Konzerthaus: Kerres geht 2013

Bernhard Kerres, Intendant des Wiener Konzerthauses, hat seinen Abschied mit Ende der Saison 2012/2013 angekündigt. Das Ende der Saison zum 100-Jahr-Jubiläum sei „ein guter Zeitpunkt um aufzuhören“.

„Es war mir immer klar, dass ich im Konzerthaus nicht in Pension gehen werde“, begründete der 45-Jährige im Interview mit der Tageszeitung „Kurier“ seine Entscheidung. „Es gab wahnsinnig viel Positives, mehr, als ich mir je erwartet hätte. Es war für mich erstaunlich, wie viele Menschen dem Haus wohlwollend gegenüber stehen“, wies der Kulturmanager institutionelle Gründe für seinen Abschied zurück.

Er habe sich die Entscheidung, das Haus mit Saisonende zu verlassen, nicht leicht gemacht, unterstrich Kerres. Er hinterlasse ein Haus, das „man gerne übergibt“. So sei ihm nicht zuletzt gelungen, die Besucherzahlen signifikant zu steigern: „Wir hatten einen enormen Zuwachs an verkauften Abos und werden in der Jubiläumssaison ein Plus von 15 Prozent haben“ - mehr dazu in - Konzerthaus rechnet weiter mit Zuwachs (wien.ORF.at; 5.10.2011).

Konzerthaus-Intendant Bernhard Kerres bei der Vorstellung der "Abonnements 2012/13 - 100. Saison"

APA/Roland Schlager

Nach der Jubiläumssaison verlässt Intendant Bernhard Kerres das Konzerthaus

Keine Lösung für Schuldenprobleme

Eine umfassende Lösung für die aus der Renovierung resultierenden millionenschweren Schulden des Hauses fand Kerres hingegen nicht. „Die Schulden haben wir, daran hat sich nichts geändert“, so der Noch-Intendant: „Natürlich hätte ich gerne – wie jeder Kulturmanager – signifikant mehr Geld gehabt.“

Aber beim Chefposten des Konzerthauses sei es wie bei jedem anderen Job: „Manchmal kommt man mit seiner Meinung halt nicht durch.“ Sein Abschied nach der neuen Saison habe jedenfalls auch klare Pluspunkte: „Mehr Zeit für die Familie zu haben, nicht jeden Abend weg zu sein.“

Der Jubiläums blickt Kerres jedenfalls „mit ganz großer Freude" entgegen. Ich hoffe, dass die Musiker die Konzerte genießen und dass wir uns auf den Geburtstag konzentrieren und nicht darauf, wer der nächste Intendant wird. Darum ist es gut, dieses Thema jetzt auch schnell wieder vom Tisch zu haben.“ In der Jubiläumssaison sind Orchester aus Wien, Berlin, New York und Caracas im Konzerthaus zu Gast - mehr dazu in Neue Abo-Zyklen zum Jubiläum (wien.ORF.at; 15.4.2012).

Karriere in Wirtschaft und Kultur

Auch wenn seine Entscheidung letztlich überraschend kam, gilt der am 9. Dezember 1966 in Wien geborene Kerres als Mann harter Schnitte. Als er im Alter von 29 Jahren - nach seiner von 1987 bis 1992 dauernden Ausbildung an der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst - herausgefunden hatte, dass er „einfach nicht gut genug“ war, um professioneller Opernsänger zu bleiben, entschied er sich 1996 für ein Wirtschaftsstudium an der London Business School, worauf eine steile Karriere folgte.

Nach Abschluss seines Studiums heuerte er 1998 als Berater bei Booz Allen Hamilton in München und Wien an. 2002 wechselte er als Finanzvorstand zur Kapsch CarrierCom AG, bevor er 2006 Vorstandsvorsitzender des deutschen Verkehrstechnikkonzerns M-Tech wurde.

Seine Kulturarbeit hatte Kerres nie völlig aufgegeben: Nach seinem Engagement am Internationalen Opernstudio des Opernhauses Zürich war er Gründer der Wiener Taschenoper. Von 2001 bis 2004 war er Aufsichtsratsmitglied der London Mozart Players. 2005 stieß er zum Direktorium der Wiener Konzerthausgesellschaft. Zum Intendanten als Nachfolger von Christoph Lieben-Seutter wurde er dann 2007 bestellt.

Mailath-Pokorny: Kerres als Seismograf

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) streute dem scheidenden Intendanten am Dienstag Rosen: Das Konzerthaus habe unter seiner Leitung den Weg „als Seismograf für interessante künstlerische Entwicklungen im Musikleben innerhalb und außerhalb unserer Stadt“ erfolgreich fortgesetzt.

Nachfolger von Kerres könnte der Österreicher Matthias Naske, derzeit Intendant der Philharmonie von Luxemburg, werden. Das berichtet das Magazin „News“ unter Berufung auf eine „sichere Quelle“ in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe. Naske war schon für die Direktionen der Wiener Staatsoper, der Salzburger Sommer- und Osterfestspiele im Gespräch.

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