Elsner frühestens im November wieder fit

In frühestens sechs bis acht Wochen könnte Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner verhandlungsfähig sein. Das sagten zumindest seine Anwälte, seine Frau und sein Arzt bei einer Pressekonferenz zum Gesundheitszustand Elsners am Donnerstag.

Elsner sei am vergangenen Dienstag erneut an der Lunge punktiert worden. Dabei seien ihm 1,5 Liter Wasser abgepumpt worden, sagte Elsners Anwalt Andreas Stranzinger bei der Verhandlung im Straflandesgericht. Richter Christian Böhm vertagte die Verhandlung danach erneut am Donnerstag.

Gutachten ohne Blick auf Befunde?

Kurz danach nahmen die Anwälte, Ruth Elsner und der Herzchirurg Manfred Deutsch bei einer Pressekonferenz zu Elsners Gesundheitszustand Stellung. Das Herauspumpen von 1,5 Liter Wasser aus der Lunge sei ein medizinischer Extremwert. Mit so viel Wasser in der Lunge könne jemand kaum gehen oder Stiegen steigen.

Deutsch kritisierte das Gericht und die Arbeit des medizinischen Gutachters Günter Steurer. Deutsch wies daraufhin, dass die drei Bypässe, die Elsner eingesetzt wurden, nicht mehr funktionieren. Sein Misstrauen gegenüber dem Gutachter begründete er damit, dass dieser zunächst davon gesprochen hatte, dass nur ein Bypass nicht mehr funktioniere. Erst nachdem er - mit Erlaubnis des Richters - dreimal mit Steurer telefoniert hatte, habe dieser in seinem Gutachten im August auch seine Diagnose übernommen.

Die Frage, warum ein so gut ausgebildeter Gutachter wie Steurer „zu dieser Fehldeutung der Befunde kommen kann“, sei für ihn klar, so Deutsch. Steurer habe die Befunde einfach nicht gesehen.

Ruth Elsner, Anwalt Andreas Stranzinger, Herzchirurg Manfred Deutsch und Anwalt Jürgen Stephan Mertens

APA/HELMUT FOHRINGER

Ruth Elsner, Anwalt Andreas Stranzinger, Herzchirurg Manfred Deutsch und Anwalt Jürgen Stephan Mertens: Gemeinsame Kritik an Gericht

Keine persönliche Untersuchung

Auch Elsner-Anwalt Stranzinger kritisierte den Umstand, dass Steurer seinen Mandanten bisher nicht persönlich untersucht hätte. Steurer habe auf eine entsprechende Frage bei der Verhandlung am Montag nicht geantwortet.

Aber auch Herzchirurg Deutsch wich der Frage, wann er Elsner klinisch untersucht habe, bei der Pressekonferenz am Donnerstag aus. Er habe sich ein persönliches Bild vom Patienten im Juni gemacht, als dieser in Tirol war. Dazu habe er auf die Befunde der behandelnden Ärzte zurückgegriffen und ein persönliches Gespräch mit Elsner geführt.

Nimmt Gutachter Herzanfall in Kauf?

Elsners Ehefrau Ruth warf Gutachter Steurer vor, einen kardiologischen Zwischenfall im Gerichtssaal in Kauf zu nehmen. Steurer hatte Elsner ja in seinem letzten Gutachten für verhandlungsfähig erklärt - mehr dazu in Tauziehen um Elsner geht weiter. Ein Arzt alleine könnte bei einem derartigen Zwischenfall gar nichts ausrichten, so Elsner, auch wenn Steurer möglicherweise bei der Befragung im Gerichtssaal anwesend wäre.

Ruth Elsner nahm auch zum Prozess selbst Stellung. Sie kritisierte erneut, dass sich offenbar niemand um das verschwundene Vermögen des mitangeklagten Spekulanten Wolfgang Flöttl kümmere.

Elsners Anwälte sehen Gutachter unter Druck

Dass man medizinische Privatgutachten in Auftrag gebe, erklärte Ruth Elsner damit, dass es keine guten Gerichtssachverständige gebe. Man sei gezwungen, diesen Weg zu gehen.

Elsners zweiter Anwalt Jürgen Stephan Mertens sagte, bisher sei man mit allen Befangenheitsanträgen abgeblitzt. Man könne aber jederzeit wieder einen stellen. Die Verteidiger Elsners vermuten, dass vom Richter Druck auf den Sachverständigen ausgeübt werde, um Elsner Verhandlungsfähigkeit zu attestieren.

Der behandelnde Arzt im deutschen Kurort Bad Reichenhall will nach vier Wochen die Lunge wieder kontrollieren. Bis dahin bleibt Elsner laut Deutsch verhandlungsunfähig. Er gehe davon aus, dass es sechs bis acht Wochen dauern könnte, bis sich Elsners Gesundheit stabilisieren werde. „Dann könnte Elsner jenen Zustand erreichen, den ihm Steurer seit Wochen unterstellt“, so Deutsch.