Streit über Ring-Bäume beigelegt

City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) hatte kürzlich angekündigt, wegen geplanter, angeblich aufgrund des Radwegausbaus erforderlicher 70 Baumfällungen entlang der Ringstraße auf die Barrikaden gehen zu wollen. Die Stadtgärten sind um Beruhigung bemüht.

Bäume auf dem Wiener Ring

ORF

Jungpflanzen ersetzen alte Bäume

Tatsächlich werden heuer 77 Bäume entfernt - allerdings aus Altersgründen und im Zuge der routinemäßigen Verjüngung. Sprich: Die gerodeten Bäume werden durch ebenso viele Jungpflanzen ersetzt, erklärte Stadtgartendirektor Rainer Weisgram. Mit dem Radweg habe dies nichts zu tun.

So gut wie alle betroffenen Bäume hätten das Ende ihres Lebens erreicht und müssten nun Nachwuchspflanzen weichen, versicherte der Chef-Gärtner des Rathauses. Dies sei ein absolut normales Prozedere. Schließlich werden jährlich zwei bis drei Prozent aller rund 100.000 Wiener Straßenbäume ausgetauscht.

„Erklärende und erläuternde Gespräche“ mit Stenzel

So wurden auch schon im Vorjahr entlang des Rings 50 Bäume ersetzt. Von Kahlschlag oder Massenrodung könne daher keine Rede sein. Man werde mit Stenzel noch „erklärende und erläuternde Gespräche“ führen - wenn es sein müsse, über jeden einzelnen Baum, hieß es.

Was die heurigen 77 Rodungskandidaten angeht, stehen lediglich drei davon in Zusammenhang mit dem Ausbau des Radwegs auf der Ring-Außenseite. Zwei davon werden gar nicht geschlägert, sondern lediglich örtlich versetzt. Beim dritten handelt es sich laut Weisgram ebenfalls um einen bereits altersschwachen Zeitgenossen beim Parlament. Dieser bekommt ebenfalls einen Ersatz, allerdings nicht genau am jetzigen Standort, sondern einige Meter daneben.

„Ein Straßenbaum ist ein Extremist“, der durch Verkehr, Hitzeabstrahlung, Bodenverdichtung und eingeklemmte Wurzeln besonderen Belastungen ausgesetzt sei, so der Stadtgartendirektor. Insofern werden Straßenbäume lediglich 30 bis 40 Jahre alt, während ihre Artverwandten in Parks es schon auf 100 oder mehr Jahre bringen können.

Straßenbäume sind mittels Software erfasst

Am Ring selbst gibt es laut Weisgram 2.500 Bäume. 60 Prozent davon sind Ahorn, 20 Prozent Linden und das restliche Fünftel setzt sich aus diversen Arten wie etwa Platanen zusammen. Wie es jedem einzelnen Exemplar geht, wissen die Verantwortlichen deshalb ziemlich gut, da der gesamte Straßenbaumbestand der Bundeshauptstadt via Software erfasst ist und damit Alter, Herkunft, Pflegebedarf und eben Allgemeinzustand dokumentiert sind. Die Entscheidung, welche Pflanze weg muss, wird nach einem „normgerechten Kontrollsystem“ überprüft.

Besondere Patienten sind jedenfalls jene Riesen, die bei Straßenbahnstationen stehen, da ihnen der dortige winterliche Salzeinsatz zu schaffen macht. Man versuche dies aber nun mit Zürgelbäumen, die besonders resistent gegen Trockenheit seien, in den Griff zu bekommen. „Die Wiener Linien beteiligen sich immer wieder einmal an den Kosten für neue Bäume“, zeigte sich Weisgram keineswegs gram gegenüber den Verkehrsbetrieben.

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