegt und dann mit beiden Autos die Garage verlassen haben - mehr dazu in Rebasso Opfer von Gewaltverbrechen . Ob es überhaupt eine Entführung gab, wird sich Hahslinger zufolge nur schwer überprüfen lassen - sofern die Inhaftierten in Moskau weiter nicht gestehen.

DNA-Ergebnis fehlt noch

Neben dem Blut des Anwalts wurden in der Garage auch andere DNA-Spuren gefunden. Es steht Hahslinger zufolge der abschließende Befund noch aus, dass es sich dabei um die genetischen Fingerabdrücke der Verdächtigen handelt. Davon gehen die Ermittler aber aus.

Nicht endgültig gesichert ist, ob die inhaftierten Russen tatsächlich zum Kreis der geschädigten Kleinanleger gehören, die vor Jahren in Russland um Geldsummen in der Höhe von jeweils 50.000 bis 60.000 Euro geprellt wurden. Rebassos Name war in Zusammenhang damit gefallen. Er selbst soll daran nicht beteiligt gewesen sein und erstattete damals in Österreich Selbstanzeige, um zu beweisen, dass er in die Betrügereien nicht verwickelt ist. Das Verfahren gegen ihn wurde später eingestellt. Dennoch langten weiterhin schriftliche Drohungen in der Anwaltskanzlei Rebassos ein.