Studie: Jugendliche sind „Ja-Sager“

Drei von vier Wiener Jugendlichen beklagen in einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung, dass sich in ihrem Freundeskreis viele junge Menschen durch Überforderung in Schule oder Arbeit gestresst fühlen. Zudem nimmt laut Umfrage die Zahl der angepassten „Ja-Sager“ zu.

In der Umfrage unter 400 jungen Wienerinnen und Wienern im Alter von 16 bis 19 Jahren, meinten knapp 50 Prozent, dass es an Schulen und Universitäten nicht gerne gesehen wird, wenn man kritische Fragen stellt. Rund jeder Zweite war zudem der Ansicht, dass man in der Schule und im Beruf am besten voran kommt, wenn man das tut, was Lehrer oder Vorgesetzte verlangen, egal ob man es für richtig hält oder nicht.

Studierende sollten übrigens nach Ansicht jedes zweiten Befragten lieber lernen als ständig zu demonstrieren. Auch Außerparlamentarischer Protest ist heute nicht mehr gerne gesehen. Die Zustimmung der Mehrheit fanden in der Umfrage eher die stillen Angepassten.

Studienautor: „Pragmatismus statt Idealismus“

Studienautor Bernhard Heinzlmaier sieht gegenüber wien.ORF.at die Gründe in der „Erziehung zum betriebswirtschaftlichen Denken und in einer immer verschulter werdenden Ausbildung“. Jugendliche würden deshalb dazu neigen die Dingen „nach Kosten-Nutzen-Kalkül zu bewerten. Und wer Regeln befolgt, wird belohnt. Statt Idealismus herrscht dann Pragmatismus vor“, so Heinzlmaier.

Drei von vier befragten Wienern beklagten, dass sich in ihrem Freundeskreis viele junge Menschen durch Überforderung in Schule oder Arbeit gestresst fühlen. Heinzlmaier führte dieses Ergebnis der Studie auch auf permanenten Selektions- und Leistungsdruck zurück.

Viele mit Bildungssystem nicht zufrieden

Für die überwiegende Mehrheit der 16- bis 19-jährigen Wienerinnen und Wiener steht laut Studie auch fest, dass das österreichische Bildungssystem soziale Ungleichheit stabilisiert. Rund 60 Prozent waren der Meinung, dass die österreichischen Universitäten auf Kinder aus Akademikerfamilien zugeschnitten sind und ebenso viele sind überzeugt, dass Absolventen einer Lehre in Österreich weniger Ansehen haben als Maturanten.

Gleichzeitig werden Personen mit Lehrabschluss allerdings gute Jobchancen eingeräumt. So sind entgegen der Realität am Wiener Arbeitsmarkt 57 Prozent der Befragten der Meinung, dass Lehrabsolventen kein größeres Risiko zu Arbeitslosigkeit haben als Maturanten oder Akademiker. Die Mehrheit der Befragten will auch mehr Investitionen in Bildung, 74 Prozent fordern, dass der Staat in Lehrlingsausbildung genauso viel Geld investieren müsse wie in höhere Schulen und Universitäten.

Unzufrieden sind viele auch damit, dass die Entlohnung von Lehrlingen in typischen Frauenberufen (z.B. Handel) deutlich niedriger ist als in typisch männlichen Lehrberufen. Rund 50 Prozent der Wiener Jugendlichen meinten, dass es in allen Lehrberufen eine gleich hohe Lehrlingsentschädigung geben sollte. Vor allem die jungen Frauen drängen auf Durchsetzung dieser Forderung, so Heinzlmaier.

Migrationsoptimismus der Jugend

Auch im Hinblick auf Migranten stellte die Studie eine Veränderung fest. Lediglich rund zwei Prozent sind Migranten gegenüber „sehr negativ“ eingestellt und nur eine Minderheit von etwa elf Prozent deklariert sich als „eher negativ“ eingestellt. Die Zeiten, in denen man mit den Ängsten vor den Fremden jugendliche Massen mobilisieren konnten, scheinen vorbei, so Heinzlmaier. Als Grund sah er „Erfahrungen mit Migranten die positiv sind“.

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