Wolf Haas: „Ich neige zur Fernsehsucht“

Mit „Verteidigung der Missionarsstellung“ hat Wolf Haas soeben sein neues Buch vorgestellt. Im Interview mit wien.ORF.at erzählte der Autor von seiner Fernsehsucht und bezeichnete eines seiner Werke sogar als „Scheißbuch“.

wien.ORF.at: Sie sind einer der erfolgreichsten Autoren Österreichs. Eines deshalb vorweg: Kennen Sie Schreibblockaden, Zeiten, wo gar nichts geht?

Haas: Dieses klassisches Bild von einer Schreibblockade, die immer mit dem herrlichen Bild des weißen Blattes Papier formuliert wird (lacht), obwohl schon seit mindestens 20 Jahren alle auf Computer schreiben, das habe ich eigentlich nie gehabt, weil ich so ein extremer Überarbeiter bin. Das heißt: Das Schreiben ist für mich überhaupt nicht die eigentliche Tätigkeit, das Schreiben ist für mich mehr so, dass man so eine Art Grundteppich einmal erzeugt, einen Text, das finde ich einfach. Aber das ist ja auch noch nicht veröffentlichbar oder das ist noch nichts.

Und die Arbeit beginnt eigentlich erst da, wo ich schaue: Von den fünf Seiten, die ich da geschrieben habe, ist da vielleicht eine Zeile darunter, die ich verwenden kann? Dadurch sind das immer so konkrete Tätigkeiten, wo es eigentlich nie den EINEN Moment gibt, wo das Buch entsteht oder wo die Geschichte entsteht. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es mir einmal nicht mehr so leicht von der Hand geht oder es hat auch Zeiten gegeben, wo mir alles, was ich gemacht habe, einfach nicht gut vorgekommen ist. Das ist finde ich normal.

Autor Wolf Haas

ORF/Hubert Kickinger

Haas: „Bin ein bisschen in Gefahr im Netz zu versumpfen“

wien.ORF.at: Bei all der Arbeit - fällt es Ihnen schwer abzuschalten und zu entspannen? Ist es anstrengend, ständig neue Ideen zu haben?

Haas: Das gibt es schon, dass man nicht abschalten kann und deswegen habe ich mir streng abgewöhnt am Abend zu arbeiten, weil ich dann nicht einschlafen konnte. Also ich arbeite jetzt immer am Morgen und ungefähr zu Mittag höre ich auf. Und dann beruhigt sich das Hirn schon wieder bis zum Abend.

wien.ORF.at: Und was sind die Lieblingsnachmittagsbeschäftigungen?

Haas: Wenn es nicht zu schmierig klingen würde, könnte ich jetzt sagen ORF-Online lesen (lacht). Also ich bin schon allgemeiner gesagt, ein bisschen in Gefahr mit dem Computer und im Netz zu versumpfen.

wien.ORF.at: Schauen Sie auch gerne Fernsehen?

Haas: Ich tue gern fernsehen, ich neige sogar zur Fernsehsucht, weil ich wirklich alles interessant finde, was im Zusammenhang mit meinem Beruf ja auch stimmt. Man kann im drögesten Talk schon interessante Dinge erfahren und bizarre Figuren sehen, aber es ist mir trotzdem schade um die Zeit.

Darum habe ich fast 15 Jahre ohne Fernseher gelebt. Dann bekam ich quasi – versehentlich – einen Kabelanschluss, weil ich einen für das Internet brauchte und ab da habe ich ihn immer angesteckt, das hat dazu geführt, dass ich drei Jahre nichts anderes getan habe als zu fernsehen. Jetzt habe ich ihn wieder weggegeben, aber nun kommt mir die technische Entwicklung leider extrem in die Quere, weil man ja am Computer fernsehen kann. Also das mit der Abstinenz klappt jetzt nicht mehr so ganz.

wien.ORF.at: Zu Ihrem neuen Buch: Liebe, Sex und Seuchen wie Rinderwahn und Vogelgrippe – all das kommt in „Verteidigung der Missionarsstellung“ vor. Wie würden Sie den Inhalt beschreiben?

Wolf Haas: Also wenn ich es in einem Satz beschreiben würde, dann würde ich sagen: Ein Typ verliebt sich immer gerade dann, wenn eine dieser ominösen Seuchen ausbricht. Und daraus haben sich auch die Schauplätze ergeben: Weil der Rinderwahn ist in England ausgebrochen, die Vogelgrippe in China, die Schweinegrippe in New Mexiko. Natürlich liegen da auch viele Jahre dazwischen und so hat diese eine Grundidee die Struktur des Romans eigentlich sehr geprägt, weil sich dadurch der Fortgang der Handlung schon entschieden hat.

wien.ORF.at: Sie haben gesagt, eine Idee zum Buch war auch, dass in einer Radiosendung ein Psychologe meinte, die Liebe habe auch immer etwas pathologisches. Waren Sie je unglücklich verliebt?

Haas: Naja, ich denke, es gibt keinen Menschen, der nie unglücklich verliebt war - zumindest würde ich den zutiefst bedauern, weil das ja auch ein sehr intensives und umfassendes Gefühl ist und wenn jemand nie unglücklich verliebt war, dann müsste er sich eigentlich die Frage stellen, ob er ein bisschen zu wenig riskiert hat in seinem Leben.

wien.ORF.at: Wie lange haben Sie an dem neuen Buch gearbeitet?

Haas: Ich arbeite eigentlich an jedem Buch ziemlich gleich lang und zwar in einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren entsteht das Buch. Arbeiten tue ich wesentlich weniger (lacht). Ich schreibe halt einmal so eine Grundversion und die Überarbeitungsphasen sind eigentlich die Hauptarbeit.

Autor Wolf Haas

ORF/Hubert Kickinger

Haas: „Wenn ich einmal angefangen habe, muss das fertig werden“

wien.ORF.at: In ersten Buchbesprechungen gab es die Kritik „vergnüglich zu lesen und rasch wieder vergessen“ oder die „eh schon dünne Handlung wird zu oft von typographischen Spielereien gestört“. Wie wichtig ist die Sprache, wie wichtig der Inhalt? Treffen Sie schlechte Kritiken eigentlich?

Haas: Da könnte ich aber auch ein paar euphorische Kritiken dagegen halten. Das mit den schlechten Kritiken ist ja in meinem Fall so, dass ich im Lauf meiner Karriere extrem gut behandelt worden bin. Ich habe das Glück gehabt, dass die ersten Brenner-Romane überhaupt nicht kritisiert worden sind, weil das nur Krimis waren und die erfahren eigentlich gar keine Würdigung durch Kritiker - aber auch keine Herabwürdigung. Und mit der Zeit sind dann einmal nur positive Kritiken gekommen, weil alles dieser Logik folgte ‚Es ist nur ein Krimi aber trotzdem ganz interessant‘. Das ist schon wieder so ein Bonus, den ich da bekommen habe. Und dann ist „Das Wetter vor 15 Jahren“ erschienen und da haben alle gesagt: ‚So ein interessantes Buch, wo der doch nur ein Krimiautor ist!‘ (Lacht). (...) Interessant finde ich auch, dass ich in letzter Zeit meistens in Deutschland bessere Kritiken als in Österreich bekomme. In Deutschland bin ich ja ein paar Jahre später bekannt geworden und da werden die Kritiker vielleicht erst diese paar Jahre später finden, dass man mir zur Abwechslung auch einmal eine auf’s Aug geben muss.

wien.ORF.at: Die Sprache in Ihren Büchern hat eigenen Rhythmus. Welche Musik hören Sie privat gerne? Und sehen Sie da einen Zusammenhang zwischen dem eigenen Sprachstil und Rhythmus und Musik?

Haas: Die Frage nach der Musik, die ich gern höre, ist bei mir die gefürchtetste Frage, weil ich nämlich einen total komischen Musikgeschmack habe. Mich interessiert alles irgendwie. Ich höre so quer durch, ich kann fast Allem etwas abgewinnen. Trotzdem ist für das Schreiben das Stichwort Musik entscheidend für mich. Also ich finde ja, dass ein Text einen Rhythmus, eine Musikalität haben kann – oder nicht. Und das ist für mich das entscheidende Kriterium, ob mich etwas interessiert oder nicht.

TV-Hinweis:

Wolf Haas war zu Gast im „kultur.montag“. Das Studiogespräch können Sie hier nachsehen.

Mir ist sogar einmal als Student aufgefallen, dass alle Autoren, die mir damals getaugt haben, eigentlich ausgebildete Musiker waren. Und ich habe sogar kurz überlegt meine Dissertation darüber zu schreiben. Also die Frau Jelinek ist Organistin, der Gert Jonke, der mir damals recht getaugt hat, hat Musik studiert, Thomas Bernhard hat Musik studiert und da habe ich so das Gefühl gehabt, dass eigentlich die Autoren, die lieber Musiker wären, das sind die guten Autoren. Und die Autoren, die immer schon Autoren werden wollten, die schreiben irgendwie ein bisschen zu „breitärschige“ Prosa sozusagen (lacht), aber leider gilt dieses Kriterium nicht für mich. Ich habe kein Musikstudium gemacht.

wien.ORF.at: Spielen Sie eigentlich ein Instrument?

Haas: Naja, so ein bisschen klimpern tue ich schon, aber so richtig nicht.

wien.ORF.at: Dieser eigene Rhythmus, dieser eigene Sprachstil, wie hat sich der dann entwickelt oder wie sind Sie auf den gekommen, wie haben Sie den gefunden?

Haas: Naja, das war eigentlich ein sehr interessanter Moment in meinem Leben: Wie ich den ersten Brenner-Roman begonnen habe, das war noch gar kein Krimi und noch gar kein Brenner-Roman, aber irgendwie habe ich so drei, vier Seiten in diesem holprigen Sprech-Sprach-Duktus geschrieben.

wien.ORF.at: Wie alt waren Sie da?

Haas: Da war ich, das kann ich Ihnen ziemlich genau sagen, 29 oder 30. Ich war nämlich zwei Jahre Unilektor in Großbritannien und da war ich ziemlich frustriert, weil ich ziemlich lange das Schreiben versucht habe und nie irgendetwas veröffentlichen konnte. Und dann bin ich dort gesessen, auf einer faden Uni und es war so ein Gefühl - das klingt im Nachhinein lächerlich - aber in dem Moment war es so das Gefühl, dass ich das nicht geschafft habe und wahrscheinlich auch nicht mehr schaffen werde als Autor irgendwie zu reüssieren.

Buchhinweis:

Wolf Haas: „Verteidigung der Missionarsstellung“, Hoffmann und Campe, 240 S., 20,50 Euro.

Aber ich habe halt trotzdem weiter geschrieben, aber eher aus der resignativen Wut heraus, dass das alles nicht geklappt hat und da habe ich halt irgendwie so geschrieben wie es mir witzig vorgekommen ist und habe alle diese Über-Ichs, die man so im Kopf hat, ad acta gelegt. Ich wollte gar kein guter Schriftsteller mehr sein, sondern ich habe einfach mit so einem gewissen Hass auf das Establishment sozusagen meinen Bauern in mir erweckt und es war ganz interessant von dem her, dass ich im Ausland war. Also dass sozusagen meine gut verdrängte ländliche Herkunft dort, wo ich eigentlich in einer englischen Umgebung war, sich zurückgemeldet hat. Finde ich ganz interessant, wie so Dinge mit einem passieren, ohne dass man es richtig beabsichtigt.

wien.ORF.at: Würden Sie sich generell als ehrgeizigen Menschen bezeichnen?

Haas: Nicht unbedingt ehrgeizig in dem Sinn, dass ich es zu etwas bringen will, aber als extrem hartnäckig, wenn ich mir einmal etwas vorgenommen habe, dass ich nicht gern davon ablasse.

wien.ORF.at: Kann man sagen, Sie sind stur?

Haas: Ja. Oder vielleicht fällt mir eher das Wort „verbissen“ ein. Also wenn ich einmal angefangen habe, dann muss das fertig werden.

wien.ORF.at: Also das Gegenteil wäre ja loslassen, dass man wieder Abstand gewinnt. Das funktioniert dann gar nicht?

Haas: Naja, das funktioniert manchmal zwangsweise. Zum Beispiel „Das Wetter vor 15 Jahren“, da waren beide Sachen, also immer wieder Loslassen und immer wieder hartnäckig verfolgen, über einen langen Zeitraum von auch fast 15 Jahren nämlich. Das Scheißbuch habe ich einfach nicht hingekriegt, das habe ich einige Male sozusagen weggehaut für mein Gefühl. Das ist halt nichts geworden und das Verbissene ist eher das, dass ich es dann nach einem halben Jahr wieder hervor zerre und wieder zu bearbeiten beginne.

wien.ORF.at: Wie lange haben Sie eigentlich einen Verlag gesucht für das erste Buch?

Haas: Naja, das waren so ungefähr 15 Jahre. Weil als Student habe ich angefangen Skripte zu verschicken und mit 36 ist dann mein erstes Buch erschienen.

Autor Wolf Haas

ORF/Hubert Kickinger

Haas: „Ich bin dafür, dass Cannabis gleich streng wie Alkohol bewertet wird“

wien.ORF.at: Ist mit dem Erfolg als Schriftsteller auch die Angst vor Misserfolg gekommen?

Haas: Ich habe komischerweise überhaupt keine Angst vor dem Misserfolg. Immer wenn ein Buch fertig ist, habe ich eine fast dumm-dreiste Zuversicht, dass das schon gut laufen wird oder so. Ich weiß nicht woher sich das speist. Und komischerweise ist es bis heute so geblieben: Einen Druck lass ich mir überhaupt nicht machen. Es gibt niemals einen Vertrag für ein Buch, das ich noch nicht geschrieben habe oder irgendeine Form von Zusage. Ich erzähle nicht einmal meinem Verlag, was ich schreibe. Sondern ich schreibe ein Buch und wenn es fertig ist, schicke ich es ihm.

wien.ORF.at: Sie arbeiteten ja auch eine Zeit lang als Werbetexter. Ist eigentlich ein erneuter Berufswechsel vorstellbar?

Haas: Wenn ich von außen darauf schaue, dann nehme ich an, dass das nicht sehr wahrscheinlich ist, dass ich noch einmal einen anderen Beruf ergreife. Aber während dem Schreiben brauche ich das wahnsinnig dringend, dass immer wenn etwas nicht gut läuft, ich mir sag: „Ich muss ja kein Buch mehr schreiben.“ Also es gibt ja keinen Druck, dass ich das tun muss, ich kann ja etwas Anderes machen. Das rede ich mir schon oft ein.

wien.ORF.at: Gibt es da Fluchtszenarien?

Haas: Früher hat es das vielleicht eher gegeben, aber je älter ich werde, desto stärker ist das, dass ich halt dann nichts mehr tun muss beruflich. Das ist ja auch denkbar. Ich tendiere ja schon eher zu so Weltsichten, dass man nicht immer eine Leistung erbringen muss.

wien.ORF.at: Haben Sie je eine Lebenskrise gehabt?

Haas: Meine Hauptlebenskrise war tatsächlich als es mit dem Schriftstellerwerden nicht so geklappt hat wie ich es mir gewünscht hätte, so zwischen 30 und 35 hatte ich den Verdacht, dass ich viele Jahre meines Lebens für einen pubertären Traum in den Sand gesetzt hätte. Also, dass ich da einer Sache hinter her gerannt bin, die ich überhaupt nicht kann. Das war so der damalige Status. Ich habe das ja nicht gewusst, dass es später noch einmal klappen wird. Und da war ich schon recht frustriert. Aber seither bin ich auch recht glücklich darüber, dass es doch noch geklappt hat.

wien.ORF.at: Ist das überhaupt etwas, was Sie den Leuten empfehlen würden, einfach dran zu bleiben, wenn man den Drang zu etwas spürt, sei es noch so aussichtslos damit wirtschaftlichen Erfolg zu haben?

Haas: Ich traue es mich überhaupt nicht, jemandem da einen Tipp zu geben, weil ich da ganz klar sehe, dass es bei mir auch nicht hätte klappen können. Es ist wirklich eine Mischung aus meiner Hartnäckigkeit und einer großen Portion Glück. Es hätte auch sein können, dass nie ein Brenner-Roman erschienen ist, dass ich heute irgendetwas Anderes machen würde und mit einer gewissen Selbstironie resümieren würde: ‚Früher habe ich mir eingebildet, ich hätte das Zeug zum Schriftsteller, aber habe ich mich halt selbst überschätzt.‘

wien.ORF.at: Das heißt Sie sind ganz zufrieden, so wie es gelaufen ist?

Haas: Eigentlich im Moment schon, ja.

wien.ORF.at: Also ein glücklicher Mensch, kann man das sagen?

Haas: Zwischendurch manchmal glücklich. (lacht)

wien.ORF.at: Was sorgt für das Unglück dazwischen?

Haas: Naja, das Gleiche wie bei jedem Menschen. Tausenderlei, Alltagsfrust,...

wien.ORF.at: Und was ist das bei Ihnen?

Haas: Ich habe zum Beispiel etwas mit dem Hermes Phettberg gemeinsam: Dass ich es nicht schaffe, meine Wohnung aufzuräumen und dass ich stundenlang meine Geldbörse suchen muss bevor ich aus dem Haus gehe.

wien.ORF.at: Eine ganz andere Frage: Brenner raucht sich schon gern mal ein – sind Sie für die Legalisierung von Cannabis?

Haas: Ich bin dafür, dass Cannabis gleich streng wie Alkohol bewertet wird. Also ich persönlich bin kein übertriebener Freund von Drogen. Ich glaube eigentlich, dass sie einen verblöden. Aber ich glaube, dass das auch für Alkohol gilt. Wie ich auch an mir selbst manchmal feststellen kann (lacht). Ich glaube Alkohol ist extrem unterschätzt und Cannabis extrem überschätzt in der Gefahr.

wien.ORF.at: Sie sind in Salzburg geboren, die Eltern waren in der Gastronomie und mit knapp zehn Jahren sind Sie als Internatsschüler in ein katholisches Privatgymnasium gekommen – hatten Sie eine schöne Kindheit?

Haas: Das würde ich so nicht sagen. Ich glaube, dass die meisten Menschen, die das sagen, lügen. Ich glaube, ich habe genauso eine gemischte Kindheit gehabt wie die meisten Leute. Also es waren gute Sachen dabei und mühsame.

wien.ORF.at: Und was war das Mühsame?

Haas: (Denkt nach). Was war das Mühsame? Es ist wahrscheinlich nicht nur von Vorteil, wenn man mit zehn Jahren in ein Internat kommt. Das hat ein paar Vorteile: Man muss sich mit seinen Eltern beispielsweise nicht so viel herum ärgern, aber es ist wahrscheinlich auch ein bisschen zu früh in Wahrheit.

wien.ORF.at: Sind Sie eigentlich noch in der Kirche? Oder sind Sie ausgetreten?

Haas: Ich bin gleich nach der Matura ausgetreten aus der Kirche.

wien.ORF.at: Und aus welchen Gründen?

Haas: Ich bin eigentlich kein besonders ausgeprägter Kirchenhasser. Ich interessiere mich eigentlich immer für Religion und ich schaue gerne „Orientierung“ oder so etwas, also ich finde das durchaus eine interessante Welt, die mich auch berührt. Aber ich finde das überhaupt nicht gut, wenn man wo von Vornherein Mitglied ist - ohne dass man je gefragt worden ist. Darum habe ich mir gedacht: „Das brauche ich nicht.“

wien.ORF.at: Die Frage nach Ideen für ein neues Buch bringt es wahrscheinlich gar nicht, weil sie gesagt haben, Sie reden nicht darüber, oder?

Haas: Es gibt immer Ideen. Es ist immer so eine Frage, die mich amüsiert. Man wird oft gefragt ‚Woher bekommen Sie die Ideen?‘. Und das ist für mich eine richtig witzige Frage, weil ich mir denke, deswegen wird man ja Schriftsteller, weil man Ideen hat. Dass ich mich da hinsetzen könnte und hoffe, dass ich eine Idee habe, das ist mir völlig wesensfremd. Ich glaube, das trifft auf ganz viele Menschen zu, die das nicht als Beruf ausüben, dass man einfach andauernd irgendwelche Ideen hat und man kann sich die Arbeit machen etwas aus der Idee zu machen. Aber das Haben der Idee - das ist keine Kunst.

wien.ORF.at: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Hubert Kickinger, wien.ORF.at

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