Haas liest mit vollem Körpereinsatz

Bestsellerautor Wolf Haas hat am Donnerstagabend zum Abschluss der O-Töne über 2.000 Besucher ins Museumsquartier gelockt. Unter vollem Körpereinsatz präsentierte er sein neues Buch „Verteidigung der Missionarsstellung“.

Haas stellte das neue Buch vor, ohne anfänglich daraus zu lesen. Vielmehr sprach er Textstellen Wort für Wort auswendig, „um auch ins Publikum schauen zu können. Ich muss ja aufpassen, ob die Leute im Publikum eh nicht smsn“, sagte Haas.

Lesung mit Schriftsteller Wolf Haas  im Rahmen des Literaturfestival O-Töne am Donnerstag 30. August 2012, im Wiener Museumsquartier

APA/Herbert Pfarrhofer

Haas lief dabei mit einem Mikrofon in der Hand von Bühnenrand zu Bühnenrand und erzählte rastlos und in schneller Sprache die Geschichte von Benjamin Lee Baumgartner, der sich in London in eine Burgerverkäuferin verliebt.

Nach 20 Minuten „beginnt die Lesung“

Unter vollem Körpereinsatz unterbrach Haas und baute immer wieder neue Spannungsbögen auf - noch immer ohne Buch in der Hand. Nach rund 20 Minuten vermeldete der Autor: „Jetzt beginnt die Lesung“.

Haas, der sich mit den Brenner-Romanen in die Bestsellerlisten schrieb, nahm daraufhin auf einem Stuhl Platz, um „aus einem anderen Kapitel“ zu lesen. Er stellte darin einen Autor vor, der mit der Hauptfigur befreundet ist und an Haas selbst erinnert.

Lesung mit Schriftsteller Wolf Haas  im Rahmen des Literaturfestival O-Töne am Donnerstag 30. August 2012, im Wiener Museumsquartier

APA/Herbert Pfarrhofer

Besucher bekamen Chance auf Autogramm

Haas wippte beim Lesen mit dem Fuß, schaukelte mit dem Sessel und spielte mit seiner Stimme. Während der Lesung gab es immer wieder herzhaftes Gelächter. Eine Besucherin massierte ihrem Freund liebevoll den Rücken, ein Herr, der sein Sakko an einem Ständer einer Lautsprecherbox aufgehängt hatte, nickte für Sekunden weg, und als Haas kurz vor halb zehn Uhr aufstand und sagte: „den Rest müssen sie selber lesen“, brandete ihm Applaus entgegen.

Als der Autor Bereitschaft signalisierte, die mitgebrachten Bücher auch zu signieren, bildete sich links und rechts vor der Bühne eine Menschenschlange. Mindestens so lange wie die Literaturperformance von Haas dauerte, musste er danach seine Bücher unterschreiben.

Lesung mit Schriftsteller Wolf Haas  im Rahmen des Literaturfestival O-Töne am Donnerstag 30. August 2012, im Wiener Museumsquartier

APA/Herbert Pfarrhofer

„Es war so lebendig“

Laut den Veranstaltern kamen geschätzte 2.500 Personen in den Hof des Museumsquartiers, um Wolf Haas zu erleben. „Ich mag Lesungen sonst gar nicht, aber heute war das eine Ausnahme hier. Es war so lebendig“, sagte ein Besucher.

TV-Hinweis:

Die ZIB2 hat den Auftritt mit der Kamera begleitet. Den Beitrag können Sie online nachsehen.

Ein anderer wiederum lobte Haas’ Darbietung als „super und genial. Er kann in einzigartiger Art und Weise lesen und er hat eine eigene Marke geschaffen“ - bevor Haas für seine Bücher Preise bekam, war er in der Werbebranche tätig - dem Vernehmen nach stammt etwa der Slogan „Ein Mazda müsste man sein“ von ihm. Mit Marken scheint er sich also auszukennen.

Wolf Haas bei den O-Tönen 2012 im MQ

simon brugner/they shoot music

Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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