Bettelbeauftragter ist Kunstaktion

Das Geheimnis ist gelüftet. Jener städtische „Bettelbeauftragte“, der auch mittels Inseraten für Irritationen sorgte, ist eine Kunstaktion der grünen „Wienwoche“. Das grüne Festival bietet auch eine Podiumsdiskussion zum Thema Bettelei.

Die Anzeige sieht jenen der Stadt Wien täuschend ähnlich. Allerdings ist darauf nicht die Bezeichnung „Stadt Wien“, sondern „Statt Wien“ zu lesen. Ein Blick in das Programm des nun anlaufenden Kulturfestivals „Wienwoche“ zeigt: So heißt auch eine Künstlergruppe, die sich ebenfalls mit dem Thema Bettelei beschäftigt.

Nach einer Anfrage der APA waren die Urheber „geständig“: Die Aktion richte sich gegen Bettelverbote und ähnliche Einschränkungen. Man sei im Rahmen des Wienwoche-Projekts in die Rolle der Stadt geschlüpft und wolle beweisen, dass „gouvermentales Engagement“ sich nicht nur auf Ver- und Gebote beschränken müsse. An der Aktion nimmt auch ein aus der Slowakei stammender Bettler teil, der sich bereits gegen das Bettelverbot engagiert hat.

Foto der Facebook-Seite Bettelbeauftragter der Stadt Wien

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Auf Facebook wurde ein Foto des Bettelbeauftragten verbreitet

Abschaffung des Bettelverbots als Ziel

„Bei unserer Aktion am Siebenbrunnenplatz war der einhellige Tenor der Passanten, dass sie diese innovativ und gut finden. Unter der Schirmherrschaft der Stadt spendeten sie gerne. Auch die Verdoppelung der Spende durch die Stadt wurde unterstützt“, berichtete Heide Hammer von der Gruppe „Statt Wien“ in einer Mitteilung. Auf dem betreffenden Platz war der sogenannte Bettelbeauftragte erstmals aufgetaucht.

„Wir haben diesen Weg gewählt, damit unser politischer Vorschlag, Abschaffung des Bettelverbots und unterstützender Umgang mit bettelnden Menschen, Gehör findet. Die Stadt Wien kann unseren Inhalt und unser Design gerne übernehmen“, fügte sie hinzu. Angst vor rechtlichen Schritten der Stadtverwaltung habe sie hingegen nicht: „Ehrlich gesagt glauben wir nicht an eine Klage gegen ein Kunstprojekt, Wien ist doch nicht Moskau.“

Bürgermeister-Büro prüfte Inserat

Das Inserat bzw. das leibhaftige Auftauchen einer Person, die sich als Bettelbeauftragter ausgab, hatte sogar Anfragen im Wiener Rathaus zur Folge. Sogar im Büro von Bürgermeister Michael Häupl (S) musste man sich mit der Causa beschäftigen. Dort hieß es: Das Inserat sehe zwar so aus, stamme aber nicht von der Stadt. Weitere Schritte würden geprüft.

Dies kann nun wohl entfallen, da die Aktion Teil der von den Grünen ins Leben gerufenen Wienwoche ist, die am Samstag startet. Wobei die Grüne Sozialsprecherin Birgit Hebein schon vor Bekanntwerden der Urheberschaft betonte: „Die Aktion sensibilisiert den Umgang mit Armut und zeigt menschliche Alternativen ohne Vertreibung durch Bettelverbote auf.“ Es darf angenommen werden, dass sie eingeweiht war - nimmt sie im Rahmen der Wienwoche doch selbst an einer Podiumsdiskussion zum Thema Bettelei teil.

Laut Can Gülcü, einem der Leiter der Wienwoche, findet diese unter dem Titel „Wien verbindet - Wien organisiert. Warum nicht auch die BettlerInnen?“ am 28. September um 18.00 Uhr statt - und zwar im Rahmen der „Messe für Arbeit und Arbeitslosigkeit“ im Bildungszentrum der Arbeiterkammer Wien.

Internet-Video und Facebook-Seite

Von dem vermeintlichen Bettlerbeauftragten kursiert auf You-Tube ein Video, auch eine Facebook-Seite ist online. Ein Fake-Kamerateam hatte die Aktion auf dem Siebenbrunnenplatz gefilmt - offenbar ahnungslose Fußgänger wurden in die Irre geführt und um Spenden gebeten, wie auch die Tageszeitungen „Der Standard“ und „Kurier“ berichteten.

Ziel: Gerüchte über Bettelbanden zerstreuen

In dem „Standard“-Artikel wurde im Zuge der Causa der Bettelbeauftragte Stefan Olah genannt, bei einem von ihm ausgerufenen „Tag der organisierten Bettelei“ seien alle Spenden von Passanten durch die Stadt Wien verdoppelt worden. Olah selbst habe es sich in seiner neuen Funktion zum Ziel gesetzt, das „Gerücht über Bettelbanden und mafiöse Strukturen“ bei der Bevölkerung zu zerstreuen, hieß es.

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